Musikstück der Woche mit dem Klavierduo Stenzl

Franz Schubert: Fantasie f-Moll für Klavier 4-händig D 940

Stand
Autor/in
Doris Blaich

Taschentücher raus! Schuberts f-Moll-Fantasie zählt zu den Musikstücken, die uns immer wieder bewegen und berühren; auch wenn zwischendurch gesellige Ländler-Melodien auftauchen. In unserem Live-Mitschnitt aus Schloss Waldthausen vom März 2009 spielt das Klavierduo Stenzl.

"Ihnen ist ja ohnehin alles gewidmet"

Der Komponist Franz Schubert
Der Komponist Franz Schubert

"Der Comtesse Caroline Esterhazy dediciert" – mit dieser Widmung erschien Schuberts f-Moll-Fantasie kurz nach seinem Tod im Druck. Caroline Esterházy war Schuberts große Liebe. Seit 1818 erhielt sie gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Marie bei Schubert Klavierunterricht. Schuberts Zeitgenosse Carl von Schönstein erinnert sich: "Bis zu seinem Tode [war Schubert] viel im Hause des Grafen Esterházy. Ein Liebesverhältnis mit einer Dienerin, welches Schubert in diesem Hause bald nach seinem Eintritt in dasselbe anknüpfte, wich in der Folge [wohl seit 1821] einer poetischeren Flamme, welche für die jüngere Tochter des Hauses, Komtesse Karoline, in seinem Inneren emporschlug. Dieselbe loderte fort bis an sein Ende. Karoline schätzte ihn und sein Talent sehr hoch, erwiderte jedoch diese Liebe nicht, vielleicht ahnte sie dieselbe auch nicht einmal in dem Grade, als sie vorhanden war. Ich sage, in dem Grade, denn daß er sie liebe, mußte ihr durch eine Äußerung Schuberts – die einzige Erklärung in Worten – klar geworden sein. Als sie nämlich einst Schubert im Scherz vorgeworfen, er habe ihr noch gar kein Musikstück dediziert, erwiderte jener: Wozu denn, es ist Ihnen ja ohnehin alles gewidmet."

Standesgrenzen

Natürlich war Schubert klar, dass eine Liebe zwischen einem Hilfslehrer und einer Angehörigen des Hochadels in der damaligen Gesellschaft schlicht nicht gelebt werden konnte. Allein in seiner Fantasie war diese Liebe möglich. Und vielleicht – so vermuten jedenfalls einige Interpreten – spiegelt sie sich auch in der f-Moll-Fantasie, die Schubert seiner Flamme widmete. Die Akkordbrechungen, mit denen der zweite Pianist die Fantasie im tiefen Register eröffnet, pendeln zwischen zwei Stufen: f und c. Und auch das punktierte Thema der Oberstimme besteht zunächst nur aus diesen beiden Tönen: f für Franz und c für Caroline.

Wie eine Sinfonie

Vier Abschnitte fügen sich in der Fantasie zu einem Ganzen. Die Satzfolge entspricht dabei derjenigen einer Sinfonie: 1.) Allegro molto moderato 2.) Largo 3.) Allegro vivace 4.) Tempo I. Die Sätze gehen nahtlos ineinander über. Am Ende bäumt sich die Musik auf zu einer großen Fuge. Sie mündet in eine Generalpause, die beweist, dass die Stille letztlich kraftvoller ist als das lauteste Fortissimo. Wenn danach das Franz-und Caroline-Thema noch einmal erklingt, wirkt es noch zerbrechlicher, noch sehnsuchtsvoller und die Tanzfreuden, die im ländlerhaften Scherzo-Abschnitt anklangen, sind Schall und Rauch. 

Klavierduo Hans-Peter und Volker Stenzl

Als "magische Verbindung zweier brüderlicher Herzen zu einer musikalischen Seele" hat ein Musikkritiker dieses Klavierduo einmal bezeichnet. Seit 25 Jahren spielen die beiden Brüder Hans-Peter und Volker Stenzl als Klavierduo auf den Bühnen der Welt. Studiert haben sie in Stuttgart und Frankfurt, später in London, u.a. bei Stephen Kovacevich und Alfred Brendel. Dann kamen die internationalen Wettbewerbe: bei elf davon gingen sie als Gewinner hervor, u.a. beim ARD-Wettbewerb in München 1986 und beim Dranoff-Wettbewerb in Miami 1989.

Neben ihrer regen Konzerttätigkeit machen die beiden auch zahlreiche CD-Aufnahmen. Außerdem unterrichten sie: 1996 wurden sie zu "Associates of the Royal Academy of Music London" ernannt. Zur Zeit lehren sie an den Musikhochschulen in Stuttgart und Trossingen. Ferner leiten sie an der Hochschule für Musik und Theater Rostock seit 1999 eine Meisterklasse für Klavierduo, aus der zahlreiche internationale Preisträger hervorgegangen sind. Im November 2012 erhielten sie den Ruf auf die weltweit erste Professur für Klavierduo an der HMT Rostock.

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Autor/in
Doris Blaich