Wie der Vater, so der Sohn
"Du weist selbst nicht wie gut du Violin spielst", schrieb Leopold Mozart vorwurfsvoll seinem Sohn. "Wenn du nur dir Ehre geben und mit Figur, Herzhaftigkeit, und Geist spielen willst, ia, so, als wärest du der erste Violinspieler in Europa." Mozarts Vater konnte es nur schwer akzeptieren, dass Wolferl, wie er ihn nannte, vornehmlich anderen Musikern den Solo-Part in seinen Violinkonzerten überließ. Denn was kaum einer wusste: Das einstige Wunderkind, das jahrelang mit seinen 'Wundertönen' auf dem Klavier für Aufregung gesorgt hatte, spielte auch Violine. Leopold freute das, denn er war selbst ein anerkannter Geiger und hatte mit dem "Versuch einer gründlichen Violinschule" eine der bedeutendsten Lehrwerke des 18. Jahrhunderts verfasst.
Obwohl Mozart liebend gern Kammermusik machte und eine Zeit lang – genau wie sein Vater – am Hof in Salzburg als Violinist beschäftigt war, reizte es ihn kaum als Solist vor dem Orchester zu agieren. Nur 1777, auf einer Konzertreise, machte er eine Ausnahme. An seinen Vater schrieb er: "Beim Soupée spielte ich das Strasbourger Concert. Es ging wie Öhl, alles lobte den schönen, reinen Ton".
Von den Wurzeln befreit
Mozart war gerade 19 Jahre als er sein letztes von insgesamt fünf Violinkonzerten schrieb. 1773 war das erste entstanden, 1775 die anderen vier. Sie waren der erste und zugleich letzte Versuch, den Mozart in dieser Gattung machte, da er sie als in sich vollkommen einstufte und es für ihn, wie er sagte, noch mehr in der Musik zu entdecken gebe. Sein Vater Leopold hatte dafür natürlich kein Verständnis.
Die Entstehung des "Strasbourger" Konzertes bzw. des Violinkonzertes Nr. 3 G-Dur sei, wie Mozarts Biograf Alfred Einstein später schrieb, ein regelrechtes Wunder gewesen. Denn trotz seines jugendlichen Alters bewies Mozart darin enorme Reife. Mozarts Leben war von Anfang an von Reisen geprägt, auf denen er zahlreiche Violinkonzerte gehört hatte. Und obwohl jedes, von Paris bis Venedig, seine Eigenarten hatte, hingen alle klanglich im Zeitalter des Barock fest.
Mozart wollte das ändern und löste sich im dritten Konzert erstmals davon. Anstatt Solist und Orchester wie bei einem Wettstreit gegeneinander antreten zu lassen, dialogisieren sie erstmals gleichberechtigt miteinander. Die Violine übernimmt dabei die Rolle der Suchenden, die immer wieder einzelne Motive aus dem Orchester aufnimmt, von ihnen abschweift oder neue Gedanken daraus entwickelt. Dazu bündelte Mozart eine Vielzahl an Melodien in der Musik, die das gesamte Gefühlsspektrum des Menschen abdecken: Liebe trifft auf Hass, Freude auf Schmerz, Humor auf Ernsthaftigkeit…
Den Beinahmen "Strasbourger Konzert" erhielt das Konzert übrigens, weil Mozart im Finalsatz auf eine Melodie zurückgriff, die "ad notam Straßburger" notiert ist.
Lena Neudauer (Violine)
Lena Neudauer passt in keine Schublade. Mit 15 Jahren entschied sie sich gegen eine Star-Karriere und spielt sich heute von Klassik bis Rock durch alle Genres.
