Musikstück der Woche

Salomon Jadassohns Klaviertrio Nr. 2 E-Dur op. 20

Stand
Autor/in
Christiana Nobach

Während Salomon Jadassohn mit seinen musiktheoretischen Schriften Generationen von Musikstudierenden im Bewusstsein blieb, geriet er als Komponist schon bald nach seinem Tod in Vergessenheit. Dabei galt er nach Mendelssohn und Schumann als der führende Komponist der sogenannten „Leipziger Schule“ und hat das musikalische Leben Leipzigs fast ein halbes Jahrhundert lang maßgeblich geprägt.

Wiederentdeckt

Salomon Jadassohn, in Breslau geboren, lebte und arbeitete überwiegend in Leipzig und veröffentlichte dort einen Großteil seiner Kompositionen und Lehrwerke. Nur in der Zeit zwischen 1849 und 1852 ging er nach Weimar, um sich dort von Franz Liszt pianistisch ausbilden zu lassen.

Ein einschneidendes Erlebnis war für Jadassohn die aufsehenerregende Uraufführung von Richard Wagners „Lohengrin“ im Jahr 1850. Trotzdem hat der Wagner-Liszt-Stil nur im Harmonischen Einfluss auf seine eigenen Werke genommen.

Als Melodiker setzte er die Mendelssohn'sche Richtung fort. Den musikalischen Satz versuchte er - unter dem Einfluss der Werke Bachs - kontrapunktisch zu verdichten. Nachhaltigeren Einfluss als seine Kompositionen hatten seine Lehrwerke. Sein „Lehrbuch der Harmonie“ erreichte 23 Auflagen und ist auch heute noch nicht veraltet.

„Das Richtige, Schöne und Ebenmäßige ist in der Klassik zu finden“

Schon bald nach seinem Tod geriet Salomon Jadassohn als Komponist schnell in Vergessenheit. Dabei galt er neben Carl Reinecke als der führende Komponist der sogenannten „Leipziger Schule“. Er beschritt weiter den von Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann eingeschlagenen Weg in die musikalische Romantik und prägte damit das musikalische Leben Leipzigs über vier Jahrzehnte hinweg.

Die Anzahl und die Bedeutung seiner Schülerschar ist enorm, darunter Frederick Delius, Edvard Grieg, Ferruccio Busoni, Emil Nikolaus von Reznicek, Felix Weingartner und Sigfrid Karg-Elert.

Ein vielseitiger Musiktheoretiker

Jadassohn beherrschte neben dem Kontrapunkt das gesamte Repertoire der klassisch-romantischen Stilmittel in allen Gattungen außer der Oper. Neuen musikalischen Strömungen um die Jahrhundertwende konnte er sich allerdings nicht mehr öffnen.

In seinen 140 Kompositionen bekennt er sich zum Primat der Musik über den zugrunde liegenden Text und der Schönheit über die „Wahrheit“. Das sind Kriterien, die er in erster Linie bei den klassischen Meistern finden konnte.

Von den Nazis verfemt

Jadassohns vier Klaviertrios sind durchweg eine interessante Bereicherung der Literatur in diesem Genre aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Viel zu schnell gerieten sie in Vergessenheit und wurden später zudem, wie alle seine Werke, von den Nationalsozialisten verboten.

Im Vergleich zur sonstigen Literatur dieser Gattung fällt auf, dass durchweg die sanfte, eingängige Melodik in allen Satzteilen dominiert. Das 2. Trio von 1860 beginnt mit einem Allegro appassionato in e-Moll und verharrt überwiegend in dieser Tonart, was dem Satz trotz ausdrucksstarker Melodien eine gewisse Würde und Schwere verleiht.

Die Romanze besticht durch ihr reizendes melodiöses Thema und strahlt verhaltene Anmut aus. Das Scherzo erscheint erstaunlich kapriziös in Rhythmik und unerwarteten Wendungen, während das Finale trotz des militärisch anmutenden Rhythmus‘ ganz in der Tradition Mendelssohns gehalten ist.

Exklusiv beim SWR aufgenommen – fürs Radio und Internet

#Zusammenspielen heißt die Aufnahme-Reihe, für die SWR2 im Corona-Jahr 2020 freiberufliche Musiker*innen in die Studios eingeladen hat. Über 60 Musiker*innen und Ensembles unterschiedlicher Couleur waren dafür bei uns – mit Lieblingsstücken und Repertoire, das wir im Radio senden und im Netz anbieten wollen. Im Musik-Podcast #Zusammenspielen auf SWR2.de gibt’s die Aufnahmen kombiniert mit Musiker-Gesprächen; ausgewählte Stücke – wie dieses – bieten wir auch als Musikstück der Woche an.

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Autor/in
Christiana Nobach