14., 15. und 17. November 2024

Juraj Valčuha und Leif Ove Andsnes

Stand

INHALT

Konzerttermine
Programmfolge
Kurzinfos zum heutigen Konzert
Werkeinführungstext
Künstlerbiografien
Orchesterbesetzung
Orchester-News
Konzertvorschau
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Service

KONZERTTERMINE

Do 14. November 2024, 20 Uhr
Fr 15. November 2024, 20 Uhr

Stuttgart, Liederhalle

So 17. November 2024, 19 Uhr
Freiburg, Konzerthaus

Kostenlose Einführungen jeweils eine Stunde vor Konzertbeginn

PROGRAMMFOLGE

ANATOLI LJADOW
"Der verzauberte See"
Legende für Orchester op. 62
ca. 7‘

SERGEJ RACHMANINOW
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 d-Moll op. 30
Allegro ma non tanto
Intermezzo (Adagio)
Finale (Alla breve)
ca. 41’

Pause

SERGEJ PROKOFJEW
Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 44
Moderato
Andante
Allegro agitato
Andante mosso – Allegro agitato
ca. 33’

Mitwirkende

Leif Ove Andsnes, Klavier
SWR Symphonieorchester
Juraj Valčuha, Dirigent

Unmittelbar im Anschluss an das Konzert findet eine „Nach(t)musik“ mit Leif Ove Andsnes und Mitgliedern des SWR Symphonieorchesters auf der Bühne statt.

Video-Livestream · Fr 15. November, 20.03 Uhr auf SWR.de/so
Radio-Sendung · auf SWR Kultur am Freitag, 15. November 2024, 20.03 Uhr
Konzerteinführungen · Rafael Rennicke

KURZINFOS ZUM HEUTIGEN KONZERT

WERKEINFÜHRUNGSTEXT

EINFACH NUR ALS GUTE MUSIK HÖREN
KOMPOSITIONEN VON LJADOW, RACHMANINOW UND PROKOFJEW

"
Alles Schöne in der Kunst besteht in der sachkundigen Zerstörung der Regel", meinte Anatolij Ljadow einmal, "begründet ein neues Gesetz, dann zerstört ihr auch ein altes. Alle zerstörenden Gesetze, wenn sie logisch sind, stellen sofort neue Gesetze auf." Wie es scheint, haben sich Ljadow (1855-1914), Rachmaninow (1873-1943) und Prokofjew (1891-1953) an diese Erkenntnis gehalten. Als Vertreter unterschiedlicher Generationen mussten sie jeweils einen eigenständigen Weg finden, um ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Ljadows Schüler Prokofjew meinte ohnehin: "Ein klassischer Komponist ist ein Verrückter, der Musik komponiert, die seiner eigenen Generation unverständlich ist." Selbst wenn er mit dieser scherzhaften Bemerkung wie auch mit seinen Werken in jungen Jahren provozieren wollte, so strebte er wie Ljadow danach, nicht mit schwelgerischer Üppigkeit zu betören, sondern nach eigenem Bekunden "möglichst komprimiert zu schreiben". Auch Rachmaninow schätzte – sowohl als Interpret als auch als Komponist – Präzision und Prägnanz. Von seinem Freund Anton Tschechow lernte er den Grundsatz: "Die Kürze ist die Schwester des Talents."

Zwar führte der Weg ins "Schöne in der Kunst" bei Ljadow, Rachmaninow und Prokofjew zu jeweils unterschiedlichen Ergebnissen, dennoch trifft auf alle Rachmaninows Feststellung zu, die Musik sollte, "in der abschließenden Analyse, Ausdruck der komplexen Persönlichkeit des Komponisten sein". Aber sowohl die Tondichtung, das Klavierkonzert als auch die Sinfonie bestätigen ebenso Igor Strawinskijs Feststellung bei einer Vorlesung an der Harvard University: "Warum hören wir über russische Musik immer nur im Hinblick auf ihr Russentum, anstatt einfach nur als gute Musik?"


