„1796 bei Opus 3 hatte Beethoven Ohren wie ein Falke“, heißt es in einem berühmten Sketch des Humoristen Loriot, als eine Gruppe dreier aristokratischer Herren mit auffällig Beethovenscher Haarpracht ein Trio des Meisters proben wollen. Weit besser als das, was in diesem Klamauk absichtlich übertrieben schräg klingt, ist natürlich unsere Aufnahme zum SWR2 Musikstück der Woche: Beethovens Streichtrio op. 9 Nr. 3 in der Einspielung mit dem Trio d‘Iroise.
Experimentierfeld Streichtrio
Auch das Streichtrio Opus 9 Nr. 3 zählt zu den wichtigen Frühwerken des Komponisten. Die dramatische Spannung, die meisterhafte Beherrschung der einzelnen Instrumente und die anspruchsvoll zu interpretierende, aber meisterhafte Verbindung der drei Stimmen zu einem Ganzen wirken bis heute überzeugend.
Beethoven selbst war sich dessen übrigens bewusst: „Wenn die Kunstprodukte, denen Ihr als Kenner die Ehre Eurer Protektion erweist, weniger nach der genialen Inspiration als vielmehr nach dem guten Willen, sein bestes zu geben, beurteilt würden; so hätte der Autor die ersehnte Genugtuung, dem ersten Mäzen seiner Muse das beste seiner Werke zu präsentieren“ schrieb er an den Widmungsträger, den Grafen Johann Georg von Browne.
Schicksalstonart c-Moll
Das Streichtrio op. 9 Nr. 3 steht in einer Tonart, die für Beethoven besondere Bedeutung hatte: c-Moll, die Schicksalstonart, in der er später auch so berühmte Werke wie die Klaviersonate „Pathétique“ oder die Fünfte Symphonie schreiben sollte.
Vier charakterstarke Sätze bindet der Komponist in diesem Trio zusammen: Einen kunstvollen Kopfsatz, ein nachdenkliches, aber trotzdem stolz wirkendes Adagio, ein lebhaftes Scherzo mit einem leichten Tarantella-Touch, vielen Dissonanzen und rhythmischen Finessen, und schließlich das Finale mit seinen flirrenden Triolenketten, die sich in schwindelerregender Geschwindigkeit von oben herabstürzen. Fast möchte man dabei an einen Falken denken.