"Er bringt auf dem Clavier Schwierigkeiten und Effecte hervor, von denen wir uns nie etwas haben träumen lassen", schrieb Carl Czerny über seinen Lehrer Beethoven. Im April 1800 führte Beethoven in Wien sein erstes Klavierkonzert auf und bewies dabei seine virtuosen Fertigkeiten als Pianist. Jahrelang hatte er an diesem Klavierkonzert gefeilt. Er würzte den Klavierpart wohl auch während diverser Konzert-Aufführungen mit Improvisationen, bis er 1800 die endgültige Version in den Druck gab.
last minute fertiggestellt
Eine erste Fassung des Konzerts spielte Beethoven bereits im März 1795 im Wiener Hofburgtheater. Darüber berichtet uns sein Schüler Ferdinand Ries: "Erst am Nachmittag des zweiten Tages vor der Aufführung (...) schrieb er das Rondo und zwar unter ziemlich heftigen Kolikschmerzen, woran er häufig litt. Ich half durch kleine Mittel, so viel ich konnte. Im Vorzimmer saßen vier Kopisten, denen er jedes fertige Blatt einzeln übergab (...). Bei der ersten Probe, die am Tage darauf in Beethoven’s Zimmer statt hatte, stand das Klavier für die Blasinstrumente einen halben Ton zu tief. Beethoven ließ auf der Stelle diese und auch die übrige statt nach a, nach b stimmen und spielte seine Stimme aus Cis". Beethoven versetzte das Stück also aus dem Stehgreif heraus in eine andere Tonart, was viel über seine musikalische Geistesgegenwart und sein Können aussagt. Die Wirkung des Konzerts beruht aber nicht nur auf den virtuosen Techniken des Klavierparts. Beethoven strebte in diesem Stück auch kompositionstechnische Neuerungen an. Bis dahin stellte man in Konzerten üblicherweise Individuum (den Solisten) und Gruppe (das Orchester) in einem Wechselspiel einander gegenüber. Beethoven fügte dem eine neue Ebene hinzu: Er integrierte das Klavier stellenweise sinfonisch in das Orchesterspiel und verzahnte den Solopart eng mit dem Tutti.
Beethovens frühe Werke stehen ganz im Zeichen des Klaviers. Neben der Komposition von Klaviertrios und –sonaten arbeitete er teilweise gleichzeitig an zwei Klavierkonzerten, 'unserem' C-Dur und dem B-Dur-Klavierkonzert. Dabei geriet die gängige Opus-Nummerierung durcheinander; sie stellt den Entstehungsprozess auf den Kopf: Das erste Klavierkonzert ist eigentlich das zweite. Nur feilte Beethoven an dem B-Dur-Konzert noch sehr viel länger, so dass das C-Dur-Werk früher in Druck und damit auf Platz 1 gelangte.
Melvyn Tan
Der Pianist Melvyn Tan stammt aus Singapur. Er studierte an der Yehudi Menuhin School in Surrey und am Londoner Royal College of Music. Zunächst spielte er auf modernen Flügeln, bevor er sich seit 1980 vor allem auf Cembalo und Hammerklavier konzentrierte. Als Interpret barocker, klassischer und romantischer Werke tritt er weltweit sowohl solistisch auf als auch mit renommierten Ensembles wie den London Classical Players, der Academy of Ancient Music und dem English Chamber Orchestra.
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR und Sir Roger Norrington
Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR spielt jährlich rund 90 Konzerte im Sendegebiet des Südwestrundfunks, in den nationalen und internationalen Musikzentren und bei bedeutenden Musikfestspielen. Ein herausragender Höhepunkt in der Geschichte des RSO Stuttgart war das Konzert zum 80. Geburtstag von Papst Benedikt XVI. im Vatikan, das im April 2007 weltweit live übertragen wurde.
Das Orchester pflegt das klassisch-romantische Repertoire in exemplarischen Interpretationen und setzt sich mit Nachdruck für zeitgenössische Musik und selten aufgeführte Komponisten und Werke ein. Bis heute hat es mehr als 500 Werke uraufgeführt.
Viele namhafte Dirigentenpersönlichkeiten haben das RSO in den letzten 60 Jahren geprägt, unter Ihnen Sergiu Celibidache, Carl Schuricht, Sir Georg Solti, Giuseppe Sinopoli, Carlos Kleiber, Sir Neville Marriner, Georges Prêtre und Herbert Blomstedt. Ebenso konzertieren regelmäßig hochkarätige Solisten aller Generationen beim RSO.
Seit 1998 ist Sir Roger Norrington Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart. Er verleiht "seinem" Orchester ein unverwechselbares klangliches Profil durch die Verbindung von historisch informierter Aufführungspraxis mit den Mitteln eines modernen Sinfonieorchesters. Ergebnis dieser Synthese ist ein "reiner Klang", der von der Presse gerne als "Stuttgart Sound" bezeichnet wird.