Wie improvisierte Zigeunermusik
Martín Melitón Pablo de Sarasate y Navascués, wie der 1844 in Pamplona geborene Komponist mit vollem Namen hieß, zeigte schon mit fünf Jahren so großes musikalisches Talent, dass ihm kaum später die spanische Königin Isabella ein Stipendium gewährte. Schon mit Zwölf durfte Sarasate am Pariser Konservatorium studieren – für einen Musiker damals die höchste Adelung, die man sich vorstellen konnte. Berühmt wurde Sarasate dann als Salonvirtuose, reiste auf Tourneen durch ganz Europa, Mexiko und die USA und verkehrte mit zahlreichen Komponisten seiner Generation. Max Bruch, Antonín Dvořák und Camille Saint-Saëns widmeten ihm große Werke. Mit 64 Jahren starb der Geiger im Herbst 1908 im französischen Nobel-Badeort Biarritz.
Sarasate liebte spanische Folklore. Wodurch er inspiriert wurde, auch ungarisches Kolorit in einer eigenen Komposition zu verarbeiten, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Doch die so genannte „Zigeunermusik“, wie sie im 19. Jahrhundert zumal von ungarischen Kapellen gespielt wurde, war in der Kunstmusik der Zeit omnipräsent. (Man denke nur an die Ungarischen Tänze von Johannes Brahms oder die Ungarischen Rhapsodien von Franz Liszt). Und so wie Liszt die feurigen Rhythmen, die exotische Melodik und die großen Möglichkeiten zur Improvisation und effektheischenden Verzierung auf das Klavier übertragen und spieltechnisch ausgereizt hatte, übertrug Sarasate die Folklore mit großer Könnerschaft auf sein Instrument.
„Es ist nicht gut möglich, die Art und Weise der Ausführung dieses Stückes genau vorzuschreiben. Dasselbe soll ganz frei wiedergegeben werden, um dem Charakter einer improvisierten Zigeunermusik möglichst nahe zu kommen“, schrieb Sarasate zu seinem Opus 20. Der freie Vortrag des ersten, langsamen Abschnitts erinnert in der Tat an die Kunst eines guten Erzählers oder Schauspielers. Trotz der Kleinteiligkeit wird eine unterschwellige Spannung kunstvoll aufrechterhalten.
Sarasate nutzt den Schmelz der tiefen Saiten genauso wie den Überraschungseffekt von plötzlich sprudelnden Akkordbrechungen, große Sprünge wechseln mit spannungsgeladenen Tremolo-Effekten und Trillern. Eine eher verhaltene Melodie – mit großer Wahrscheinlichkeit stammt sie vom ungarischen Komponisten Elemér Szentirmay – bildet eine weitere, kurze Episode. Dann folgt mit dem Csárdás ein furioser Kehraus: Während das Klavier (ursprünglich ist es der Orchesterpart) das harmonische Fundament liefert, ist die Geigenstimme gespickt mit rasend schnellen Noten in höchsten Lagen und dem schnellen Wechsel zwischen Bogenspiel und Pizzicato.
„Seine Geige sang wie eine Drossel, und Schwierigkeiten schüttelte er mit einer Leichtigkeit, Anmut und Sorglosigkeit ab, die auch sonst seinen Umgang prägte“, erinnerte sich der zeitgenössische amerikanische Virtuose Albert Spalding. Mag man den Zigeunerweisen vorhalten, ein eher effektvolles als tiefgründiges Werk zu sein – einen bemerkenswerten Eindruck von der unbeschwerten Kunst ihres Schöpfers vermittelt das Stück bis heute.
Maria-Elisabeth Lott (Violine)
Maria-Elisabeth Lott war ein Wunderkind. Mit drei Jahren fing sie an Violine zu spielen, später Klavier und mit acht Jahren kam sie als eine der jüngsten Vorstudentinnen Deutschlands an die Hochschule für Musik Karlsruhe. Nach ihrem Masterstudium legte sie 2015 ihr Solistenexamen mit Auszeichnung ab und wurde im April dieses Jahres als Professorin an die Hochschule für Musik Detmold berufen.
Wolfgang Amadeus Mozart spielt eine Schlüsselrolle in Maria-Elisabeth Lotts Biografie. Mit seinem Violinkonzert G-Dur stand sie 1995 erstmals auf der großen Bühne. Es folgten zahlreiche Konzerte und Fernseh- und Radioauftritte – von ARD und ZDF bis zum BBC London und Sendern in den USA. 1998 präsentierte das ORF-Fernsehen Maria-Elisabeth Lott als Gewinnerin eines Wettbewerbs, dessen Preis darin bestand, Mozarts Jugendvioline zu spielen. Mit diesem Instrument nahm sie zusammen mit dem Mozarteum-Orchester Salzburg und mit ihrer Klavierlehrerin Sontraud Speidel am Hammerflügel 1999 bei EMI Classics ihre erste CD auf.
Seit ihren Konzertdebüts in den USA und London 2000 und 2001 reist Maria-Elisabeth Lott durch die Welt und spielt sich über die Podien von London bis New York. Sie stand schon mit internationalen Orchestern wie dem London Philharmonic Orchestra oder dem China National Orchestra unter renommierten Dirigenten wie Fabio Luisi oder Jonathan Nott auf der Bühne und ist auch kammermusikalisch ein gern gesehener Gast in Konzerthäusern und bei Festivals. Für ihre besondere Musikalität wurde sie vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Eduard-Söring-Preis der Deutschen Stiftung Musikleben.
Frank Dupree (Klavier)
Frank Dupree ist auf der Überholspur. Der gebürtige Badener gehört zur aufstrebenden jungen Pianistengeneration und versucht mit von ihm initiierten Konzertreihen das aktuelle Musikleben neu zu gestalten.
Seit seinem sechsten Lebensjahr spielt Frank Dupree Klavier. Obwohl er schon als Kind äußerst talentiert war, widmete er sich erst einmal dem Schlagzeug, bevor er sich für eine Karriere als Pianist entschied. Seit 2015 studiert er an der Hochschule für Musik Karlsruhe im Master Klavier und besucht Meisterkurse von Emanuel Ax bis Stephen Kovacevich. Frank Dupree ist Preisträger zahlreicher Wettbewerbe und Stipendien, u.a. der Deutschen Stiftung Musikleben. Mit dem Gewinn des Deutschen Musikwettbewerbs 2014 reiste er in der Saison 2015/16 durch mehr als 30 deutsche Städte und konzertierte – egal ob solistisch oder kammermusikalisch – u.a. beim Schleswig-Holstein-Musikfestival und dem Festival de Musique Montreux-Vevey.
Seit 2016 gestaltet Frank Dupree mit seiner eigenen Konzertreihe CONNECT IT! stilübergreifende Programme und startete mit SIXchange eine Initiative, mit der er sowohl in der Musik als auch im Konzert neue und vor allem kreative Wege gehen will, um bei Aufführungen aktiver mit dem Konzertpublikum in Kontakt zu treten. Im Sommer 2015 erschien seine Debüt-CD Opus 1 beim Label GENUIN classics, seit dieser Saison ist er Artist in Residence bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.