Eine Gedenkausstellung für den Maler Viktor Hartmann inspirierte Mussorgsky dazu, die "Bilder einer Ausstellung" zu vertonen. Mussorgsky schrieb diesen Zyklus 1874 für Klavier, kurz darauf instrumentierte ihn sein Schüler Michail Tuschmalow. Etliche weitere Bearbeitungen folgten, u.a. in gänzlich neuer Gestalt von der Popgruppe Emerson Lake & Palmer. Am berühmtesten aber ist die Orchesterfassung von Maurice Ravel, der mit grandiosem Gespür für die Klangfarben des Orchesters Mussorgskys pianistische Schwarz-Weiß-Bilder in prächtig bunte Orchestergemälde verwandelte.
In unserem Musikstück der Woche spielt das Ensemble Amarcord Wien eine eigene Bearbeitung für die ungewöhnliche Besetzung aus Geige, Cello, Kontrabass und Akkordeon.
Von Bild zu Bild
Eine "Promenade" eröffnet den Gang durch die klingende Bildergalerie und erklingt immer wieder zwischen den Bildern. Mussorgskys Satzüberschriften sind gleichzeitig Bildunterschriften:
- Promenade
- Gnomus
- Promenade
- Das alte Schloss
- Promenade
- Les Tuileries (die Pariser Tuilerie-Gärten)
- Bydlo (Karren)
- Promenade
- Ballett der Küken in ihren Eierschalen
- Samuel Goldenberg und Schmuyle (Dialog zwischen zwei polnischen Juden)
- Promenade
- Der Marktplatz von Limoges
- Catacombae (Die Katakomben von Rom)
- Con mortuis in lingua mortua (mit den Toten in der toten Sprache)
- Die Hütte auf Hühnerfüßen (Das Wohnhaus der Hexe Baba Yaga)
- Das große Tor von Kiew
Ensemble Amarcord Wien
Die vier Musiker haben ihre Wurzeln in der klassischen Musik; als Ensemble haben sie sich indessen keiner bestimmten Musikrichtung verschrieben. Sebastian Gürtler (Violine), Michael Williams (Violoncello), Gerhard Muthspiel (Kontrabass) und Tommaso Huber (Akkordeon) erfreuen ihr Publikum mit großer stilistischer Breite, virtuosem Spiel und exquisitem Klangsinn.
Ein Grundprinzip von Amarcord ist es, in intensiver Probenarbeit das Repertoire wachsen und entstehen zu lassen, die Arrangements gemeinsam zu finden, sie immer wieder neu zu formen, damit zu spielen und die Musik ohne Scheu vor der Endgültigkeit des Originals zu bearbeiten. Jedes Arrangement ist ein immer wieder veränderbarer Zwischenstand; die Arbeitsweise „work in progress“. Dieser spielerische Umgang mit dem musikalischen Material unterscheidet Amarcordgrundsätzlich von klassischen Ensembles: Spiellust geht hier vor Werktreue, welcher Art die Musik auch immer ist.
Das Ensemble hat mehrere CDs aufgenommen, u.a. 2009 die CD „Mahler- Lieder“ mit der Mezzosopranistin Elisabeth Kulman. Sie erhielt international enthusiastische Kritiken und wurde mit dem Schallplattenpreis "Toblacher Komponierhäuschen 2010" ausgezeichnet.