EIN MUSIKALISCHES STILLLEBEN
Anatolij Ljadows "Der verzauberte See op. 62

Als "leichtsinnig, offenherzig, gewandt, frisch und kraftvoll" beschrieb Musorgskij den jungen Anatolij Ljadow, den er mit seinen Improvisationen und Kompositionen am Klavier erlebte – "ein kampflustiges Talent". Einige Jahre später lobte Rimskij-Korsakow Ljadows Arbeiten ebenfalls, fügte aber hinzu: "Sehr gut, aber mein Gott, wie kurz!" Ljadows Kompositionen reiften langsam. Er profilierte sich als Dirigent sowie als Dozent für Harmonie und Komposition am Konservatorium seiner Heimatstadt Sankt Petersburg, der Hauptstadt des Zarenreichs. Unter anderem besuchten mit Boris Asafjew, Sergej Prokofjew und Nikolaj Mjaskowskij einflussreiche Persönlichkeiten des russisch-sowjetischen Musiklebens seinen Unterricht. Der Termindruck dieser Tätigkeiten dürfte Ljadow gereicht haben, denn an seinem gemächlichen Arbeitstempo als Komponist scheiterten so manche Projekte. Sein Freund Wiktor G. Walter, Musiker und erster Biograf des Komponisten, meinte, Ljadow "schrieb nur unter dem Einfluss inneren Antriebs, der nicht häufig zu verzeichnen war". Als ihm der Verleger Beljajew 1901 eine monatliche Pension hinterließ, kommentierte Ljadow: "Schon zu spät, ich bin des systematischen Arbeitens bereits entwöhnt."

Anatoli Ljadow, Fotografie 1890er-Jahre
Anatoli Ljadow, Fotografie 1890er-Jahre


Von Chopin inspiriert, lag Ljadows wahre Stärke bei Klavierstücken, über die es treffend in einer Rezension hieß, "es gibt nichts Überflüssiges: Es wird nur das gesagt, was nötig ist, und das – lakonisch." Ebenso verhält es sich mit seinen wenigen Kompositionen für Orchester. Gingen "Baba-Jaga" und "Kikimora" noch auf slawische Legenden zurück, so regten wahrscheinlich Bilder des in Sankt Petersburg bekannten Landschaftsmalers Arsenij Meschtscherskij die Komposition von "Der verzauberte See" an, beispielsweise sein Gemälde "Der Bergsee". "Wie schön der See ist, wie klar und voller Sterne, die über den Geheimnissen der Tiefe schweben«, schrieb Ljadow im April 1908 an einen Freund, "aber das Wichtigste ist die Abwesenheit von Menschen mit ihren Freuden und Sorgen; eine tote Natur – kalt, bösartig und doch fantastisch, wie in einem Märchen." Für das im Untertitel als "Märchenbild" charakterisierte Orchesterwerk verzichtete Ljadow auf Blechbläser, um mit geteilten Streichern das Wogen des Wassers zu illustrieren sowie mit Holzbläsern, Celesta und Harfe das Funkeln und Reflektieren des Sternenglanzes in unterschiedlichen Metamorphosen einzufangen. "Der verzauberte See" macht sein Selbstverständnis als "Pianissimo-Komponist" besonders deutlich. Das Werk endet mit der Anweisung "morendo", passend zu einer nicht seltenen depressiven Stimmung bei Ljadow, der einmal notierte: "Es kommt mir oft der Gedanke, ob ich nicht schon gestorben bin."


AUF DEM KLAVIER SINGEN
Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 3 op. 30

