Dem englischen Verleger verdankt das letzte Klavierkonzert Beethovens den Beinamen „Emperor“, und tatsächlich strotzt dieses in der Heldentonart Es-Dur stehende Werk nur so vor Kraft und Lebenswillen.
Beethoven war schon taub, als er das Konzert schrieb. Die Uraufführung konnte er nicht selbst spielen – aber er sorgte dafür, dass alles nach seinen Vorstellungen gelang.
Die Pianisten der ersten Aufführungen waren fast alle Schüler von ihm und die Partitur hatte er penibelst ausgeführt. Ungewöhnlich für den Komponisten, der bei früheren Werken mit rudimentärsten Notenskizzen auskam. Seine Musik hatte er nämlich vollständig im Kopf.
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Ein konzentrierter Beethoven
Verschwendung lag Beethoven fern. Jede Harmonie ist ausgehört, jedes noch so kleine Detail sorgfältig verarbeitet. Kaum ein Komponist verstand es, auf so geniale Weise sein Material so auszuschöpfen wie Beethoven. Seine Radikalität und Kompromisslosigkeit wirkt bis heute frisch und modern.
Aus einer einfachen Dreiklangsbrechung entspnnen sich phantasierend anmutende Klavier-Kadenzen. Der lyrische zweite Satz, ursprünglich als Andante mit Variationen erdacht, entwickelt sich in seiner endgültigen Form zu einem der entrücktesten und zauberhaftesten Sätze in Beethovens Schaffen; man erahnt bereits den späteren Chopin.
„Echte Kunst ist eigensinnig“
So radikal Beethoven sein Material beleuchtet, so genial versteht er auch uns zu überraschen. Es ist nur ein einfacher Tonwechsel des Fagotts von H nach B, der uns schlagartig in den finalen Rondo-Satz überleitet – so schnell, dass man es kaum bemerkt. Er muss sehr stolz gewesen sein, Erzherzog Rudolph von Österreich, als er am 13. Januar 1811 das ihm gewidmete Werk seines Lehrers und Freundes selbst zur Uraufführung bringen konnte.