Musikstück der Woche

Dimitri Ashkenazy spielt Aaron Coplands Klarinettenkonzert

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Autor/in
Lara Fischer

Eine bittersüße Melodie gleich zu Beginn, eine ordentliche Prise Jazz im zweiten Teil und dazwischen eine Solo-Kadenz, die die Klarinette in schillerndes Rampenlicht rückt – das ist Aaron Coplands Klarinettenkonzert.

Auf den musikalischen Gipfeln der Antarktis

Nach Aaron Copland sind nicht nur ein Softwareprojekt und ein Asteroid benannt, auch ein Berg trägt seinen Namen: Der rund 500 Meter hohe Copland Peak auf der antarktischen Alexanderinsel. Der Berg befindet sich übrigens in bester Gesellschaft: Er liegt ganz in der Nähe des Mussorgsky Peak und der Brahms-Bucht und auch der Mount Liszt, der Mount Grieg und der Mount Tschaikowsky sind nicht allzu weit entfernt.

Damit reiht sich Copland in die Riege der großen Namen der Musikgeschichte ein. Dabei wird er in Europa nur am Rande wahrgenommen. Anders sieht das in den USA aus, denn dort gehört Copland zu den Schlüsselfiguren der Musik des 20. Jahrhunderts. In den 1920er- und 1930er-Jahren machte er sich als Enfant terrible einen Namen und sorgte in den bürgerlichen Konzertsälen für empörtes Kopfschütteln.

„Zu schwierig für Benny Goodman“

Coplands experimentelle Sturm-und-Drang-Phase dauerte nicht sonderlich lange. Mit der Zeit wurde sein Stil zahmer, leichter verständlich und tonaler. So entwickelte er eine Tonsprache, die heute das Prädikat „typisch amerikanisch“ trägt. Dabei integrierte er in seine Kompositionen immer wieder Elemente aus der Volksmusik und aus dem Jazz. So auch in seinem Klarinettenkonzert.

1947 gab der Jazzklarinettist Benny Goodman dieses Werk bei Copland in Auftrag. Außerdem sicherte sich Goodman für zwei Jahre das alleinige Aufführungsrecht. Und was Copland schließlich lieferte, hatte es ordentlich in sich! Nicht ohne Grund findet sich im Manuskript, genauer gesagt oberhalb des Schlussteils, folgende Notiz: „Zu schwierig für Benny Goodman“.

Diese Bemerkung liest sich fast schon wie eine Auszeichnung. Immerhin schreckte kein anderer als Benny Goodman, der „King of Swing“, vor den Noten zurück. Auf Goodmans Wunsch vereinfachte Copland ein paar Passagen und in dieser redigierten Version wurde das Stück schließlich im November 1950 uraufgeführt.

Abstecher in den Jazz

Das Klarinettenkonzert besteht aus zwei Sätzen. Das fällt beim Hören allerdings kaum auf, denn die beiden Teile werden durch eine Solo-Kadenz miteinander verbunden, in der das Rampenlicht ganz allein der Klarinette gehört.

Passend zum Auftraggeber, spickt Copland sein Klarinettenkonzert mit Jazz-Elementen. Der Besetzung sieht man das aber nicht wirklich an. Mit dabei sind Klarinette, Streicher, Harfe und Klavier. Das ist alles andere als eine Big Band-Besetzung. Doch wenn Copland das fehlende Schlagzeug durch ‚slapping basses‘ ersetzt, bei denen die Kontrabass-Saiten auf dem Griffbrett aufschlagen, dann klingt das doch stark nach einem Abend im schummrigen Jazz-Keller.

Dimitri Ashkenazy

1969 wurde Dimitri Ashkenazy in New York geboren. 1978 siedelte er mit seinen Eltern von seinem Heimatland Island in die Schweiz um, wo er seither lebt. Seine ersten musikalischen Gehversuche unternahm Ashkenazy noch am Klavier. Mit zehn Jahren zog es ihn dann aber zu seinem Instrument, der Klarinette. Seit 1991 ist er auf den großen internationalen Konzertbühnen zuhause, wie etwa der Hollywood Bowl von Los Angeles, im Sydney Opera House, in der Royal Festival Hall in London oder bei den Salzburger Festspielen.

Staatsorchester Rheinische Philharmonie

Das Staatsorchester Rheinische Philharmonie mit Sitz in Koblenz ist eines der drei Sinfonieorchester des Landes Rheinland-Pfalz. Gegründet wurde es 1945, doch die Wurzeln lassen sich bis zur Koblenzer Hofkapelle und damit bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen.

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Lara Fischer