Volkslieder 2.0 - Cross-Over Projekt
Man nehme: die Improvisationskunst der SWR Big Band, die vokale Klangkultur des SWR Vokalensembles, skandinavischen Einfallsreichtum und eine ordentliche Prise Experimentierfreude. Heraus kommt ein Cross-Over, das gekonnt mit den verschiedenen Farben der Ensembles und Musiker spielt und sie von ihrer besten Seite zeigt.
Und es könnte nicht besser passen: für diese besondere Kooperation zwischen Jazz und klassischem Chorgesang konnte der dänische Dirigent und Freiburger Hochschulprofessor Morten Schuldt-Jensen gewonnen werden. Als Vertreter der skandinavischen Chormusiktradition bringt er auch seine langjährige Erfahrung im Bereich der Jazz- und Popmusik mit ein und überschreitet gemeinsam mit den beiden SWR Klangkörpern jeweils die Grenzen ihres Repertoires.
Kuckuck zum Kucken: Youtube-Video aus dem Eröffnungskonzert der Jazzopen Stuttgart im Juli 2014
Soundtrack der besonderen Art
Dem ursprünglichen Volksliedsatz hat der norwegische Jazz-Posaunist und Arrangeur Helge Sunde wieder neues Leben und skandinavische Leichtigkeit eingehaucht. Während man da durch die deutschen Wälder streift, trifft man auf so manch interessantes Getier, ja man fühlt sich fast in den Urwald versetzt. Der Soundtrack zur dargebotenen Szene hat einiges zu bieten: Da klopft es auf Holz im 7/8 Takt, da trillert und zwitschert, schnattert und röhrt es von allen Seiten aus der Band, da mischen sich „Ko-Ko“-Rufe des Chores mit Beatboxelementen.
Helge Sundes Volkslied-Arrangement ist ein spektakuläres Sammelsurium an unterschiedlichen Klängen. Sogar vor Mickey-Mousing-Effekten wie man sie aus der Trickfilmmusik kennt wird kein Halt gemacht: Man hört den Kuckuck förmlich vom Baum fallen, als ihn die Kugel des jungen Jägersmannes trifft. Das Sopransaxophon mit seinem charakteristischen Sound, einfühlsam gespielt von Matthias Erlewein, stimmt noch eine kleine Ballade für den eigentümlichen Vogel an, bevor dieser zur Freude der „Leute“ zu neuen Kräften kommt, um mit dem Jäger im nächsten Jahr wieder seinen Schabernack zu treiben - da klingt sogar ganz kurz und hämisch Beethovens Ode an die Freude an.
SWR Vokalensemble Stuttgart
Vor 70 Jahren gründete sich das SWR Vokalensemble Stuttgart als Kammerchor von Radio Stuttgart. Dreizehn Sängerinnen und Sänger sangen alles, was man damals für den Sendebetrieb brauchte: von einfachen Volksliedern bis hin zu Operetten und Opern. Geformt durch diverse künstlerische Leiter, arbeitete sich der Chor unter Marinus Voorberg in den 1970-ern an die Spitze der A-cappella-Chöre. Das Programm änderte sich, hinzu kamen immer mehr Werke des 19. und 20. Jahrhunderts und der Gegenwart, mit denen sich das Ensemble auch im internationalen Konzertleben einen Namen machte.
Heute steht das SWR Vokalensemble Stuttgart für Innovation. Es erfindet sich immer wieder neu, setzt sich für die Vermittlung von klassischer Musik bei Kindern und Jugendlichen ein und wurde sowohl im Rahmen von Wettbewerben als auch für seine Produktionen mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Echo Klassik oder dem Europäischen Chorpreis.
SWR Big Band
Die SWR Big Band ist eine der besten Big Bands der Welt. Allein vier Grammy-Nominierungen in den vergangenen 10 Jahren unterstreichen ihre Qualität. Auch, dass sie 2011 mit der Hommage „Bossarenova“ als erste deutsche Band überhaupt für den Premio da musica Brasileira vorgeschlagen wurde, zeigt, dass die SWR Big Band in unterschiedlichen Stilen zu Hause ist. Grundlage für diesen Erfolg sind die hervorragenden Solisten der Band und das außergewöhnliche Zusammenspiel der 17 Musiker. Ein Erfolg, der durch die Zusammenarbeit mit Jazz- und Weltmusikgrößen wie Sammy Nestico, Roy Hargrove, Ivan Lins und vielen anderen untermauert wird. Auch in der Popmusik ist die SWR Big Band aktiv, u.a. spielt sie alljährlich die einzigartige Weihnachts-Show mit dem britischen Sänger Paul Carrack.