Edward Elgar sitzt im Wohnzimmer am Klavier und improvisiert. Dabei schaut er hinaus auf die Bäume im Garten, die langsam ihre bunten Blätter verlieren. Es ist Spätherbst im Jahr 1898. Ganz in Gedanken versunken ist Elgar; seine Finger suchen sich wie von selbst ihren Weg auf der Tastatur. Plötzlich geht die Wohnzimmertür auf. „Edward, was hast du da gerade gespielt?“ Im Türrahmen steht Elgars Frau Alice. „Ich habe nur ein bisschen vor mich hin improvisiert.“ „Ich meine diese Melodie gerade, die hat mir gefallen.“ Alice geht durchs Zimmer und stellt sich neben ihren Mann ans Klavier. „Kannst du sie noch mal wiederholen?“ Elgar überlegt einen Moment, dann sucht er die Notenfolgen und Akkorde zusammen. „Das klingt wunderschön. Was ist das, Edward?“ „Nichts bisher. Aber es kann noch etwas daraus werden.“
Was daraus nur wenige Monate später wird, sind die 14 Variationen über ein eigenes Thema Opus 36. In seiner handschriftlichen Partitur vermerkt Elgar „Enigma“ - das griechische Wort für „Rätsel“; es wird erst später Bestandteil des Titels. Rätsel geben Elgars Variationen tatsächlich auf. Schon die Variationsbezeichnungen sind sonderbar: CAE, Nimrod, HDS-P; und was bitte ist WMB? Zumindest zu diesem Enigma gibt es eine Lösung: Es sind die Initialen von Personen aus Elgars Freundeskreis. Jede charakterisiert der Komponist in einer Variation.
Pro Person eine Variation
Die Variation „CAE“ beispielsweise ist seiner Frau Caroline Alice Elgar zugedacht. „HDS-P“ karikiert mit Tonleiterkaskaden den Klavierstil von Elgars Freund Hew David Stewart-Powell; in der Variation „Ysobel“ hört man das schwerfällige Bratschenspiel von Isabell Fitton. Der Name der VDie Variation „CAE“ beispielsweise ist seiner Frau Caroline Alice Elgar zugedacht. „HDS-P“ karikiert mit Tonleiterkaskaden den Klavierstil von Elgars Freund Hew David Stewart-Powell; in der Variation „Ysobel“ hört man das schwerfällige Bratschenspiel von Isabell Fitton. Der Name der Variation „Nimrod“ spielt auf die Legende des altorientalischen Helden und Jägers Nimrod an und ist Elgars bestem Freund August Jaeger gewidmet. In der Variation „WMB“ stürmt der energische William Meath Baker in einen Raum, verkündet den Freunden lautstark seine Anweisungen und verschwindet wieder. Und die letzte Variation schließlich beschreibt Elgar selbst.
Variation „Nimrod“ spielt auf die Legende des altorientalischen Helden und Jägers Nimrod an und ist Elgars bestem Freund August Jaeger gewidmet. In der Variation „WMB“ stürmt der energische William Meath Baker in einen Raum, verkündet den Freunden lautstark seine Anweisungen und verschwindet wieder. Und die letzte Variation schließlich beschreibt Elgar selbst.
Unaufgedeckte Geheimnisse
„Gewidmet meinen Freunden, die darin abgebildet sind“. Mit diesen Worten schickt Edward Elgar die fertige Partitur Anfang des Jahres 1899 an den Dirigenten Hans Richter. Dieser führt das Orchesterwerk am 19. Juni in der Londoner St. James Hall auf. Der Erfolg ist überwältigend. Für Elgar bedeutet er den internationalen Durchbruch als Komponist.
Ein Rätsel aber konnte bis heute nicht entschlüsselt werden. Elgar gab nämlich den Hinweis, dass es neben dem Originalthema der Variationen noch ein zweites Thema geben soll. Es „ertönt zwar, wird aber nicht gespielt“. Jahrzehntelang zerbrachen sich Musikwissenschaftler die Köpfe, was das für ein verborgenes Thema sein soll. Einige meinten, es handele sich um eine populäre englische Melodie, andere wiederum waren davon überzeugt, es sei ein variiertes Thema von Chopin. August Jaeger, der Elgar und dessen Humor gut kannte, vermutete sogar, es gäbe überhaupt kein verborgenes Thema. Elgar habe einfach seine lebhafte Freude daran gehabt, andere zu verwirren. Ob wir der Wahrheit irgendwann doch noch auf die Spur kommen? Es bleibt spannend...
Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR spielt jährlich rund 90 Konzerte im Sendegebiet des Südwestrundfunks, in den nationalen und internationalen Musikzentren und bei bedeutenden Musikfestspielen. Ein herausragender Höhepunkt in der Geschichte des RSO Stuttgart war das Konzert zum 80. Geburtstag von Papst Benedikt XVI. im Vatikan, das im April 2007 weltweit live übertragen wurde.
Das Orchester pflegt das klassisch-romantische Repertoire in exemplarischen Interpretationen und setzt sich mit Nachdruck für zeitgenössische Musik und selten aufgeführte Komponisten und Werke ein. Bis heute hat es mehr als 500 Werke uraufgeführt.
Viele namhafte Dirigentenpersönlichkeiten haben das RSO in den letzten 60 Jahren geprägt, unter Ihnen Sergiu Celibidache, Carl Schuricht, Sir Georg Solti, Giuseppe Sinopoli, Carlos Kleiber, Sir Neville Marriner, Georges Prêtre und Herbert Blomstedt. Ebenso konzertieren regelmäßig hochkarätige Solisten aller Generationen beim RSO.
Seit 1998 ist Sir Roger Norrington Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart. Er verleiht "seinem" Orchester ein unverwechselbares klangliches Profil durch die Verbindung von historisch informierter Aufführungspraxis mit den Mitteln eines modernen Sinfonieorchesters. Ergebnis dieser Synthese ist ein "reiner Klang", der von der Presse gerne als "Stuttgart Sound" bezeichnet wird.