Ein wohlklingender Familienname
Esterházy – den Namen kennt man im Zusammenhang mit Joseph Haydn, der viele Jahre lang im Dienst dieser musikliebenden ungarischen Adelsfamilie stand. Ihre Ursprünge reichen ins 13. Jahrhundert zurück. Paul Esterházy (1635-1713) ist der erste in dieser Familie, der am Hof von Kismarton (Eisenstadt) ein eigenes Orchester beschäftigt – lange Zeit, bevor Haydn hier als Hofmusiker arbeitet: mit 18 bis 20 Musikern hat das Orchester eine ansehnliche Größe. Legendär ist außerdem das Trompetenensemble, das Fürst Paul 1683 gründet: 12 Trompeter und ein Trommler spielen mit.
Kultur-Multi Paul
Paul Esterházy fördert alle schönen Künste: er lässt die mittelalterliche Burg Kismarton von italienischen Baumeistern in ein barockes Schloss umwandeln und diverse Kirchen bauen, er beschäftigt an seinem Hof Maler und Bildhauer, kennt sich aus in Musik und Literatur. Er verfasst mehrere Gedichtbände, geistliche Traktate und Gebetssammlungen in ungarischer und lateinischer Sprache, schreibt Memoiren.
Himmlische Harmonie
In der Musikgeschichte galt er lange als Komponist – das ist aber eine Übertreibung. Auf der Sammlung "Harmonia caelestis" steht zwar sein Name drauf, die Kompositionen stammen aber nicht von ihm selbst, sondern von Komponisten aus seiner Umgebung. Die eine oder andere Melodie mag er beigesteuert haben, für den letzten Schliff sorgten allerdings sicher seine Hofmusiker. Trotzdem: Dass ein hochrangiger Aristokrat eine solche Sammlung selbst veröffentlicht, ist damals etwas Besonderes; normalerweise fungieren Fürsten diesen Ranges allenfalls als Widmungsträger (und steuern zur Drucklegung eine kräftige Finanzspritze bei).
1711 erschien dieser Notendruck in Wien, er enthält 55 sehr unterschiedliche geistliche Werke. Sie sind teils von der ungarischen Volksmusik inspiriert, teils von der modernen italienischen Kunst-Musik des 17. Jahrhunderts – sicherlich waren alle Stücke Teil des Repertoires von Fürst Pauls Hofkapelle.
Zu den Interpreten
In unserem Live-Mitschnitt singt die Sopranistin Lavinia Dames, sie ist Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf. Das Concilium musicum Wien begleitet: Christoph Angerer und Luis Morais (Violine) und Herwig Neugebauer (Kontrabass). Der Organist Peter Frisée spielt auf der Orgel der Marienkapelle Illmensee-Ruschweiler.