Auf Außenstehende mochte Sergej Rachmaninow reserviert, vielleicht sogar überheblich gewirkt haben. Wer ihn jedoch näher kannte, schätzte wie Roger Sacheverell Coke "die Schlichtheit des wahrhaft Großen" oder fand ihn, wie Mitglieder des Westminster Choir in London, einfach nur "sweet", süß. "Immer wieder lese ich Äußerungen über ′eingewurzelte Melancholie′ oder ′russischen Fatalismus′", schrieb der befreundete englische Journalist Arthur Hirst, "aber ich selbst habe solche Dinge nie hören können! Dominierendes Merkmal aller seiner Kompositionen ist ein lebensstrotzendes Aufwärtsstreben, gepaart mit der schieren Freude am kreativen Schaffen, und vieles ist verbunden mit einem feinen Sinn für Humor." Dies wird bei Rachmaninows drittem Klavierkonzert offenkundig, das 1909 zu einem Zeitpunkt in New York uraufgeführt wurde, als noch nicht abzusehen war, dass der Künstler acht Jahre später emigrieren musste, um fortan überwiegend in den USA zu wirken. Das Werk ist Joseph Hofmann gewidmet, wie Rachmaninoff einer der besten Pianisten der damaligen Welt, der es allerdings nie aufgeführt hat. Neben dem Komponisten wurde hingegen Wladimir Horowiz einer der frühen Interpreten. Verbreiteten Übersetzungen zufolge äußerte Rachmaninoff ihm gegenüber einmal, er habe sein drittes Klavierkonzert "für Elefanten geschrieben". Dies scheint zu suggerieren, dass nur Leute mit einer dicken Haut und enormer Kraft dieses Konzert stemmen können. Aber einerseits sind Elefanten empfindsame Tiere mit einem feinen Gespür für seismische Schwingungen, und anderseits haben sowohl der Komponist als auch der Pianist miteinander sicherlich Russisch gesprochen, wobei Rachmaninoff gewiss den Begriff "слон" verwendet hat – dieser bezeichnet sowohl Elefanten unterschiedlichster Art als auch den Läufer im Schachspiel. Somit schwingt nicht allein die Bedeutung mit, dass es sich um ein sensibles, anspruchsvolles Konzert handelt, sondern auch, dass man – so wie die Läufer auf den schwarzen bzw. weißen Diagonalen lange Distanzen überwinden – auf den schwarzen und weißen Klaviertasten ein weites tonales Spektrum umfängt. Auftritte in Westeuropa war Rachmaninow seit 1899 durch Gastspiele als Dirigent und Pianist gewöhnt. Von den exzellenten Verdienstmöglichkeiten in den USA hatte ihm schon sein Vetter, der Starpianist und Dirigent Aleksandr Siloti berichtet, und so gehörte der Auftrag der New York Philharmonic Society, ein neues Klavierkonzert zu schreiben, zu den größten Herausforderungen für den 35-jährigen Komponisten. Die Tournee führte Rachmaninow von Anfang November 1909 bis Ende Januar 1910 durch kleinere und größere Städte im Osten Nordamerikas. Dabei präsentierte sich der Dirigent, Pianist und Komponist als eine der seltenen Dreifachbegabungen, wie man sie im 20. Jahrhundert vielleicht nur noch bei Benjamin Britten und Leonard Bernstein fand.

Sergej Rachmaninow
Sergej Rachmaninow, Zeichnung von Leonid Ossopowitsch Pasternak ca. 1916

Wie das zweite bietet vor allem das dritte Klavierkonzert Großstadtmusik, die von Moskau über Berlin, Paris und London bis New York international verständlich war. Allein das erste Thema des Konzerts war, wie der Komponist betonte, "weder Volksliedformen noch kirchlichen Quellen entlehnt; es wurde einfach so ′geschrieben′!" Rachmaninow ging es allein um den Klang. "Ich wollte eine Melodie auf dem Klavier ′singen′, wie die Sänger sie singen, und eine passende Orchesterbegleitung finden, die diesen ′Gesang′ nicht übertönt. Das ist alles!", sagte er.

War das zweite Klavierkonzert noch beeinflusst von der lässigen Eleganz des als "Zivilistenstadt" charakterisierten Moskau, scheint das dritte Klavierkonzert im Sog des quirligen, merkantilen und rastlosen New York zu stehen. Selbst im mittleren Adagio-Intermezzo finden sich "Piú vivo"- und "piú mosso"-Passagen. Die Motorik der drei Sätze wirkt vielfach perkussiv, mitunter sogar unruhig, hektisch, bizarr. Der Urheber war ein Komponist, der von schnellen Wagen träumte, und die Empfänger Menschen einer Stadt, die damals etwa drei Mal so viele Einwohner hatte wie Moskau. Auch wenn Rachmaninow das Werk teilweise auf seinem Landgut Iwanowka schrieb, konnte er sich durch Berichte Aleksandr Silotis gut vorstellen, was das Publikum einer geschäftsmäßig-turbulenten Metropole erwartete – immerhin kannte Rachmaninow selbst den Trubel zukunftsorientierter Großstädte wie Moskau und London, moderne Eisenbahnen, elektrische Straßenbahnen und Autoverkehr. Mit seinem dritten Klavierkonzert schuf Rachmaninoff den Tonfall für den in Brooklyn aufgewachsenen George Gershwin, der zur Zeit der Uraufführung elf Jahre alt war, und anderer amerikanischer Komponisten. Fünfzehn Jahre später förderte Rachmaninow die Uraufführung von Gershwins "Rhapsody in Blue". Analog zu Gershwins zwanzig Jahre später entstandenem Orchesterwerk "Ein Amerikaner in Paris", könnte man Rachmaninows drittes Konzert für Klavier und Orchester durchaus mit "Ein Europäer in New York" überschreiben. Doch inmitten all des Trubels kehrt die Musik des dritten Klavierkonzerts immer wieder zu der eingangs angestimmten Gesanglichkeit zurück, was bereits ein Rezensent bei einer Aufführung des Werks in der Berliner Philharmonie mit Rachmaninow und Furtwängler feststellte: Nicht nur das Publikum reagierte emotional "in der herrlichen Schlußphrase der Streicher (unisono) gegen Ende des letzten Satzes", sondern auch die ausführenden Musiker: "Ich habe beobachtet, wie die Cellisten, als sie diese grandiose und melodisch wundervolle Stelle spielten, Kopf und Oberkörper hin- und herwiegten – das tun sie nur, wenn sie der Geist packt und sie sich aus ganzem Herzen der Schönheit einer solchen Sache hingeben!"


