Hausmusik für die große Konzertbühne
Seine Sonate für Violoncello und Klavier F-Dur op. 6 band Richard Strauss ganz in seine Münchner Umgebung ein, in die er – noch keine 20 Jahre alt – als Sohn des ersten Waldhornisten der Münchner Hofkapelle hineingeboren wurde. So ist der Widmungsträger dieser zwischen 1881 und 1883 komponierten Sonate Hanuš Wihan, der Solocellist der Münchner Hofkapelle war und als Kollege des Vaters im Elternhause Strauss' ein- und ausging. Überhaupt lassen sich alle Frühwerke von Strauss der Hausmusikpflege seiner Eltern zuordnen: seine Vorliebe für Kammermusik und seine Kompositionen für die Instrumente aus dem Familien- und Freundeskreis bestimmen maßgeblich das Repertoire. Als die Sonate in einem Nürnberger Hotel vom Widmungsträger uraufgeführt wurde, meldete Strauss seiner Mutter stolz: "Also meine Sonate hat außerordentlich gefallen, sie wurde kolossal applaudiert, von allen Seiten wurde mir gratuliert, und es herrscht nur eine Stimme über das Ganze."
In seiner Musiksprache erweist sich der junge Komponist als ein guter Kenner der Werke von Mendelssohn, Schumann und Brahms. Seine Sonate legte er dreisätzig an und verzichtete damit – wohl mit Blick auf die beachtliche Gesamtlänge - auf einen Scherzo-Satz. An den Anfang stellte Strauss eine fanfarenartige Einleitung, ehe er in seinem ersten Satz das Cello mit einem lyrischen Hauptthema beginnen lässt.
Den zweiten Satz gliedert eine schlichte A-B-A-Struktur, und im Finale fallen Kanons im Durchführungsteil auf, die ein wenig wirken, als seien sie technische Handgelenksübungen. Strauss selbst ging mit seiner Sonate nur wenig später sehr hart ins Gericht. Und wie stark sich nach den frühen Kammermusikwerken generell sein Stil ändern sollte, zeigt ein Brief, den der Komponist nur sieben Jahre nach der Uraufführung seiner Cellosonate über eine weiter Aufführung schrieb: "...was mir furchtbar komisch vorkam, so mit allem Ernst den Leuten ein Stück vorzuspielen, an das man selbst nicht mehr glaubt." In dieser Zeit hatte er sich längst großen sinfonischen Formen und Opern zugewandt.
Julian Steckel
Erster Preis, Publikumspreis, Oehms-Classics-Sonderpreis und Sonderpreis des Münchner Kammerorchesters: beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD 2010 trug der Cellist Julian Steckel ein ganzes Bündel von Medaillen davon. Das war der Schrittmacher für seine internationale Karriere – die sich allerdings schon in diversen anderen Wettbewerbs-Erfolgen angebahnt hat: etwa dem Grand Prix Rostropowitsch in Paris, dem Grand Prix Feuermann in Berlin und dem Pablo Casals Wettbewerb in Kronberg.
Sein Mendelssohn-Album (mit Paul Rivinius) gilt als Reverenzaufnahme, für seine CD mit Cellokonzerten von Korngold, Goldschmidt und Bloch wurde er mit dem Echo-Klassik-Preis ausgezeichnet. Julian Steckel konzertiert regelmäßig mit einigen der besten Kammer- und Sinfonieorchester Europas und ist gern gesehener Gast bei diversen Kammermusik-Festivals. Seit dem Sommersemester 2011 unterrichtet er als Professor für Violoncello an der Hochschule für Musik und Theater Rostock.
Paul Rivinius
Paul Rivinius ist Pianist, seit er fünf war. Er studierte Klavier und Horn in München, Saarbrücken und Frankfurt am Main. 1994 wurde er in die Meisterklasse von Gerhard Oppitz an der Musikhochschule München aufgenommen. Viele Jahre lang war er Mitglied im Bundesjugendorchester und im Gustav Mahler Jugendorchester. Als Kammermusiker profilierte er sich mit dem 1986 gegründeten Clemente Trio, das nach mehreren Auszeichnungen 1998 den ARD-Musikwettbewerb in München gewann und anschließend als "Rising Star"-Ensemble auf Tournee ging, unter anderem spielte er in der New Yorker Carnegie Hall und in der Londoner Wigmore Hall.
Außerdem musiziert Paul Rivinius gemeinsam mit seinen Brüdern Benjamin, Gustav und Siegfried im Rivinius Klavier-Quartett. Zusammen mit Musikern des Deutschen Symphonie Orchesters Berlin bildet er das Akanthus Ensemble, und seit 2004 gehört er dem Mozart Piano Quartet an. Zahlreiche Rundfunk- und CD-Produktionen dokumentieren seine künstlerische Arbeit. Unter anderem mit den Cellisten Julian Steckel und Johannes Moser. Rivinius lehrte viele Jahre als Professor für Kammermusik an der Musikhochschule "Hanns Eisler" in Berlin und lebt heute in München.