Unbeschwert flattern
Nein, Sie sitzen nicht in der Oper. Auch wenn es so klingt. Aber es ist bei der Kammermusik von Wolfgang Amadeus Mozart ja oft so: Die Instrumente treten derart charakteristisch auf, dass man fast meint, sie als menschliche Stimmen oder handelnde Personen wahrzunehmen. Beim Klaviertrio C-Dur KV 548 allemal. 1788, irgendwann zwischen "Le nozze di Figaro" und "Don Giovanni", hat Mozart es komponiert. Opernhafte Gestik und Mimik durchzieht das Werk, und gleich zu Beginn klingt es 'verdächtig' nach Figaros "Non più andrai farfallone amoroso" ("Du wirst nicht mehr umher flattern, verliebter Falter"). Die drei Instrumente haben viel zu erzählen, etwa in der Tonwiederholung auf der Dominante, die zwischen Bangigkeit und Koketterie schwankt oder dem klagenden Seufzermotiv, das dann in der Durchführung hinzukommt. Launiges und Primadonnenhaftes, Wehmütiges und Kapriziöses – alles ist drin in diesem Allegro.
Mozart vollendete die Komposition am 14. Juli 1788 im Gartenhaus seiner Wiener Wohnung in der Währinger Straße 26. Sie gehört zur Gruppe der fünf großen Klaviertrios, die allesamt zwischen 1786 und 1788 in Wien entstanden – in Mozarts produktivster Schaffenszeit. Anders als in seinen frühen Trios musizieren in diesen "klassischen" Klaviertrios alle drei Instrumente auf gleicher Augenhöhe, was das Klavier zugunsten der beiden Streicher in seiner Führungsrolle etwas ablöst und eine ideale Balance unter den Instrumenten herstellt.
Die Interpreten
Christine Busch, geboren in Stuttgart, studierte als Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes und des DAAD bei Wolfgang Marschner und Rainer Kussmaul in Freiburg, in Wien bei Boris Kuschnir und in Winterthur bei Nora Chastain. Schon in dieser Zeit wirkte sie beim Concentus Musicus Wien mit (prägend: Nikolaus Harnoncourt und seine Musiker), beim Chamber Orchestra of Europe und beim Freiburger Barockorchester. Seitdem ist sie als Solistin und Kammermusikerin sowohl mit der "modernen" als auch mit der "Barock-" Geige in Konzerten auf Festivals in Europa, in den USA, Japan und Australien zu hören; als Konzertmeisterin arbeitet sie gerne mit Philippe Herreweghe, Thomas Hengelbrock und Kay Johannsen zusammen. Als Gastleiterin erhielt sie Einladungen von der Camerata Bern und der Kammerakademie Potsdam. 2004 gründete sie das Salagon-Quartett, ein Streichquartett mit zeit-adäquatem Instrumentarium, dessen Repertoire sich zwischen Haydn und Mendelssohn bewegt.
Ab 1997 unterrichtete Christine Busch als Professorin an der Hochschule der Künste Berlin und folgte anschließend im Jahr 2000 einem Ruf an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart.
Der Schweizer Cellist Conradin Brotbek, 1960 in Biel geboren, studierte unter anderem bei Stanislav Apolin und Marek Jerie an der Musikhochschule Luzern, wo er 1985 das Solistendiplom erlangte und ihm der Edwin-Fischer-Gedenkpreis der Stadt Luzern verliehen wurde. Es folgten weitere Studien bei Pierre Fournier in Genf, bei Janos Starker in Wien und bei Jacqueline du Pré und Wiliam Pleeth in London. Nachhaltige Impulse durch das LaSalle Quartett, Amadeus Quartett und Franco Rossi (Quartetto Italiano). Seit 1987 unterrichtet Conradin Brotbek an der Hochschule der Künste Bern eine Konzert- und Solistenklasse für Violoncello und eine Kammermusikklasse sowie seit 2001 an der Internationale Sommer-Akademie Lenk. 2007 wurde er als Professor für Violoncello an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart berufen.
Conradin Brotbek ist Violoncellist des Aria Quartetts Basel. Als Kammermusiker und Solist konzertiert er an vielen wichtigen Festivals und Musikzentren der Welt. Konzertreisen führten ihn durch Europa, den Nahen und Fernen Osten, Australien, China und die USA. Conradin Brotbek ist auch als Komponist tätig. Er spielt das Joseph filius Andrea Guarnerius-Cello „ex Jules Delsar, André Levy“ aus dem Jahre 1700.
Cornelis Witthoefft wurde in Hamburg geboren und studierte zunächst Evangelische Kirchenmusik an der Musikhochschule Hamburg, anschließend Orchesterdirigieren, Chorleitung und Korrepetition an der Universität der Künste Wien sowie Liedgestaltung bei Professor Dr. Erik Werba. 1989 trat er sein erstes Engagement als Solorepetitor an der Wiener Staatsoper an. In Ergänzung seiner musikalischen Ausbildung studierte er von 1991 bis 1997 an der Universität Stuttgart die Fächer Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie. 1991 wurde Cornelis Witthoefft als Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung an die Staatsoper Stuttgart berufen. Dirigierverpflichtungen und Einstudierungen führten ihn an wichtige Opernhäuser wie die Opéra de la Bastille Paris, die Flämische Oper Antwerpen, das Teatro di San Carlo Neapel, das Teatro Massimo Palermo, die Salzburger Festspiele und an das New National Theater Tokio.
Cornelis Witthoefft pflegt eine umfangreiche Konzerttätigkeit im In- und Ausland mit den Schwerpunkten Lied und Kammermusik und einem umfangreichen, stilistisch breit gefächerten Repertoire. 2004 wurde Cornelis Witthoefft als Professor für Liedgestaltung an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart berufen.