Ein Theaterstück, bei dem Menschen statt zu reden singend miteinander kommunizieren? Schon ein bisschen abgedreht, fanden die ersten Opernhörer. Die antike Figur des Orpheus hat die Skeptiker aber überzeugt.
Orpheus, der göttliche Sänger, ist praktisch mit der Leier in der Hand auf die Welt gekommen – mit dem idealen Begleitinstrument für seine Stimme. Und die ist überirdisch schön: Mit seinem Gesang kann er Steine erweichen, wilde Tiere zähmen und sogar den Tod überwinden – zumindest fast. Jedenfalls gelingt es ihm, seine verstorbene Gattin Eurydike aus der Unterwelt hervorzuholen. Einen Augenblick später verliert Orpheus seine Eurydike allerdings schon wieder, weil er sich nicht an die Regel der Götter hält, die da heißt: Auf keinen Fall umdrehen und nach hinten schauen!
Eine Oper im Taschenformat
Genau an dieser Stelle setzt Pergolesis Orfeo-Kantate an, eine Oper im Taschenformat. Kantaten dieser Zeit (diese stammt von ca. 1730) bedienen sich derselben musikalischen Formen wie die "große" Oper – Rezitative und Arien in Da Capo-Form, beschränken sich aber auf ein Minimum an Personal und Handlung. Hier ist es ein Seelenbild des verzweifelten Orpheus. Niemand anderes tritt auf: keine Götter, keine Geister, keine Eurydike.
Dorothee Mields im Gespräch
Die Sopranistin Dorothee Mields konzertiert am 16. August gemeinsam mit der Gambenvirtuosin Hille Perl und Lautenist Lee Santana beim Mainzer Musiksommer. Die Spezialistin für Barockmusik erzählte vorab im SWR2 Gespräch von der heilsamen Kraft der Musik, die ihr persönlich auch in schwierigen Situationen ihres Lebens eine große Hilfe war.