Er flüchtete in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vor seinem Dienstherrn, riskierte beinahe ein paar fehlende Schneidezähne und wurde zu einem der gefeiertsten Hornisten seiner Zeit: Johann Wenzel Stich alias Giovanni Punto. Für ihn schrieb Beethoven seine Hornsonate op. 17.
Auf und davon
1768 ließ Graf von Thun und Hohenstein Steckbriefe verteilen. Ihm waren ein paar Musiker abhanden gekommen, sie hatten unerlaubt den Dienst bei ihm quittiert. Unter den Ausreißern befand sich auch Johann Wenzel Stich, einer der besten Hornisten seiner Zeit.
Jetzt war er aber erst einmal auf der Flucht und wurde von Graf von Thun per Steckbrief gesucht. Darin wurde jeder aufgefordert, die Flüchtigen aufzugreifen oder, wenn man ihrer nicht habhaft werden könne, wenigstens ihrem Anführer die vorderen Zähne einzuschlagen.
Es verwundert nicht, dass Stich nach dieser Ansage erst einmal einen großen Bogen um die Gebiete der Habsburger Monarchie machte. Immerhin behielt er seine Schneidezähne. Allerdings musste sich das Wiener Publikum noch ein wenig gedulden, bis es den Hornisten hören durften.
Neuanfang unter neuem Namen
Nach seiner Flucht gab sich Johann Wenzel Stich erst einmal einen Künstlernamen: Er trat nun als Giovanni Punto auf. Das klingt nicht nur gut, es war auch eine ausgezeichnete Tarnung – man denke nur an den Grafen von Thun. Außerdem lag Punto damit ganz und gar im Trend: Unter Künstlern war es zu dieser Zeit gängige Praxis, sich einen italienischen Namen zu geben oder den Namen ins Italienische zu übersetzen.
Aus Johann Wenzel Stich wurde Giovanni Punto. Als solcher trat er an verschiedenen Höfen in Europa auf und wurde zu einer Berühmtheit. Sogar Mozart, der bei der Beurteilung von Musikern nicht gerade zimperlich war, gab zu: „Punto bläst magnifique“.
Endlich in Wien
Am 18. April 1800 war es dann endlich so weit: Nachdem die Habsburger Monarchie lange Zeit vermintes Gebiet für Punto war, gab er sein Konzertdebüt in Wien. Mit ihm auf der Bühne saß Ludwig van Beethoven, der ihn am Klavier begleitete.
Außerdem komponierte Beethoven zu dieser Gelegenheit extra ein neues Stück: die Sonate für Horn und Klavier in F-Dur op. 17, ein maßgeschneidertes Werk für den Hornvirtuosen.
Die Uraufführung war ein voller Erfolg. Es gab tosenden Applaus und das Stück wurde gleich noch einmal gespielt. Dabei hatte sich Beethoven erst zwei Tage vor dem Konzert überhaupt ans Komponieren gemacht. Doch der Erfolg gab ihm recht: Heute gehört die Sonate zum Standartrepertoire für Waldhorn!
Stefan Dohr
„Das Horn klingt besser als meine Bratsche!“ – Das dachte sich Stefan Dohr, als er staunend ein Konzert des berühmten Hornisten Hermann Baumann verfolgte. Und so legte er die Viola erst einmal zur Seite, um Horn zu lernen. Eine gute Entscheidung: Seit 1993 ist Stefan Dohr Solohornist bei den Berliner Philharmonikern. Neben der Orchestertätigkeit ist Dohr aber auch in der Kammermusik zuhause.
Lauma Skride
Lauma Skride ist eine der gefragtesten Pianistinnen, insbesondere wenn es um das deutsche klassische und romantische Repertoire geht. In ihrem Kalender stehen zahlreiche Kammermusikkonzerte und Gastspiele bei namhaften internationalen Orchestern. Zusammen mit ihrer Schwester Baiba Skride sowie Harriet Krijgh und Lise Berthaud ist sie Mitbegründerin des Skride Quartet.
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