Musikstück der Woche vom 13.04.2015

Flotter Dreier – rein musikalisch natürlich…

Stand
Autor/in
Doris Blaich

Wolfgang Amadeus Mozart: Cembalokonzert D-Dur KV 107 Nr. 1

"Ich Team – Du Work" heißt ein beliebter Büro-Kaffeetassenspruch. Bei Mozarts Klavierkonzert kann man gar nicht so leicht bestimmen, wer hier eigentlich Team ist und wer Work. Das ursprüngliche musikalische Material stammt von Johann Christian Bach; dessen Klaviersonaten hat Mozart hier in Konzerte umgewandelt; im Teamwork mit Vater Leopold, der einen Teil der Noten geschrieben hat – und vielleicht noch mehr… Beim Ensemble NeoBarock ist die Rollenverteilung jedenfalls klar: Fritz Siebert spielt den Cembalopart, Volker Möller und Maren Ries die Geigenstimmen, Ariane Spiegel das Cello. Ein Mitschnitt vom 5.12.2012 aus Schloss Waldthausen.

Eine Herzensfreundschaft

"Ich liebe ihn von ganzem Herzen und habe hochachtung für ihn" schreibt Mozart über Johann Christian Bach, einem seinem wichtigsten Vorbilder. 1764 begegnen sich die beiden zum ersten Mal in London. Mozart ist damals acht Jahre alt und wird gemeinsam mit seiner Schwester Nannerl in ganz Europa als Wunderkind vorgezeigt. Bach (der jüngste Sohn von Johann Sebastian) hat eine Stellung als Musiklehrer der Königin Sophie Charlotte und genießt einen hervorragenden Ruf als Opernkomponist und Konzertunternehmer. Er musiziert mit dem jungen Mozart und knüpft für die Familie Kontakte zum englischen Königshaus und zur High society.

… und musikalische Inspirationsquelle

In London schreibt Mozart seine drei ersten Sinfonien, Johann Christian Bachs Musik gibt ihm dabei entscheidende Impulse. Ein paar Jahre später macht Mozart seine ersten Gehversuche in der Gattung Klavierkonzert, und wieder dient ihm Bach als Inspirationsquelle: Im Konzert D-Dur (vermutlich 1770 entstanden) hat er drei Sätze aus Klaviersonaten von Bach zu Konzerten umgemünzt. Dabei reichert Mozart die Klavierstimme mit drei Streichinstrumenten an – aber nicht nur das, er ergänzt eigene Tutti-Abschnitte zu Beginn und am Ende der Sätze, zuweilen auch in der Mitte, formuliert manche Passagen ein wenig um, hebt das eine oder andere Detail hervor und verändert fast alle Tempovorschriften.

Wer war’s?

Das Ensemble NeoBarock
Das Ensemble NeoBarock

Wie viel in diesen Konzerten tatsächlich von dem Teenager Mozart stammt, und welche Ideen der Vater beigesteuert hat, lässt sich nicht klären. Die autographe Partitur verrät jedenfalls, dass das Konzert im Teamwork entstanden ist; offensichtlich in dieser Reihenfolge: erst notierte Wolfgang den musikalischen Grundriss und die Streicherstimmen, dann ergänzte Vater Leopold die Klavierstimme (die ist so gut wie unverändert von Bach übernommen) – manchmal musste er dabei ziemlich quetschen, weil ihm der Sohn recht wenig Platz gelassen hat. Das Wasserzeichen des Papiers (es stammt aus einer Salzburger Papiermühle) steht dabei in bemerkenswertem Gegensatz zum fröhlich-eleganten Charakter der Musik: Es zeigt einen wilden Mann mit Keule.

Da Capo

Übrigens hat Mozart viele Jahre später noch einmal ein musikalisches Thema von Johann Christian Bach aufgegriffen: Im langsamen Satz des Klavierkonzerts A-Dur KV 414. Es entstand wenige Monate nach Bachs Tod. Eine schöne Hommage – aber diesmal ist ganz klar, wer hier die Arbeit gemacht hat.

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Autor/in
Doris Blaich