EIN INSTRUMENTALES DRAMA
Prokofjews Sinfonie Nr. 3 op. 44

Gerade in den 1920er Jahren bereitete es dem 1918 emigrierten Sergej Prokofjew zunehmend Sorge, man könnte ihn "bereits für einen zweitrangigen Komponisten" halten. In den USA kamen ihm manche Rezensionen vor, als habe man "ein Rudel irrer Hunde losgelassen, die meine Hosen in Stücke reißen". Auch der Umzug nach Paris bescherte ihm eine eher gemischte Aufnahme, sodass Prokofjew allmählich begann damit zu liebäugeln, sich langfristig in der UdSSR niederzulassen. Die von ihm als ein Werk »aus Eisen und Stahl« bezeichnete zweite Sinfonie, die Mitte der 1920er-Jahre entstand, hätte durchaus zur frühen Phase der sowjetischen Kunst gepasst. Nach der neoklassischen Ersten und der experimentellen zweiten Sinfonie beschritt Prokofjew mit den beiden folgenden Sinfonien wieder ganz andere Wege: Beide standen in Verbindung mit Bühnenwerken – einer Oper bzw. einem Ballett. Um auf seine Arbeiten fürs Theater aufmerksam zu machen, hatte Prokofjew mehrfach Orchester- oder Instrumentalsuiten erstellt. Doch bei seiner bislang noch unaufgeführten Oper "Der feurige Engel" erkannte er, dass sich "das Material unerwartet zu einer viersätzigen Symphonie zusammenfügte", worin ihn der angesehene sowjetische Komponist Nikolaj Mjaskowskij, lebenslanger Freund Prokofjews und Widmungsträger der dritten Sinfonie, bestärkte. Die Oper geriet in Vergessenheit und wurde erst ein Jahr nach Prokofjews Tod vollständig konzertant in Paris aufgeführt und zehn Monate später szenisch in Venedig. Die Uraufführung der dritten Sinfonie erlebte der Komponist im Mai 1929 mit dem Orchestre Symphonique de Paris unter Pierre Monteux in der französischen Hauptstadt.

