Zeit wurde es: Immer mehr Komponistinnen werden wiederentdeckt. Dabei hatte Louise Farrenc deutlich günstigere Bedingungen als die meisten ihrer Kolleginnen und war schon zu Lebzeiten eine „Hausnummer“ im Pariser Musikleben.
Musikverlegerin und Klavierprofessorin
Ihr Weg zum Erfolg ist geradlinig und unerschrocken. Jeanne-Louise Dumont, Kind einer bekannten Bildhauerfamilie, beginnt mit 15 ein Kompositionsstudium bei Anton Reicha am Pariser Konservatorium.
Sie heiratet mit 17 den Flötisten Aristide Farrenc, gründet mit ihm einen Musikverlag. Dort werden ihre Werke gedruckt und finden damit breite Öffentlichkeit.
Mit 38 wird sie zur ersten Klavierprofessorin in der Geschichte des Conservatoire ernannt und unterrichtet 30 Jahre lang junge Mädchen und Frauen.
Kampf um Gleichberechtigung
Zum Gendern hat es für Louise Farrenc noch nicht gereicht. In der Pariser Presse wird sie unter „Komponist“ oder „Autor“ geführt. Wenngleich auch mit großer Wertschätzung. Dennoch ist es bezeichnend, dass gerne ihre „männlichen“ Eigenschaften hervorgehoben werden („Sie ist eine große Frau mit vergeistigten Zügen, fast männlicher Erscheinung“).
Sie heiratet einen Mann, für den Gleichberechtigung offensichtlich selbstverständlich ist. Und sie kämpft in ihrer Zeit am Conservatoire darum, dasselbe Gehalt wie ihre Kollegen zu bekommen. Mit Erfolg!
Die Sinfonie – eine männliche Domäne?
Wenn man bedenkt, wie schwer es bis heute Dirigentinnen haben, ins Licht der Öffentlichkeit zu treten, dann wundert es wenig, dass vor 200 Jahren komponierende Frauen als solche nicht wahrgenommen wurden. Wenn sie es taten, taten sie es im Verborgenen und möglichst bescheiden: Lieder, Klavierstücke, ein bisschen Kammermusik.
Nicht so Louise Farrenc. Mit der ihr eigenen Unbeirrtheit steuert sie nicht nur viele großartige Klavier- und Kammermusikwerke zum Kanon der damaligen Musikliteratur bei, sondern auch Orchesterwerke, wie etwa drei Sinfonien. Dafür erhält sie 1862 den begehrten „Prix Chartier“ der Akademie der Künste.
Der „Duft einer guten Schule“
Mit ihrer 3. Sinfonie g-Moll schafft Louise Farrenc ein großes 4-sätziges romantisches Werk, das seine Vorbilder in den deutschen Meistern findet – wie „Le Ménestrel“ im Mai 1849 schreibt:
„Das Werk enthält Schönheiten erster Ordnung. Die Orchestrierung ist reichhaltig, originell und die Melodien werden mit bemerkenswertem Talent entwickelt. Diese Symphonie strahlt den Duft einer guten Schule aus, die in Frau Farrenc ein langes und ernstes Studium der großen deutschen Meister zeigt.“
Da finden sich Anklänge an Mozart, Mendelssohn und Beethoven. Mit besonderem Gewicht auf den Bläsern – Louises Mann war Flötist!
David Reiland
Der Dirigent David Reiland stammt aus Belgien. Er hat in Paris, Vilnius und Salzburg studiert. Seit 2018 leitet er das Orchestre National de Metz Grand Est und seit 2021 zusätzlich das Korean National Symphony Orchestra. Er setzt sich gerne für vergessenen Komponist*innen ein.
Im Konzert im April 2022 in der Fruchthalle Kaiserslautern mit der DRP nahm er in einem französisch inspirierten Programm die 3. Sinfonie von Louise Farrenc mit ins Programm.