Musikstück der Woche vom 15. Oktober 2012

Meeresstille und glückliche Fahrt

Stand
Autor/in
Doris Blaich

Konzertouvertüre von Felix Mendelssohn Bartholdy, op. 27

Das SWR2 Musikstück der Woche ist dieses Mal mit dem Schiff unterwegs. Hans Zender steuert das SWR Sinfonieorchester durch die Partitur von Mendelssohns "Meeresstille und glückliche Fahrt". Der Live-Mitschnitt entstand zwar nicht auf hoher See, aber immerhin in einem Konzerthaus mit wunderbarem Blick auf den Vierwaldstätter See: im Kultur- und Kongresszentrum Luzern, am 21.11.2008.

Jeder, der schon einmal seekrank war, weiß, wie furchtbar ein Meeressturm sein kann. Flauten sind aber auch nicht besser. Das hat Goethe erfahren, als er 1787 von Sizilien nach Italien zurückkehrte: Absolute Windstille, "Todesstille fürchterlich!" – das Schiff trieb hilflos auf die Felsen von Faraglioni zu. Glücklicherweise kam dann doch noch irgendwann die rettende Brise auf. Goethe hat sein Erlebnis später in ein Gedichtpaar verwandelt: "Meeresstille und Glückliche Fahrt".

Goethes Gedicht war die Inspirationsquelle für Mendelssohns Konzertouvertüre "Meeresstille und glückliche Fahrt". 1828, zum Zeitpunkt der Komposition, hatte Mendelssohn das offene Meer nur ein einziges Mal gesehen und noch keine Schiffsreise gemacht. Trotzdem gelang es ihm, die Dynamik von Stillstand und Bewegung musikalisch äußerst plastisch darzustellen. Man riecht in der Musik förmlich den Salzgeruch des Meeres, spürt in den regungslosen, lang gehaltenen Akkorden des Orchesters die glatte Oberfläche des Wassers, das sich dann allmählich zu Wellen kräuselt, fühlt den pfeifenden Wind auf der Haut. Zuletzt lässt Mendelssohn (anders als Goethe) das Schiff glücklich in den Hafen einfahren, wo es von einer jubelnden Trompetenfanfare begrüßt wird.

SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, Hans Zender

Das Sinfonieorchester Baden-Baden Freiburg
Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg

Die Geschichte des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg reicht in das Jahr 1946 zurück. Sie ist geprägt von unroutiniertem Umgang mit der Tradition, Aufgeschlossenheit für das Neue und Ungewöhnliche: Tugenden, über die auch Chefdirigent Sylvain Cambreling in ungewöhnlichem Maße verfügt, der seit 1999 viele Jahre lang mit dem Orchester arbeitete. 2011 hat Francois-Xavier Roth seine Nachfolge angetreten. Der Komponist und Dirigent Hans Zender ist dem Orchester seit langer Zeit künstlerisch verbunden.

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Doris Blaich