gg
Martinu, der Unersättliche
Seit mehr als 600 Jahren regt der Gesang der Vögel Komponisten auf vielfältige Weise an. Sie schreiben Sinfonien, Lieder, lyrische Stücke, in denen das Gezwitscher der gefiederten Sänger des Tierreichs in Musik übersetzt wird – egal ob als Motiv oder ganze Melodie. Auch der gebürtige Tscheche Bohuslav Martinu ließ sich von ihm inspirieren, insbesondere von dem der Whippoorwill. Während seines Sommerurlaubs 1945 auf der Halbinsel Cape Code im US-Bundesstaat Massachutes hörte er die Schwalbe zum ersten Mal, wie sie mit fast lautlosem Flügelschlag durch die Nacht gleitete, auf der Suche nach fressbaren Insekten und balzwilligen Weibchen. Auch wenn Martinu zeitlebens heimatverbunden blieb – er floh wegen des 2. Weltkriegs in den 1930er Jahren aus Paris kommend in die USA – beeindruckte ihn die amerikanische Natur von Anfang an. Sie war anders, mächtiger, inspirierend.
Martinu wuchs in einer kleinen Stadt in Tschechien auf. Mit dem Drang sich vom heimatlichen Smetana-Hype zu befreien ging er nach Paris. Er liebte die für ihn „wahre“ französische Musik, ihre Klarheit und Ordnung. Vor allem begeisterten ihn die Werke der Impressionisten, allen voran die seines Vorbilds Claude Debussy. Doch als Martinu in Paris eintraf, machte der Impressionismus gerade seine letzten Atemzüge. Die Groupe de Six bestimmte die Musikszene, der Jazz und Igor Stravinsky, durch den Martinu erkannte, dass es alles andere als rückschrittlich war, Melodien und Rhythmen der eigenen Heimat in seine Musik mit einfließen zu lassen. Martinu wurde Pariser, durch und durch. Er lernte Künstler aller Disziplinen kennen und fing unerschöpflich an zu komponieren. Er arbeitete jeden Tag, wenn auch nur für ein paar Stunde. Die restliche Zeit nutze er, um spazieren zu gehen.
Bis zu seinem Tod 1959 schrieb Martinu mehr als 400 Werke, unter anderem die Sonate für Flöte und Klavier. Er widmete sie in stiller Sehnsucht an seine zweite Heimat dem 1. Flötisten des Boston Symphony Orchestras, einem gebürtigen Franzosen. Als Hommage an die nachtaktive Whippoorwill versinnbildlicht sie Martinus Faszination für die amerikanische Natur. Höchst virtuos und wunderbar melodiös spiegelt sie in drei Sätzen – Allegro moderato, Adagio, Finale. Allegro poco moderato – die Eigenarten des schnurrenden Gesangs der Schwalbe wider.
Martin Michael Kofler (Flöte)
1966 in Villach geboren, absolvierte Martin Michael Kofler sein Flötenstudium mit Auszeichnung an der Wiener Musikhochschule sowie an der Musikakademie in Basel. Bereits während seines Studiums wurde er Soloflötist im Gustav-Mahler-Jugend-Orchester unter Claudio Abbado, 1987 berief ihn Sergiu Celibidache in gleicher Position zu den Münchner Philharmonikern, wo er bis heute tätig ist. Michael Kofler ist Preisträger zahlreicher internationaler Wettbewerber (ARD, Brüssel, Prag, Bari, etc.). Als Solist hat er weltweit mit mehr als 80 Orchestern unter namhaften Dirigenten konzertiert, u.a. James Levine, Sir Neville Marriner, Fabio Luisi und Herbert Blomstedt. Dazu wirkt er sowohl als Solist als auch Kammermusiker bei DVD, CD-, Rundfunk- und Fernsehaufzeichnungen mit. Michael Kofler betreut seit 1989 als Professor eine Konzertfachklasse mit größtem Erfolg an der Universität Mozarteum Salzburg.
Rudolf Meister (Klavier)
Der gebürtige Heidelberger Rudolf Meister schloss bereits mit 20 Jahren sein Studium an der Musikhochschule Hannover mit der Reifeprüfung ab. Ausgezeichnet durch mehrere Stipendien setzte er dieses an der renommierten Wiener Musikhochschule sowie der New Yorker Julliard School fort. Als Solist trat Rudolf Meister mit mehr als 30 Orchestern auf und spielte in kammermusikalischen Besetzungen mit Künstlern wie Isabelle van Keulen oder Wanda Wilkomirska. Seine Konzerte führten ihn um die ganze Welt, vom New Yorker Lincoln Center über das Metropolitan Theatre in Tokyo bis ins Wiener Konzerthaus. Dazu hat er zahlreiche CDs eingespielt. Mit 26 Jahren wurde Rudolf Meister als Professor für Klavier/ Klaviermethodik an die Musikhochschule Mannheim berufen, seit 1997 führt er die Hochschule als Präsident.