Sergej Prokofjew, Foto um 1935
Sergej Prokofjew, Foto um 1935


Zwei Jahre zuvor hatte Prokofjew mit der Berliner Staatsoper und dem Dirigenten Bruno Walter die einzigen ernsthaften Interessenten an der Oper vergrault, weil er die Partitur nicht zum vertraglich vereinbarten Termin lieferte. So erlebte er im Juni 1928 als "L’ange de feu" lediglich Auszüge aus dem zweiten Akt in einem Pariser Konzert. Es gab nur wenige Interessenten für das symbolistische Drama von Walerij Brjusow, in dem das verhängnisvolle Wechselspiel von Wissenschaft, Aberglaube und Religion thematisiert wird. Die Konversationsoper eignete sich nicht für eine Suite mit den vermeintlich schönsten Momenten. Dementsprechend übernahm Prokofjew für die dritte Sinfonie eher Stimmungen, die in den sinfonischen Fluss integriert werden. Die konfliktreiche Musik fesselt, auch wenn man nicht weiß, dass der Beginn von der Einleitungsszene der Oper abgeleitet ist, in der die junge Renata Visionen von Dämonen und dem Engel, in den sie sich verliebt hatte, peinigen. Der zweite Satz spielt auf die Klosterszene an und im dritten wird das pochende Drei-Ton-Motiv einer Geisterbeschwörung integriert. Der Schlusssatz gilt als Portrait des Universalgelehrten Agrippa von Nettesheim. Man sollte die Sinfonie indes viel eher betrachten als ein instrumentales Ideen- und Charakterdrama, das individuelle Konflikte in zuweilen harschen Kontrasten, unruhiger Harmonik und farbenreichen Klangeffekten darstellt. Prokofjew reiste in jener Zeit ruhelos durch die Welt, sodass er in den USA, dem bayerischen Ettal und Paris an der dritten Sinfonie arbeitete. Er kam Mitte der 1920er-Jahre mit der Lehre der "Christian Science" in Berührung und notierte am 5. Mai 1926 in seinem Tagebuch: "Ausgehend von der Christlichen Wissenschaft sollte es so etwas wie Schrecken nicht geben. Ja, meine dritte Sinfonie wird ganz aus Süße und Licht bestehen." Doch besorgt von den Entwicklungen in Westeuropa und der Sowjetunion fiel diese Sinfonie dann aufwühlender als ursprünglich gedacht aus. Das Werk besitzt unabhängig von der Oper seine individuelle musikalische Logik und Architektur. Demensprechend sagte Prokofjew zurecht, er "mag es nicht, wenn sie gelegentlich als ′Feuriger Engel-Sinfonie′ bezeichnet wird".


Meinhard Saremba • ist musik- und kulturwissenschaftlicher Publizist, Herausgeber und Verfasser von zahlreichen Büchern zur Musikgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Er schrieb unter anderem Bücher über Leoš Janáček, Arthur Sullivan, Giuseppe Verdi, Clara Schumann und Johannes Brahms. Zuletzt erschienen beim Hamburger Osburg-Verlag seine Doppelbiografie »Britten und Schostakowitsch – Eine Künstlerfreundschaft im Schatten der Politik« sowie »Sergej Rachmaninoff – Ein russischer Weltbürger«.


KÜNSTLERBIOGRAFIEN

Juraj Valčuha, Dirigent

Juraj Valčuha genießt international hohes Ansehen für seine große Ausdruckskraft und profunde Musikalität. Seine Auftritte überzeugen durch präzise Schlagtechnik und natürliche Bühnenpräsenz und machen ihn zu einem der gefragtesten Dirigenten seiner Generation. Im Juni 2022 hat er die Position des Music Director beim Houston Symphony übernommen. Von 2016 bis 2022 war er Music Director des Teatro San Carlo in Neapel und von 2009 bis 2016 Chefdirigent des Orchestra Nazionale della RAI. Bis 2023 war er Erster Gastdirigent des Konzerthausorchesters Berlin. Valčuha studierte Dirigieren und Komposition in Bratislava, bei Ilya Musin in St. Petersburg und in Paris, wo er 2005 beim Orchestre National de France debütierte. Rasch folgten Einladungen zu den großen Orchestern in Europa und Übersee.

Juraj Valčuha
Juraj Valčuha

So stand er bislang u. a. am Pult des Philharmonia Orchestra London, des Gewandhausorchesters Leipzig, des Swedish Radio Orchestra, der Wiener Symphoniker, der Staatskapelle Dresden, der Münchner und Berliner Philharmoniker, des Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam, des NDR Elbphiharmonie Orchesters, des hr-Sinfonieorchesters, des SWR Symphonieorchesters, des Orchestra dell´Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom und der Filarmonica della Scala Milano. Engagements in Nordamerika führten ihn zu den Orchestern von Pittsburgh, Boston, Chicago, Cleveland, Cincinnati und San Francisco, zu den Los Angeles Philharmonic und den New York Philharmonic. Zu den künstlerischen Höhepunkten der letzten Jahre zählten Konzerte mit dem Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI in München, Köln, Zürich, im Wiener Musikverein, der Berliner Philharmonie, beim Enescu Festival Bukarest sowie bei den Abu Dhabi Classics. Mit dem Konzerthausorchester Berlin führte ihn eine Tournee in die baltischen Hauptstädte. Valčuha ist darüber hinaus ein gefragter Operndirigent. So leitete er in den letzten Monaten Aufführungen von Puccinis "La fanciulla del West" und Wagners "Tristan und Isolde" an der Bayerischen Staatsoper und der Deutschen Oper Berlin. In der Spielzeit 2024/2025 dirigiert er "Salome" an der Semperoper Dresden, „Das schlaue Füchslein“ an der Pariser Opéra Bastille sowie "Pique Dame" an der Deutschen Oper Berlin.

