Streichquartette zu komponieren, war für Ludwig van Beethoven eine fast lebenslange Aufgabe. Zu seiner ersten Veröffentlichung kam es 1801 in Wien: Damals veröffentlichte er gleich sechs Quartette zusammen.
Die Nummer 4 steht in c-Moll, der Beethoven-Tonart schlechthin. Unser SWR2-Musikstück der Woche wird interpretiert vom Mandelring Quartett.
Being Fürst Lobkowitz
Auf einem Ölgemälde blickt ein junger Mann in die Ferne. Den schwarzen Kragen hat er imposant aufgestellt, das weiße Halstuch in eindrucksvolle Falten geworfen. Vor allem aber seine Haare sind auffällig: Sie scheinen sein Haupt zu umwehen, keine Perücke stört.
Der junge, für seine Zeit so hypermodern wirkende Mann heißt Franz Joseph Maximilian Fürst von Lobkowitz. Beim Militär hat er es beruflich weit gebracht. Doch in Wahrheit schlägt sein Herz für die Kultur. Nach Musik und Theater ist er süchtig.
Der Fürst ist so etwas wie ein Kulturmanager, Financier, Musiker und Netzwerker in einem – einer der einflussreichsten seiner Art am Anfang des 19. Jahrhunderts.
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Der Mäzen und der Künstler
Zu keinem Künstler hatte Fürst Lobkowitz ein so intensives Verhältnis wie zu Beethoven. Den Komponisten, der nur zwei Jahre älter war als er, förderte der Fürst finanziell nach Kräften. Unter anderem sorgte er für die Organisation von Konzerten (etwa in seinem berühmten Wiener Palais), um dem erst seit ein paar Jahren in Wien tätigen Künstler eine Bühne und Einkünfte zu ermöglichen. Beethoven seinerseits bedankte sich mit Widmungen wichtiger Werke.
Manchmal erlaubte sich Fürst Lobkowitz musikalische Anregungen. So war es wohl auch bei der Serie von Streichquartetten, welche der Fürst um 1798 vermutlich bei Beethoven in Auftrag gab.
Typisch Beethoven
Das Quartett op. 18 Nr. 4 prägt rein äußerlich eine doppelte Besonderheit. Zum einen ist es Beethovens erstes Quartett in Moll, und es macht von der oft zugeschriebenen düsteren, ja dramatischen Atmosphäre dieses Tongeschlechts demonstrativ Gebrauch. Zudem wählt Beethoven hier ausgerechnet c-Moll, "seine" Tonart also. In c-Moll wird er später auch die Klaviersonaten "Pathétique" und op. 111 komponieren, das dritte Klavierkonzert und vor allem die fünfte Sinfonie. Als "typisch Beethoven" lässt sich auch wahrnehmen, dass er traditionelle Formen deutlich infrage stellt. Statt eines konventionellen langsamen Satzes probiert es Beethoven etwa mit einem bewegten, fugiert verspielten Andante scherzoso quasi Allegretto.
Wie Lobkowitz auf die Uraufführung des c-Moll-Quartetts, das sicherlich in privatem Kreis stattgefunden hat, und die Veröffentlichung der Noten 1801 reagiert hat, ist uns leider nicht überliefert. Kunstsüchtig, wie er war, wird er vermutlich seine helle Freude dran gehabt haben.