Musikstück der Woche vom 8.6. bis 14.6.2009

"...für die lange Weile ein quatro"

Stand
Autor/in
Kerstin Unseld

Das Heine Quartett spielt Wolfgang Amadeus Mozarts drittes "Italienisches" Quartett

Bei ihrem Bonndorfer Schlosskonzert am 19.4.2008 setzten die Musiker des Heine Quartetts das C-Dur Streichquartett KV 157 auf ihr Programm, das Mozart als 17-Jähriger auf seiner dritten Italienreise komponierte.

"Italienische" Quartette als Geheimtipp

"Der Wolfg: befindet sich auch wohl; er schreibt eben für die lange Weile ein quatro", vermeldete Vater Mozart aus Südtirol nach hause. Vater und Sohn waren auf dem Weg zum Erfolg. Denn das Ziel dieser bereits dritten gemeinsamen Reise nach Italien war Mailand, wo an Weihnachten 1772 Mozarts Opera seria "Lucio Silla" uraufgeführt wurde. Gut 17 Jahre alt war Mozart da und scheint sich die "lange weile" aus purer Schreibfreude und ganz ohne einen Kompositionsauftrag mit Streichquartetten vertrieben zu haben. Jedenfalls entstanden sechs "Italienische" Werke, fein säuberlich in ihren Tonarten nach einem aufsteigenden Quartenzirkel sortiert, womit KV 157 als das dritte in leuchtendem C-Dur steht. Mit Blick auf ihre Dreisätzigkeit und Temporelationen scheint Mozart beim Komponieren die neapolitanische Opernsinfonia vor Augen gehabt zu haben, was diesen "Italienischen" Quartetten noch etwas mehr südliches Flair verleiht. Sehr zum Wohlgefallen eines italienischen Musikliebhabers, der Mozart schließlich seine Quartette abkaufte.

KV 157 schließt mit einem Rondo-Satz, in dem Mozart seine Themen besonders interessant fortentwickelte. Alfred Einstein schrieb später über diese im Konzertprogramm leider nicht allzu oft gehörten und als unbedingter 'Geheimtipp' geltenden "Italienischen" Quartette: "Vorahnungen der großen Streichquartette finden sich überall in diesen Quartetten des Siebzehnjährigen, und es sind nicht bloß Vorahnungen, wie ja der Frühling nicht bloß eine Vorahnung des Sommers, sondern eine sehr bezaubernde Jahreszeit für sich ist."

Das Heine Quartett

Wie finden sich vier Musiker zu einem Quartett zusammen? Ida Bieler und Kjell Arne Jørgensen (Violinen), Matthias Buchholz (Viola) sowie Christoph Richter (Violoncello)fanden sich wegen ihrer gemeinsamen musikalischen Neugier, ihres übereinstimmenden Musikverständnisses und der Liebe zum anspruchsvollen Streichquartettrepertoire 2003 zur Gründung des neuen Ensembles. Dabei haben alle als ehemalige Mitglieder des Melos-Quartetts, des Cherubini-, Ravel- und des amerikanischen Ridge-Quartetts jahrelange Kammermusikerfahrung und sind alle Professoren an großen europäischen Musikhochschulen.

2005 wurde das Heine Quartett zum „Associate String Quartet“ der Guildhall School of Music and Drama in London ernannt. Gleichzeitig fühlt sich das Heine Quartett auch in Düsseldorf wohl, wo es beim Schumannfest 2006 erstmals sämtliche Schumann-Quartette nach der neuen Gesamtausgabe der Schumann-Forschungsstelle Düsseldorf gespielt hat. Am gleichen Abend bestritt das Heine Quartett die Uraufführung des „Adagio“ für Streichquartett von Aribert Reimann, das in Memoriam Robert Schumann entstand. Seit 2005 leiten die vier Mitglieder eine eigene Konzertserie in der Residenz Schloss Bensberg und erstmals 2007 das Streichquartett-Festival „Oster Musik Wolfegg“, das zusammen mit der Gemeinde Wolfegg und dem SWR veranstaltet wird.

Stand
Autor/in
Kerstin Unseld