Musikstück der Woche

La Cetra Barockorchester Basel spielt Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 3

Stand
Autor/in
Bettina Müller-Hesse

Nomen est omen!? Bachs 3. Brandenburgisches Konzert ist komponiert für 3 Geigen, 3 Bratschen und 3 Celli, das Hauptthema des ersten Satzes beruht auf einem G-Dur Dreiklang. Alles 3 oder was? Nein. Das Werk hat nur 2 Sätze und überhaupt geht's da rein rechnerisch wohl um etwas ganz anderes…

Die neun Musen

Bach, damals Kapellmeister in Köthen, widmet seine Brandenburgischen Konzerte dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg. 1721 überreicht sie ein reitender Bote dem Markgrafen im Berliner Stadtschloss. Allesamt in einer demonstrativ schön geschriebenen Partitur.

Weil der Markgraf nicht nur kundig im Bereich der Infanterie ist, sondern auch einiges von der Kunst versteht, will Bach vermutlich mit seinen 3+3+3=9 Streichinstrumenten die neun Musen aus der griechischen Mythologie symbolisieren und dem Markgrafen huldigen: Ein Förderer der Künste umringt von den neun Musen.

Diplomatischer Schachzug

Bach führt dieses Konzert schon ein Jahr früher auf, an seinem Dienstort, dem schönen Wasserschloss des Fürsten zu Anhalt-Köthen. Dem Fürsten ist es nur recht, dass Bach seine Brandenburgischen Konzerte dem Markgrafen in Berlin widmet:

Ein kulturelles Geschenk aus Köthen könnte den Markgrafen günstig stimmen und Unterstützung bringen im ewigen Machtpoker, den der Fürst in Köthen mit Mutter und Bruder austrägt. Seine Position ist geschwächt, auch weil der Fürst kränkelt. Bach dürfte die Konzerte oft genug am Prunkbett des Fürsten aufgeführt haben.

Ein rasendes Orchester

Bach sitzt dabei am Cembalo, dazu, um die Continuo-Gruppe komplett zu machen, ein Kontrabass, und natürlich die neun Streicher. Die Besonderheit des 3. Konzerts ist, dass es nur zwei Sätze hat, es fehlt der langsame Mittelsatz.

Die beiden Sätze sind durch eine Kadenz von zwei Tönen verbunden – wie ein tiefes Ein- und Ausatmen, bevor der rasante 2. Satz folgt. Er ist geprägt von Sechzehntelnoten und schon Bach selbst soll ihn in einem Affenzahn aufgeführt haben. Darum ist das, was das La Cetra Barockorchester Basel hier abliefert, tatsächlich nichts anderes als „historisch informiert“.

La Cetra Barockorchester Basel

Rasante Tempi und federnder Schwung sind das Markenzeichen des La Cetra Barockorchesters, gegründet 1999 in Basel. Der Name ist Antonio Vivaldis Violinkonzert-Sammlung op. 9 entlehnt mit dem Titel „La Cetra“ – die Leier – und deutet auf das Kernrepertoire des Orchesters hin: Italienische Instrumentalmusik des 18. Jahrhunderts. Künstlerischer Leiter ist Andrea Marcon.

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Autor/in
Bettina Müller-Hesse