Musikstück der Woche

Mehr zu Brahms' Sonate Es-Dur op. 120 Nr. 2

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Autor/in
Felix Werthschulte

Die zwei Sonaten für Klarinette und Klavier op. 120 gehören zum Spätwerk von Johannes Brahms. Ihre Inspiration geht auf Brahms’ Bekanntschaft mit dem Meininger Klarinettisten Richard Mühlfeld zurück. Das SWR2 Musikstück der Woche wird gespielt von Annelien van Wauve und Lucas Blondeel (Aufnahme Oktober 2015).

Janus-Köpfigkeit

Nach dem eher intimen ersten Satz kehrt sich die Duo-Musik im zweiten Satz nach außen – scheinbar erzählend: vom Walzerrausch, von Wirtshaus und lustiger Gesellschaft. Aber nur scheinbar. Denn vor allem die mächtigen Akkorde im Klavier halten den unaufhörlichen Fluss immer wieder auf. Der Satz verbindet ebenso volkstümliche Anklänge mit schwarzer Romantik. Vor allem dann, wenn sowohl die Klarinette als auch das Klavier in ihre tiefsten Register hinabsteigen.

Die Musik „passiert“

Was ist das Finale dieser Sonate? Jedenfalls nicht das, was man vielleicht mit viel Tradition im Hinterkopf erwartet – ein schmissiges Virtuosenstück. Die Linien, die von der Klarinette unermüdlich intoniert und vom Klavier mit verhaltenen Akkorden unterfüttert werden, haben etwas Sakrales. Brahms steigert diesen Eindruck noch durch Bezüge auf barocke Polyphonie. Eine Fuge (oder Elemente daraus) als krönenden Abschluss zu setzen, das war für Brahms nicht neu. Schon in seiner ersten Cello-Sonate hatte er ähnlich gehandelt, auch wenn es dort wesentlich mehr nach dem Ausdruck eines „Jungen Wilden“ klingt. Die Musik ist hier so berührend, weil sie selbst spürbar keine ostentative Kunst mehr sein will. Kein Geklingel, kein Tand, nichts Menschengemachtes. Sie „passiert“. Und der Komponist? Der zögert, sein letztes Werk für diese Besetzung auf diese Weise walten zu lassen. Eine ausgedehnte Coda findet - durchaus virtuos - gerade noch einmal wieder ins Leben zurück.

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Felix Werthschulte