Obwohl Wolfgang Amadeus Mozart seit seiner Jugend wie am Fließband neue Werke komponierte, gehörten die 1780er zu seinen produktivsten Jahren. Zwischen Opern wie "Die Entführung aus dem Serail" (1782) oder "Le Nozze di Figaro" (1786), entstanden Sinfonien, Streichquartette und zahlreiche Werke für den eigenen Konzertbetrieb. Denn Mozart war nicht nur Komponist, sondern vor allem und mit ganzem Herzen Musiker. Auch wenn eine Deadline die nächste jagte – für kleine musikalische Sonderaufträge schaufelte er sich immer frei.
Keine Zeit für Noten
Im Frühjahr 1784 lernte Mozart mit Regina Strinasacchi eine der berühmtesten Violinistinnen der damaligen Zeit kennen. Die gebürtige Italienerin war in der Nähe von Mantua aufgewachsen und hatte am Konservatorium della Pietà in Venedig studiert. Dank des Engagements namhafter Künstler wie Antonio Vivaldi hatte sich das ehemalige Waisenhaus zu einer der führenden Musikschulen von Italien entwickelt. Schon als Jugendliche reiste Strinasacchi mit ihrer Violine quer durch Europa, um sich von Paris bis Berlin einen Namen zu machen. Erst später ließ sie sich mit ihrem Mann, der Cellist war, an der Hofkappelle in Gotha nieder.
Für Strinasacchi gehörte Mozart zu einem der bewundernswertesten Musiker ihrer Zeit. Deshalb bat sie ihn – als sie auf einer ihrer Reisen in Wien Halt machte – mit ihr zusammen auf die Bühne zu gehen. Mozart, dessen Schreibtisch eigentlich vor Arbeit überquoll, nahm das Angebot an und komponierte binnen weniger Tage ein neues Stück für sie: die Sonate für Violine und Klavier in B-Dur.
Obwohl Strinasacchi und Mozart nicht einmal vorher miteinander geprobt hatten, wurde die Uraufführung am 29. April ein großer Erfolg. Das Publikum jubelte, während das Duo heimlich in sich hineinschmunzelte. Mozart hatte seiner Partnerin erst kurz vor der Aufführung die Noten in die Hand gedrückt, während er mit einem leeren Blatt auf die Bühne gelaufen war. Für seinen eigenen Part hatte nämlich nicht mehr die Zeit gereicht. Da Mozart aber sowieso jede Note im Kopf hatte und herausragend gut improvisieren konnte, war das kein Problem. Erst nach der Aufführung setzte er sich hin und hielt das, was er eben gespielt hatte, schriftlich fest.
Im stillen Zwiegespräch
Bis heute gehört die Violinsonate zu einen der schönsten, die Mozart je geschrieben hat. Da er selbst ausgesprochen gut Geige spielte, legte er ähnlich wie beim Klavier, sein ganzes Wissen um den Klang und die Seele dieses Instrumentes in die Musik. Er befreite die Sonate davon, ein reines Bravourstück zu sein und reicherte es mit Seele an. Sowohl Strinasacchi als auch er sollten innerhalb der insgesamt drei Sätze auf Augenhöhe agieren, sodass wir als Hörende fast die Orientierung verlieren, wer da eigentlich gerade spielt. Das Herzstücke der Sonate bildet der zweite Satz. Im Andante scheinen Violine und Klavier in einem tiefen Gespräch zu versinken.
Maria-Elisabeth Lott (Violine)
Maria-Elisabeth Lott war ein Wunderkind. Mit drei Jahren fing sie an Violine zu spielen, später Klavier und mit acht Jahren kam sie als eine der jüngsten Vorstudentinnen Deutschlands an die Hochschule für Musik Karlsruhe. Nach ihrem Masterstudium legte sie 2015 ihr Solistenexamen mit Auszeichnung ab und wurde im April dieses Jahres als Professorin an die Hochschule für Musik Detmold berufen.
Wolfgang Amadeus Mozart spielt eine Schlüsselrolle in Maria-Elisabeth Lotts Biografie. Mit seinem Violinkonzert G-Dur stand sie 1995 erstmals auf der großen Bühne. Es folgten zahlreiche Konzerte sowie Fernseh- und Radioauftritte – von ARD und ZDF bis zur BBC London und Sendern in den USA. 1998 präsentierte das ORF-Fernsehen Maria-Elisabeth Lott als Gewinnerin eines Wettbewerbs, dessen Preis darin bestand, Mozarts Jugendvioline zu spielen. Mit diesem Instrument nahm sie zusammen mit dem Mozarteum-Orchester Salzburg und mit ihrer Klavierlehrerin Sontraud Speidel am Hammerflügel 1999 bei EMI Classics ihre erste CD auf.
Seit ihren Konzertdebüts in den USA und London 2000 und 2001 reist Maria-Elisabeth Lott durch die Welt. Sie stand schon mit internationalen Orchestern wie dem London Philharmonic Orchestra oder dem China National Orchestra unter renommierten Dirigenten wie Fabio Luisi oder Jonathan Nott auf der Bühne und ist auch kammermusikalisch ein gern gesehener Gast in Konzerthäusern und bei Festivals. Für ihre besondere Musikalität wurde sie vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Eduard-Söring-Preis der Deutschen Stiftung Musikleben.
Frank Dupree (Klavier)
Frank Dupree ist auf der Überholspur. Der gebürtige Badener gehört zur aufstrebenden jungen Pianistengeneration und versucht mit von ihm initiierten Konzertreihen das aktuelle Musikleben neu zu gestalten. Seit seinem sechsten Lebensjahr spielt Frank Dupree Klavier. Obwohl er schon als Kind äußerst talentiert war, widmete er sich erst einmal dem Schlagzeug, bevor er sich für eine Karriere als Pianist entschied. Seit 2015 studiert er an der Hochschule für Musik Karlsruhe im Master Klavier und besucht Meisterkurse von Emanuel Ax bis Stephen Kovacevich. Frank Dupree ist Preisträger zahlreicher Wettbewerbe und Stipendien, u. a. der Deutschen Stiftung Musikleben. Mit dem Gewinn des Deutschen Musikwettbewerbs 2014 reiste er in der Saison 2015/16 durch mehr als 30 deutsche Städte und konzertierte – egal ob solistisch oder kammermusikalisch – u. a. beim Schleswig-Holstein-Musikfestival und dem Festival de Musique Montreux-Vevey.
Seit 2016 gestaltet Frank Dupree mit seiner eigenen Konzertreihe CONNECT IT! stilübergreifende Programme und startete mit SIXchange eine Initiative, mit der er sowohl in der Musik als auch im Konzert neue und vor allem kreative Wege gehen will, um bei Aufführungen aktiver mit dem Konzertpublikum in Kontakt zu treten. Im Sommer 2015 erschien seine Debüt-CD "Opus 1" beim Label GENUIN classics, seit dieser Saison ist er Artist in Residence bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.