Rondo für eine schillernde Diva
Es gehörte durchaus zu Mozarts gängiger Opernpraxis, dass er - je nach Bedarf - eine weitere Arie einer Sängerin regelrecht auf den Leib, sprich: auf die Stimme schrieb. "Al desio, di chi t’adora" ist so ein Fall. Denn als bei der Wiener Aufführung von "Le nozze de Figaro" im August 1789 Adriana del Bene die Susanna sang, komponierte er an Stelle der sogenannten Rosen-Arie "Deh vieni!" im vierten Akt eine neue, hochvirtuose Einlagearie auf den Text "Al desio di chi t’adora" ("Hör die Bitte aus tiefster Seele, komm doch, eile o meine Hoffnung!").
Warum?
Bereits wenige Jahre nachdem Mozart seit 1781 eine furiose Karriere als Pianist und Komponist in Wien begonnen hatte, war er längst nicht mehr so "en vogue". Dazu kam, dass er sich mit dem Sujet seiner neuen Oper "Le nozze di Figaro" 1786 ein äußerst heikles Thema gewählt hatte. Jedenfalls bescherte ihm die Uraufführung keinen ungetrübten Erfolg, und als im Sommer 1789 eine Wiederaufnahme an der Wiener Hofoper vorbereitet wurde, galt es für Mozart, neue Glanzpunkte zu setzen. Einer davon war die Besetzung der Susanna mit der schillernden Diva Adriana del Bene. Die nach ihrem vermeintlichen Geburtsort "La Ferrarese" genannte italienische Sopranistin wünschte sich zwei neue Arien. Sie galt als ungewöhnlich talentierte Sängerin mit besonderen stimmlichen Fähigkeiten. Doch ihr großes Manko war wohl ihr bescheidenes schauspielerisches Talent. Mozart komponierte für Adriana dal Bene ein hochvirtuoses Rondo, das anstatt der für Mozarts Lieblingssängerin Nancy Storace komponierten, gefühlvollen Rosen-Arie ein größtmöglicher Kontrast bietet. Statt schauspielerischem Einsatz erfordert die Arie "Al desio di chi t’adora" vor allem stimmliche Brillanz. Mit halsbrecherischen Intervallsprüngen, Verzierungen und dem sehr großen Stimmumfang stellt sie stimmlich höchste Anforderungen - und macht schauspielerische Defizite der Interpretin völlig vergessen. Ein raffinierter kompositorisch, musikdramaturgischer Trick oder eine raffinierte Bloßstellung? Gemunkelt wurde jedenfalls, Mozart habe die Diva mit diesen nahezu kurios wirkenden technischen Finessen lächerlich machen wollen. Wie dem auch sei: erfolgreicher war diese Figaro-Fassung letztlich trotzdem.
Der Text des Rondos "Al desio di chi t’adora " stammt übrigens wahrscheinlich von Lorenzo Da Ponte, mit dem Adriana "La Ferrarese", verheiratet mit Luigi del Bene, ein Verhältnis hatte und dem sie 1791 für eine Weile ins Ausland folgte.
In der Bearbeitung für Flötenquintett - übrigens besetzt mit 2 Violen und nur einer Violine - übernimmt in diesem Rondo die Flöte Susannas 'Part'.
Camerata instrumentale Freiburg
Die Camerata instrumentale Freiburg wurde 1966 gegründet und ist somit das zweitälteste Kammermusik-Ensemble der Stadt Freiburg. Seit 1970 bespielt die Camerata instrumentale Freiburg ihre eigene Konzertreihe, die "Kaufhaus-Serenaden" im Kaisersaal des Historischen Kaufhauses in unmittelbarer Nachbarschaft des Freiburger Münsters. Mittlerweile kam noch die "Neue Reihe - Neue Musik" hinzu, die sich vornehmlich der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts annimmt. Dadurch lässt sich in geradezu idealer Weise die ursprüngliche Idee der Camerata instrumentale Freiburg realisieren, Musik von der Renaissance bis zur unmittelbaren Gegenwart zu präsentieren, Verbindungslinien aufzuzeigen und auch ältere Raritäten aufzuführen. Zudem hat die Camerata instrumentale Freiburg bisher zahlreiche Kompositionsaufträge vergeben, unter anderem an Klaus Hinrich Stahmer, Dieter Acker, Toshya Sukegawa und den Rihm-Schüler Andreas Grün, verbunden mit zahlreichen Uraufführungen, so zum Beispiel von Violeta Dinescu und Hanno Haag. Die Camerata instrumentale Freiburg wird regelmäßig auch zu Festivals und renommierten Konzertveranstaltungen außerhalb Freiburgs eingeladen."
Leiter seit 1985 ist der Komponist und Flötist Frank Michael.
In der Aufnahme von Mozarts Rondo für Flöte, Violine, 2 Violen und Violoncello D-dur, KV Anh. 177 (KV Anh. B zu 577) spielen folgende Mitglieder der Camerata instrumentale Freiburg: Frank Michael (Flöte), Miriam Rudolph (Violine), Ulrike Rüttgardt (Viola), Christine Sauer-Lieb (Viola) und Ute Hüffmann (Violoncello).