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John Storgårds dirigiert Bruckners fünfte Sinfonie

Stand

Livemitschnitt vom 17. Dezember 2021 in der Stuttgarter Liederhalle.

Programm

Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 5 B-Dur (WAB 105)
Adagio – Allegro (mäßig)
Adagio
Scherzo. Molto vivace – Trio. Allegretto
Finale. Adagio – Mäßig bewegt

Mitwirkende

SWR Symphonieorchester
Dirigent: John Storgårds

Zum Programm: Sinfonische Evolution

Anton Bruckner war ein sinfonischer Spätentwickler. Der Oberösterreicher wirkte als Hilfslehrer in der Marktgemeinde Sankt Florian, spielte dort die Orgel und studierte nebenbei Musiktheorie und Kontrapunkt in Wien. Erst durch die Berufung zum Domorganisten in Linz wurde er im Alter von 31 Jahren hauptberuflich zum Musiker. Bei dem fast zehn Jahre jüngeren Theaterkapellmeister Otto Kitzler begann er, Komposition zu studieren. Nach ersten Versuchen errang Bruckner 1873 mit seiner zweiten Sinfonie in Wien einen Achtungserfolg. Mit diesem Werk fand er seine individuelle Stimme. Das wachsende Zutrauen in seine eigenen Fähigkeiten als Komponist belegt, wie er bei den Widmungen seiner Sinfonien in der Hierarchie aufstieg: Die dritte Sinfonie eignete er dem von ihm bewunderten Komponistenkollegen Richard Wagner zu, die nächste Constantin Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst, dann folgten der Kultusminister Karl Ritter von Stremayr (Nr. 5), der Philosophieprofessor Ritter von Oelzelt-Nevin und seine Gattin Amy, geborene Edle von Wieser (Nr. 6), König Ludwig II. von Bayern (Nr. 7), der Kaiser von Österreich (Nr. 8) und schließlich "dem lieben Gott" (Nr. 9).

Auf Anraten von Freunden und Dirigenten überarbeitete er seine Sinfonien vielfach. Um Aufführungen nicht zu gefährden, ließ er Musikern oft freie Hand, auch wenn er nicht alle Eingriffe in seine Partituren billigte. Die verspätete erste Aufführung einer bearbeiteten Version seiner fünften Sinfonie in Graz konnte er wegen einer schweren Erkrankung zwei Jahre vor seinem Tod nicht miter- leben. So wie sich seine langen Orchesterwerke ganz allmählich zu gran- diosen Steigerungen hin entwickeln, fand Bruckner erst schrittweise Anerkennung. Die Bedeutung vieler seiner originalen Sinfoniefassungen und die Wechselwirkung mit seiner Sakralmusik wurde erst nach und nach im 20. Jahrhundert erfasst.

Text von Meinhard Saremba, aus dem Programmheft

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