Musikstück der Woche vom 02.11.2015

"Ich bin kein großer Liebhaber von Schwierigkeiten"

Stand
Autor/in
Kerstin Unseld

Wolfgang Amadeus Mozart: Violinkonzert Nr. 4 D-Dur KV 218

Er sei kein "Liebhaber von Schwierigkeiten" sagte Wolfgang Amadeus Mozart über seine Art, Konzerte zu komponieren. Doch: was ist eine Schwierigkeit? Ist es nicht sogar das scheinbar Einfache, das oftmals besonders schwierig - und besonders schön - ist?! Mozart jedenfalls ist ein Meister darin, genau diese Schwierigkeit im Einfachen vorzuführen. Gemeinsam mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester spielte der russische Geiger Sergey Dogadin Mozarts Violinkonzert Nr. 4 D-Dur KV 418 am 28.9.2014 an einem für Mozarts Biographie wichtigen Ort: im Rittersaal des Mannheimer Schlosses.

Mozart, der Violinspieler

Wenn der eigene Vater der eigenen Geigenlehrer ist, stellt das einen jungen Musiker vor besondere Herausforderungen. Erfolg, zum Beispiel, ist so eine Herausforderung. Wenn nun außerdem der Vater Leopold und der Sohn Wolfgang Amadeus Mozart heißt, erster ein anerkannter Instrumentalpädagoge mit einer Maßstäbe setzenden Violinschule ist und zweiter ein weitgereister junger Virtuose und Komponist. Aber Mozart Junior will nicht, wie der Vater sich's vorstellt: "Du weißt selbst nicht, wie gut Du Violine spielst, wenn Du Dir nur Ehre gegen und mit Figur, Herzhaftigkeit und Geist spielen willst, ja, so, als wärest Du der erste Violinspieler in Europa", schreibt Leopold Mozart 1777 seinem Sohn. Zu dieser Zeit hat der bereits all seine fünf Violinkonzerte komponiert - vier davon allein im Jahr 1775.

Voller Elan und unbändiger Energie muss der 19-Jährige in diesem Jahr gewesen sein. In München kam seine Oper "La finta gardiniera" auf die Bühne, in Salzburg "Il Re pastore". Die virtuosen Konzerte für Violine scheinen ihm förmlich aus der Hand zu perlen. Ein besonders charmantes Konzert schreibt er in D-Dur, mit französischem Flair und ganz in "galantem Stil" und mit einem "Rondeau" zum Schluss. Mozart selbst spricht vom "strasbourger=Concert", das ihm wie "öhl" von der Hand gegangen sei. Und als er zu einer Reise nach Paris aufbricht, hat er nur dieses D-Dur-Konzert im Gepäck, das ein Füllhorn an Ideen und Spielfiguren französischer Prägung enthält.

Sergey Dogadin (Violine)

Der Geiger Sergey Dogadin wurde 1988 in St. Petersburg geboren und stammt aus einer traditionsreichen Musikerfamilie. Mit 5 Jahren begann er mit dem Violinspiel und schloss 2012 seine Ausbildung am St. Petersburger Konservatorium ab. Von 2012 bis 2014 studierte Sergey Dogadin an der Musikhochschule Köln sowie später in Graz und am Wiener Konservatorium. Nach zahlreichen renommierten Wettbewerbserfolgen erhielt er 2015 einen ersten Preis beim Internationalen Violin-Wettbewerb "Joseph Joachim" in Hannover. Für die beste Interpretation eines Violinkonzerts von Wolfgang Amadeus Mozart erhielt Sergey Dogadin 2009 beim ARD-Wettbewerb in München einen Sonderpreis.

Kurpfälzisches Kammerorchester

Seit seiner Gründung im Jahr 1952 hat sich das Kurpfälzische Kammerorchester in besonderem Maße der Wiederentdeckung und Pflege der Mannheimer Schule verpflichtet und steht damit unmittelbar in der traditionsreichen Nachfolge der berühmten Mannheimer Hofkapelle zu Zeiten von Kurfürst Carl Theodor (1724–1799).

Erst mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester kehrte die Mannheimer Schule zurück an Rhein und Neckar und wieder in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit. Durch seine jahrzehntelange, unermüdliche Arbeit – seien es unzählige Konzertauftritte, Rundfunk- und Tonaufnahmen oder auch Werkeditionen – fanden viele bedeutende Werke der Mannheimer Komponisten wieder Einzug in die weltweiten Konzertprogramme. Bis heute leistet das Kurpfälzische Kammerorchester somit einen unverzichtbaren Beitrag, das außerordentlich reiche musikhistorische Erbe der Region weit über die Landesgrenzen hinaus lebendig zu halten. Seit der Saison 2013/2014 setzt der Schweizer Johannes Schlaefli als neuer Chefdirigent des Kurpfälzischen Kammerorchesters die musikalischen Akzente.

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Kerstin Unseld