Ein berühmtes Ölgemälde von Johann Nepomuk della Croce: Mozart und seine Schwester Nannerl (mit Turmfrisur) am Klavier, die Hände überkreuzen sich. Vierhändig-Spielen ist für Mozart seit Kindertagen so selbstverständlich wie Fangenspielen im Garten. Kennengelernt hat er diese besondere Form des Musikmachens bei Johann Christian Bach.
A quatre mains
Knapp 8 Jahre ist Mozart alt, als er mit der Familie nach London reist. In der damals schon größten Stadt Europas residiert „John“ Bach, wie ihn die Londoner nennen, Johann Christian, der jüngste Sohn Johann Sebastian Bachs. Er ist ein anerkannter Komponist und Lehrer, geht bei Hofe ein und aus. Mozart und er verstehen sich prima, trotz der 30 Jahre Altersunterschied. Mozart sitzt bei seinem großen Freund auf dem Schoß am Cembalo und spielt mit ihm „à quatre mains“. Es dauert nicht lange und Mozart bekommt Lust, genau dafür was zu komponieren.
Mozart, Pionier der vier Hände?
Noch in London schreibt Mozart seine erste Sonate „à quatre mains“. Der Vater kolportiert später, Mozart habe damit das erste Werk für Klavier vierhändig überhaupt komponiert. Tatsache ist, dass es wohl schon einige Zeit davor vierhändige Stücke gab, deren Noten allerdings noch nicht im Druck erschienen waren.
Mozart wird der Gattung sein Leben lang treu bleiben, allerdings immer nur dann, wenn er einen fähigen Mitspieler findet, wie Johann Christian Bach. Oder eine Mitspielerin, wie Nannerl. Überhaupt sind es eher die Frauen, die ihn zu solcher Musik anregen.
100.000 Handküsse an das „Frl. Schwester“
Über 20 Jahre später lebt Mozart in Wien und lebt von Kompositionsaufträgen und Klavierunterricht. Einer Familie ist er besonders verbunden, der des Wiener Botanikprofessors Nikolaus von Jacquin.
Er liebt die geselligen Abende im Haus der Jacquins. Mit dem Sohn des Hauses ist er befreundet und die Tochter Franziska gehört zu seinen besten und liebsten Klavierschülerinnen - die 100.000 Handküsse, die er Franziska über deren Bruder ausrichten lässt, sind also ernst gemeint.
Für Franziska hat er den Klavierpart seines Kegelstatt-Trios komponiert – und die vierhändige Klaviersonate C-Dur KV 521.
Bitte üben!
„Die Sonate haben sie die Güte ihrer frl: Schwester nebst meiner Empfehlung zu geben; - sie möchte sich aber gleich darüber machen denn sie seye etwas schwer“. Da Franziska ohnehin sehr fleißig ist, mag die Bitte Mozarts an Franziskas Bruder vielleicht überflüssig erscheinen.
Aber die Klaviersonate, die Mozart ja mit ihr gemeinsam spielen will, ist wirklich ein für beide Spieler virtuoses Werk und erinnert an Mozarts Wiener Klavierkonzerte. Vollgriffig, mit vielen Oktaven – da entsteht Orchesterklang, dazu Solopassagen. Ein Klavierkonzert im kammermusikalischen Rahmen.
Gülru Ensari und Herbert Schuch
Ein Ehepaar im Gleichklang: Die türkische Pianistin Gülru Ensari zählt zu den schillerndsten jungen Klaviertalenten ihres Landes und Herbert Schuch, einer der zur Zeit besten Pianisten Deutschlands, der mit seinen unkonventionellen Programmen auffällt.
Seit 2014 sind die beiden verheiratet, leben in Köln, haben eine Tochter und sind „nicht nur ein Liebesduo“, wie Gülru Ensari sagt, „sondern auch ein Klavierduo“. Und das sehr erfolgreich, wie ihre gemeinsamen Tourneen und bereits zwei CDs beweisen, die sie beim SWR produziert haben. Eine dritte wird bald folgen.
Musikgespräch Der Pianist Herbert Schuch
Der Pianist Herbert Schuch ist bekannt für seine überraschenden Konzert-Programme, in denen er Ungewohntes miteinander kombiniert. Dabei spürt er gern den geheimen Verbindungen zwischen Werken und Komponisten nach. An welchen Details und Fragen ein Musiker sein ganzes Leben lang arbeiten kann, hat ihm Alfred Brendel gezeigt.
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Beethovens Bagatellen sind musikalische Gedankensplitter, oft nur ein paar Takte lang, immer originell und überraschend. Für seine Bagatellen-Sammlung op. 119 hat er elf Klavierstücke zusammengewürfelt. Manche davon waren da schon fast 30 Jahre alt, andere taufrisch.
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