Hans von Bülow ist zu seiner Zeit sowohl als Pianist als auch als Dirigent äußerst erfolgreich. Er reist durch die wichtigsten Musikzentren der Welt und bespielt mit großer Wirkungskraft jedes Konzertpodium. Als er dabei auf den 21-jährigen Richard Strauss trifft, bietet er ihm an, mit nach Meiningen zu kommen, um ihn als Hofmusikintendanten zu unterstützen. Bülow ist sich nämlich sicher, dass in dem jungen Mann aus München ein großes Talent steckt, das er gern im Auge behalten und natürlich fördern möchte. Für Strauss wird das Angebot zum Schlüssel seiner späteren Karriere, denn das Meininger Orchester gehört dank Bülows Engagement zu den weltbesten Klangkörpern und genießt überall einen ausgezeichneten Ruf.
In der kleinen Stadt im Süden von Thüringen lernt Strauss in den 1880er Jahren nicht nur den Orchesterbetrieb von innen kennen sondern auch wie man dirigiert. Anfangs hospitiert er bei Bülow, später darf er dessen Proben und sogar ausgewählte Konzerte leiten. Diese neue Aufgabe nimmt allerdings so viel Raum ein, dass Strauss kaum noch Zeit bleibt, um zu komponieren. Deshalb ist die Burleske für Klavier und Orchester auch eines der wenigen Werken, das in Meiningen entsteht.
Was würde Bülow dazu sagen?
Strauss widmet es seinem Mentor, doch anstatt der erhofften Lobeshymnen hagelt es von Bülow nur vernichtende Kritik: "Jeden Takt eine andere Handstellung – glauben Sie, ich setze mich vier Wochen hin, um so ein widerhaariges Stück zu studieren?" Strauss ist irritiert. Er hätte doch niemals dem Mann, den er zeitlebens hoch verehrte, etwas gewidmet, wenn er es nicht mit ganzem Herzen geschrieben hätte! Bülows ablehnende Reaktion verunsichert Strauss so sehr, dass er seiner Arbeit immer kritischer gegenübersteht und sie kurz darauf in seiner Schreibtischschublade verschwinden lässt. Erst vier Jahre später holt er sie wieder heraus, auf Anregungen des deutschen Pianisten Eugen d'Albert. Der ermutigt Strauss die Burleske noch einmal zu überdenken, vielleicht hier und da etwas umzuarbeiten, um sie spielbarer zu machen. Widerwillig nimmt Strauss dessen Rat an, streicht und vereinfacht. Trotzdem: Er bleibt auch jetzt noch skeptisch.
Wenn der Wurm einmal drin ist…
Am 21. Juni 1890 kommt die Burleske dann endlich zur Uraufführung, mit d'Albert am Klavier und Strauss hinter dem Dirigentenpult. Auch Bülow sitzt an diesem Abend im Konzertpublikum, doch seine Kritik fällt erneut verhalten aus: "D'Albert admirable in dem ebenso interessanten als meist häßlichen Stücke von Strauss, das er verschönt und fast dankbar macht." Bülows Meinung hat eine derartige Wirkung auf Strauss, dass er seine Burleske auch nach der Überarbeitung alles andere als mag. Er kann einfach nicht mehr mit ihr identifizieren, sagt er, und habe sie, wenn überhaupt, "immer recht lieblos" dirigiert. Auch einen Notendruck lehnt er kategorisch ab.
Warum sich damals alle so über das einsätzige Orchesterwerk aufregten ist aus heutiger Sicht nur schwer nachvollziehbar. Denn bei genauem Hinhören blitzt in ihm viel von dem Strauss auf, der die großen sinfonischen Tondichtungen und die wirkungsvollen Opern Anfang des 20. Jahrhunderts schreibt. Witzige Ideen vermischen sich mit mitreißender Musik, große Sinfonik mit theatralischen Gesten.
Ewa Kupiec (Klavier)
"Temperament, grenzenlose Technik, Farbenreichtum, Brillanz…" – die polnische Pianistin Ewa Kupiec begeistert mit ihrem Spiel jedes Publikum. Sie studierte u.a. in Kattowitz, an der Warschauer Chopin-Akademie sowie der Londoner Royal Academy of Music, bevor sie 1992 den ARD-Musikwettbewerb (Kategorie Duo Klavier/Cello) gewann. Seitdem führen sie Engagements auf Konzertpodien und zu Festivals aller Kontinente. Sie spielte bereits mit namhaften Orchestern wie den Münchner Philharmonikern, dem City of Birmingham Symphony, dem Royal Stockholm Philharmonic, dem Melbourne Symphony Orchestra oder dem Gewandhausorchester Leipzig unter der Leitung von u.a. Marin Alsop, Neeme Järvi, Xian Zhang, Herbert Blomstedt, Krzysztof Penderecki und Stanislaw Skrowaczewski.
Ewa Kupiec ist mit der Musik Frédéric Chopins und anderer polnischer Komponisten eng verbunden, dennoch setzt sie sich vor allem für die Aufführung zeitgenössischer Musik ein, besonders in ihren Rezital-, Kammermusik-Programmen und ihren CD-Einspielungen, für die sie bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Seit Herbst 2011 ist Kupiec als Professorin für Klavier an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover tätig.
Leo Siberski
Nach einer erfolgreichen Musikerkarriere als eines der jüngsten Mitglieder aller Zeiten des Bayreuther Festspielorchesters (1990-1997) und Solo-Trompeter der Staatskapelle Berlin absolvierte Leo Siberski ein Dirigierstudium bei Prof. Rolf Reuter an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in Berlin. Seitdem ist er ein beliebter Gast bei namhaften Orchestern im In- und Ausland, wie dem Berliner Sibelius-Orchester und den Radio- und Sinfonieorchestern der ARD.
Mit großer Leidenschaft dirigiert Leo Siberskis Multimedia- und Crossover-Konzerte sowie Musiktheater- und Opernproduktionen. 2007 debütierte Leo Siberski an der Semperoper Dresden mit Mozarts "Zauberflöte" und dirigierte die deutsche Erstaufführung der Oper "Der Sturm" von Zdeněk Fibich am Theater Bielefeld, in dessen Folge er zum stellvertretenden Generalmusikdirektor und 1. Kapellmeister am Theater Bielefeld berufen wurde. Seit 2011 ist Leo Siberski in gleichen Positionen am Theater Kiel beschäftigt.
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
Die Geschichte des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg reicht in das Jahr 1946 zurück. Sie ist geprägt von einem unkonventionellen Umgang mit der Tradition und dem mutigen Beschreiten neuer Wege. Regelmäßig arbeitet das Ensemble mit internationalen Dirigenten, Solisten und Komponisten zusammen und hat sich sowohl im In- als auch im Ausland als Spezialist für Neue Musik etabliert. Seit 2011 ist der gebürtige Pariser Francois-Xavier Roth Chefdirigent des Ensembles. Mit seiner besonderen Flexibilität, seiner Offenheit für Neues aber auch für das Ungewohnte im Gewohnten führt er die Erfolgsgeschichte des Orchesters fort.