Die gebürtige Münchnerin (* 1984) war ein Wunderkind, auch wenn Lena Neudauer sich selbst nie als solches bezeichnet hat: Mit drei Jahren entdeckte sie die Violine, als elf-Jährige ging sie als Jungstudentin ans Mozarteum nach Salzburg und mit 15 Jahren errang sie erstmals internationale Aufmerksamkeit: Beim Leopold-Mozart-Wettbewerb in Augsburg gewann sie nicht nur den ersten Preis sondern auch nahezu alle Sonderpreise. Obwohl sie damit vor dem Beginn einer Star-Karriere stand, ging sie weiterhin zum Unterricht, nahm Klavierstunden und spielte sich von Kammermusik über Neue Musik bis hin zu Rock quer durch die Musik. „Ich wollte nicht in Hotels leben und ständig auf der Bühne sein“, sagt sie später. Ihre Offenheit ließ Lena Neudauer zu einer vielfältigen Künstlerin wachsen, die bis heute eine besondere Affinität für die Kammermusik von Wolfgang Amadeus Mozart hat.
Lena Neudauer spielte bereits mit Orchestern wie den Münchner Symphonikern, dem Orchestre National de Belgique oder dem Symphonie Orchestra of India unter Dirigenten wie Dennis Russell Davies, Mario Venzago, Mariss Jansons oder Pablo Gonzalez. Auch bei internationalen Festivals wie der Mozartwoche Salzburg, den Festspiele Mecklenburg-Vorpommern oder des Chopin and his Europe Festival Warschau ist sie ein gern gehörter Gast. Im Mai 2010 erschien Lena Neudauers Debüt-CD. Es folgten weitere Aufnahmen, u.a. mit Mozarts Violinkonzerten. Seit 2010 ist sie Professorin für Violine an die Hochschule für Musik Saar und agiert bis zum Ende der Saison 2016/17 als Artist in Residence im Philharmonischen Orchesters Heidelberg. Lena Neudauer spielt eine Lorenzo Guadagnini von 1743.
Joseph Swensen (Dirigent)
Joseph Swensen ist ein Multi-Talent. Er reist nicht nur als international anerkannter Dirigent durch die Welt. Er ist zuallererst Violinist, Komponist und setzt sich für die musikalische Bildung von Kindern ein. 1960 in Hoboken, New Jersey geboren, wuchs er als Kind zweier Musiker auf. Er studierte an der Juillard School in New York Violine und Komposition. Mit dem Gewinn des Leventritt Foundation Awards startete seine Karriere: Als Solist reiste er zu den großen Orchestern der USA, performte Rezitals und Kammermusikkonzerte in namhaften Häusern wie der Carnegie Hall oder dem Lincoln Center. Später arbeitete er als künstlerischer Leiter mit Kammerorchestern in u.a. Paris und Malmö zusammen. Mit dem Scottish Chamber Orchestra – dem er bis heute verbunden ist – tourte er durch Amerika, Europa und Asien, bespielte mit ihnen Festivals wie das Mozart Festival sowie die BBC Proms. Dazu nahm er zahlreiche CDs auf, auf denen er sowohl als Violinist als auch Dirigent agierte. Als Gastdirigent arbeitet er regelmäßig mit namhaften Orchestern wie der Los Angeles Philharmonic oder der London Philharmonic zusammen und schreibt eigene Werke.
Zusammen mit seiner Frau gründete er Habitat4Music, eine Non-Profit-Organisation, mit der er weltweit klassische Musik zu Kindern bringt, die keinen Zugang dazu haben. Seit Herbst 2013 ist Joseph Swensen darüber hinaus Professor für Violine an der Jacobs School of Music an der Indiana University.
Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern
Die Deutsche Radio Philharmonie entstand 2007 aus der Fusion der beiden traditionsreichen ARD-Klangkörper, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken (SR) und dem Rundfunkorchester Kaiserslautern (SWR). Sie hat in kürzester Zeit ein eigenes Profil gewonnen und sich seinen Platz unter den renommierten deutschen Rundfunkorchestern erspielt. Programmschwerpunkte bilden neben dem Vokalbereich das klassisch-romantische Repertoire sowie die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Auftragskompositionen erweitern das Repertoire. Chefdirigent ist seit der Spielzeit 2011/12 der Brite Karel Mark Chichon.