Leif Ove Andsnes, Klavier

Die New York Times beschreibt Leif Ove Andsnes als "einen Pianisten von meisterhafter Eleganz, Kraft und Scharfsinn", und das Wall Street Journal nennt ihn "einen der begabtesten Musiker seiner Generation". Mit seiner souveränen Technik und seinen tiefgründigen Interpretationen hat der gefeierte norwegische Pianist weltweite Anerkennung erlangt. Er spielt Konzerte mit den bedeutendsten Orchestern rund um den Globus und hat gleichzeitig eine angesehene und umfangreiche Diskographie aufgebaut. Als begeisterter Kammermusiker ist er Gründungsdirektor des Rosendal Chamber Music Festival und war fast zwei Jahrzehnte lang Künstlerischer Leiter des Risør Festival of Chamber Music. Im Juli 2013 wurde er in die Gramophone Hall of Fame aufgenommen, zudem erhielt er Ehrendoktorwürden der norwegischen Universitäten Bergen und Oslo sowie der New Yorker Juilliard School.

Leif Ove Andsnes
Leif Ove Andsnes

Zwei Konzerte für Klavier und Orchester spielen für Andnes in der Saison 2024/2025 eine herausragende Rolle. Beethovens fünftes Klavierkonzert, dass er u. a. mit den New York Philharmonic, dem Washington National Symphony Orchestra, dem London Symphony Orchestra, dem Leipziger Gewandhausorchester, dem Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom und auf Tournee mit dem Oslo Philharmonic spielen wird, sowie das dritte Klavierkonzert von Rachmaninow, dass er bei den Osterfestspielen in Baden-Baden mit den Berliner Philharmonikern, auf einer Nordeuropatournee mit dem italienischen Grandhôtel Orchestra Toblach und mit dem Rotterdam Philharmonic, dem SWR Symphonieorchester und dem London Philharmonic Orchestra zur Aufführung bringen wird. Als erster künstlerischer Partner des Mahler Chamber Orchestera hat Andsnes das Ensemble bereits in zwei mehrjährigen Projekten vom Klavier aus geleitet. Bei "Mozart Momentum 1785/86" erkundeten sie gemeinsam Mozarts Klavierkonzerte Nr. 20 bis 24. Das zweite Projekt hieß "The Beethoven Journey", brachte die Beethoven-Klavierkonzerte zu Aufführung und umfasste über einen Zeitraum von vier Jahren insgesamt 230 Live-Auftritte in 108 Städten und 27 Ländern. Leif Ove Andsnes wurde 1970 in Karmøy, Norwegen, geboren und studierte am Bergener Musikkonservatorium bei dem renommierten tschechischen Professor Jirí Hlinka. Er erhielt auch wertvolle Ratschläge vom belgischen Klavierlehrer Jacques de Tiège, der wie Hlinka seinen Stil und seine Spielphilosophie stark beeinflusste. Heute lebt Andsnes mit seiner Frau und ihren drei Kindern in Bergen.

SWR Symphonieorchester

Das SWR Symphonieorchester hat in der Liederhalle Stuttgart und im Konzerthaus Freiburg sein künstlerisches Zuhause. Im September 2016 aus der Zusammenführung des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR und des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg hervorgegangen, zählen Interpretationsansätze aus der historisch informierten Aufführungspraxis, das klassisch-romantische Kernrepertoire sowie Musik der Gegenwart gleichermaßen zu seinem künstlerischen Profil. Von 2018 bis 2024 stand Teodor Currentzis als Chefdirigent an der Spitze des Symphonieorchesters. Ab der Saison 2025/2026 übernimmt François-Xavier Roth diese Position. Zu den jährlichen Fixpunkten im Konzertkalender des SWR Symphonieorchesters zählen die SWR eigenen Konzertreihen in Stuttgart, Freiburg und Mannheim sowie Auftritte bei den Donaueschinger Musiktagen und den Schwetzinger SWR Festspielen. Seit 2020 ist das SWR Symphonieorchester das Residenzorchester der Pfingstfestspiele im Festspielhaus Baden-Baden. Einladungen führen das Orchester regelmäßig zu den Salzburger Festspielen, in die Elbphilharmonie Hamburg, nach Berlin, Köln, Frankfurt, Dortmund, Essen, Wien, Edinburgh, London, Barcelona, Madrid und Warschau. International gefragte Dirigenten wie Herbert Blomstedt, Peter Eötvös, Christoph Eschenbach, Pablo Heras-Casado, Manfred Honeck, Jakub Hrůša, Eliahu Inbal, Ingo Metzmacher, Kent Nagano, Sir Roger Norrington, Jonathan Nott, Andrés Orozco-Estrada, Michael Sanderling und Giedrė Šlekytė haben mit dem SWR Symphonieorchester zusammengearbeitet.

