Musikstück der Woche

Roger Norrington dirigiert Franz Schubert: Sinfonie C-Dur D 944

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Autor/in
Felix Werthschulte

An der Bekanntheit von Schuberts letzter Sinfonie, der "Großen" in C-Dur, waren gleich mehrere andere berühmte Komponisten beteiligt. Einer von ihnen: Felix Mendelssohn Bartholdy, der Dirigent der ersten bekannten öffentlichen Aufführung.

Als SWR2-Musikstück der Woche erklingt das Werk in einem Mitschnitt aus dem Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle, musiziert vom Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR unter Sir Roger Norrington.

„Große, lebhafte Freude“

Felix Mendelssohn Bartholdy war außer sich vor Glück. „Sie haben uns allen durch Übersendung der beiden Sinfonien Ihres Bruders eine große, lebhafte Freude gemacht.“ Das schrieb der berühmte Komponist, Dirigent und Leiter der Gewandhauskonzerte in Leipzig im März 1839 an Ferdinand Schubert. In dem Notenpaket, das der ältere Bruder von Franz Schubert ihm übersandt hatte, befand sich unter anderem die Partitur einer Großen Sinfonie in C-Dur.

Musik per Post

Die Post kam viel zu spät an, und der nach dem ersten Partiturstudium höchst beeindruckte Mendelssohn sah Grund zur Eile:

„Indem nur noch das letzte unsere Abonnement-Konzerte bevorstand, und da mir die Sinfonie […], von der Sie nur die Partitur geschickt haben, ganz besonders ausgezeichnet schien, und ich mir eher dachte, daß sie hier […] ansprechen würde, so ließ ich sie schnell noch ausschreiben.“

Gemeint war damit, aus der Partitur spielfähige Einzelstimmen zu machen, die wiederum den Musikern im Gewandhaus auf die Pulte gelegt werden konnten.

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Ein echter Schatz

Die C-Dur-Sinfonie von Schubert bewegte schon die Musikszene in Deutschland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Musik und die Geschichte des Werks bewegen bis heute. Denn der Legende nach soll das Werk in Wien zunächst gänzlich unbekannt gewesen sein. Der Entdecker schließlich war den Überlieferungen nach niemand anderes als der Komponist und Musikkritiker Robert Schumann. Er war sicher, einen echten Schatz gefunden zu haben: „Hier ist, außer meisterlicher musikalischer Technik der Komposition, noch Leben in allen Fasern, Kolorit bis in die feinste Abstufung, Bedeutung überall, schärfster Ausdruck des Einzelnen, und über das Ganze endlich eine Romantik ausgegossen, wie man sie schon anderswoher an Franz Schubert kennt. Und diese himmlische Länge der Symphonie, wie ein dicker Roman in vier Bänden etwa von Jean Paul, der auch niemals endigen kann und aus den besten Gründen zwar, um auch den Leser hinterher nachschaffen zu lassen.“ Dieser Satz über die „himmlischen Längen“ in Schuberts Musik ist zum stehenden Begriff geworden – für alle Musik des Komponisten, ein Fluch und Segen zugleich.

Inspirationsquelle für die Nachfolgenden

In der Tat ist die klassisch viersätzige Sinfonie in ihren Dimensionen für ein Werk aus den 1820er-Jahren gewaltig. Die Besetzung umfasst außer doppelten Holzbläsern, Pauken und Streichern auch zwei Trompeten und drei Posaunen. Gemeinsam mit den Hörnern sorgt gerade diese Instrumentengruppe für eine neue, zwischen majestätischem Strahlen und abgründigem Dröhnen aufgespannte Klanglichkeit des gesamten Werks. Eine große Inspirationsquelle für nachfolgende Sinfonie-Komponisten, darunter etwa Brahms und Bruckner.

„Alle … waren ergriffen“

Die Uraufführung konnte Schubert selbst nicht mehr erleben. Seinem Bruder jedoch berichtete Mendelssohn über die äußerst positive Reaktion des Publikums: „Nach jedem Satz war ein großer, lange dauernder Applaus, und was mehr als das bedeutet, alle Musiker des Orchesters waren ergriffen und entzückt von dem vortrefflichen Werk.“

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Felix Werthschulte