SWR Symphonieorchester
SWR Symphonieorchester

Unter den hochkarätigen Solisten finden sich Yulianna Avdeeva, Renaud Capuçon, Martin Grubinger, Isabelle Faust, Vilde Frang, Hilary Hahn, Janine Jansen, Alexandre Kantorow, Sabine Meyer, Fazil Say, Gil Shaham, Antoine Tamestit und Anna Vinnitskaya. Ab September 2024 steht die Geigerin Patricia Kopatchinskaja dem SWR Symphonieorchester als Artistic Partner für zwei Spielzeiten zur Seite. Mit seinem umfangreichen Musikvermittlungsangebot erreicht das Orchester jährlich etwa 15.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Sendegebiet des SWR. Zahlreiche Live-Übertragungen auf SWR Kultur und Konzertstreams auf SWR.de/so ermöglichen vielen Musikfreunden in der ganzen Welt, an den Konzerten des Symphonieorchesters teilzuhaben. Seit 2024 ist das SWR Symphonieorchester offizieller Partner von "La Maestra", dem international bedeutendsten Wettbewerb für Nachwuchsdirigentinnen.

ORCHESTERBESETZUNG

ORCHESTER-NEWS

Der Preis des SWR Symphonieorchesters bei den Donaueschinger Musiktagen 2024 geht an "DING, DONG, DARLING!" von Sara Glojnarić.

Begründung der Jury

Wohin geht die Orchestermusik? Als SWR Symphonieorchester haben wir diese Frage und verschiedene Antwortmöglichkeiten jedes Jahr auf unseren Pulten liegen. In diesem Donaueschinger Jahr hatten wir es vor allem mit Kombinationen zu tun – Stimmen, Instrumentalsolist:innen und Elektronik kamen zum und verwoben sich mit dem Orchesterklang.

Sara Glojnarić und Peter Bromig (SWR, Ralf Brunner)
Sara Glojnarić und Peter Bromig bei den Donaueschinger Musiktagen 2024

Ein Ausdruck sicherlich unserer vielschichtigen Gegenwart, der aber zugleich ganz praktisch auch unseren eigenen Klang, die Probenarbeit und die Spielweise jedes Einzelnen beeinflusst hat. Manchmal ist dieses Zusammenwirken eine echte Herausforderung gewesen, aber auch darum kann es gehen: quasi Utopisches doch möglich zu machen. Vielleicht ist gerade das sogar besonders nahe an ganz persönlichen Anforderungen unserer Gegenwart – trotz Widerständen Freude auszudrücken, mit gnadenlos- unverrückbaren Tempovorgaben zu kämpfen und am Ende zu zeigen: Es ist doch machbar, und es sagt etwas aus. Wir wünschen uns für das Preisträgerstück dieses Jahrgangs, dessen Auswahl eine lange und sehr dynamische Diskussion aller Werke vorausgegangen ist, dass wir, indem wir die fordernde, aber produktive Arbeit daran fortsetzen, den mutigen Drive der Musik weitertragen – und damit auch ein Stück der Utopie verwirklichen, die darin steckt.

Für die Jury: Lydia Jeschke

KONZERTVORSCHAU

Haben Sie Interesse an weiteren Konzerten des SWR Symphonieorchesters? Diese finden Sie in unserem Konzertkalender.

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Sonstige Informationen
Wir weisen freundlich darauf hin, dass unautorisierte Bild- und Tonaufnahmen jeglicher Art bei dieser Veranstaltung untersagt sind.

Impressum
Sabrina Haane, Gesamtleitung SWR Symphonieorchester
Dr. Henning Bey, Künstlerische Planung
Tabea Dupree, Redaktion SWR Kultur
Henrik Hoffmann, Redaktion Programmheft
Matthias Claudi, Leitung Kommunikation SWR Ensembles und Festivals
Sämtliche Texte sind Originalbeiträge für dieses Programmheft

Stand
Autor/in
SWR