- Piotr Illitsch Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23
- Ludwig van Beethoven: Klaverkonzert Nr. 2 B-Dur, op. 19
- Deng Yuxian: Spring Wind
- Franz Liszt: Ungarische Rhapsodie Nr. 2 cis-Moll S.244/2
- Frédéric Chopin: Etudes op. 25 Nr. 12 c-Moll
- Jerry Goldsmith: „Reflection“ aus „Mulan“
- Camille Saint-Saëns: „Aquarium“ aus „Karneval der Tiere“
Am Anfang standen „Tom und Jerry“
Geboren wird Lang Lang am 14 .Juni 1982. Beide Eltern sind Musiker, sein Vater spielt die traditionelle chinesische Kniegeige Erhu. Beide gehören zu Chinas verlorener Generation: Unter Mao Zedongs Kulturrevolution wurden sie aufs Land verschleppt und sollten dort durch körperliche Arbeit auf den Reisplantagen zu wertvollen Mitgliedern des kommunistischen Bauernstaats umerzogen werden.
Doch ihre Begeisterung für die Musik bleibt und überträgt sich auf den Sohn. Auch wenn Lang Lang selbst eine andere Inspirationsquelle für seine Liebe zum Klavier nennt: den Fernseher. Als Dreijähriger habe er einen Cartoon mit „Tom und Jerry“ gesehen, in dem der Kater als Konzertpianist Liszts Ungarische Rhapsodie Nr. 2 spielt. Er sei so begeistert gewesen, dass er beschlossen habe, Klavierunterricht zu nehmen. Seine Eltern unterstützen das Vorhaben selbstverständlich.
Wir haben Lang Lang in Baden-Baden getroffen:
Gerne wird Lang Lang als Wunderkind bezeichnet. Doch nicht nur Talent ebnet seinen Weg, auch eiserne Disziplin formt seine Karriere. Der Vater zieht mit dem Sohn nach Beijing, wo er am Zentralen Musikkonservatorium studiert. Die Mutter bleibt in Shenyang, um das dafür notwendige Geld zu verdienen.
Mitte der 1990er-Jahre ist Lang Lang international unterwegs: Er gewinnt 1993 den Xinghai-Klavierwettbewerb in Beijing, 1994 den ersten Preis des Internationalen Klavierwettbewerbs Ettlingen und ein Jahr später den Zweiten Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb für junge Musiker. 1996 ist er Solist beim ersten Konzert des neugegründeten Nationalen Symphonieorchesters China.
Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 bringt den Karriere-Durchbruch
Der internationale Durchbruch gelingt Lang Lang 1999. Der 17-Jährige springt bei der „Gala of the Century“ mit dem Chicago Symphony Orchestra als Solist für den erkrankten André Watts ein und spielt Tschaikowskys erstes Klavierkonzert.
Seine Interpretation katapultiert ihn ins Rampenlicht: Als Solist wird Lang Lang von international führenden Orchestern eingeladen. In den folgenden Jahren spielt er etwa in der Carnegie Hall und bei den BBC Proms und beginnt seine künstlerische Zusammenarbeit mit Dirigentengrößen wie Simon Rattle, Gustavo Dudamel und Daniel Barenboim.
Mit letzterem und dem Chicago Symphony Orchestra nimmt Lang Lang 2003 sein erstes Studioalbum auf – natürlich mit Tschaikowskys erstem Klavierkonzert.
Für den Grammy nominiert mit Beethoven
Dem jungen Pianisten gelingt nicht nur eine grandiose Karriere in der Klassik-Welt, er wird auch weit darüber hinaus zum internationalen Star. 2009 wählt ihn das Time Magazin unter die Top 100 der einflussreichsten Personen, Herbie Hancock würdigt sein Spiel als „so sensitiv und zutiefst menschlich“.
Doch mit dem Ruhm kommen auch die Unkenrufe: Seine Konzerte seien Show-Veranstaltungen, fernab von ernstzunehmender Klavier-Interpretation. Im Gespräch mit dem britischen Independent gibt sich Lang Lang 2011 selbstbewusst: „Diese Kritiken sind absoluter Nonsens“, so der damals 28-Jährige. „Der Hype begann sehr schnell, als ich jünger war. Doch ich bin kein Anfänger mehr. Ich bewege mich seit zehn Jahren auf der Weltbühne.“
Der Erfolg gibt ihm Recht: 2008 wird seine Einspielung von Beethovens Klavierkonzerten Nr. 1 und Nr. 4 mit dem Orchestre de Paris unter Christoph Eschenbach für den Grammy nominiert. Es bleibt bis heute Lang Langs einzige Nominierung beim international bedeutendsten Musik-Preis.
Die Verbindung zu Chinas Musik bleibt Lang Lang wichtig
Seiner chinesischen Heimat setzt Lang Lang 2007 mit seinem Album „Dragon Songs“ ein musikalisches Denkmal. Hier spielt er traditionelle Melodien, die ihm aus seiner Kindheit vertraut sind, daneben Werke chinesischer und taiwanesischer Komponisten wie Deng Yuxian, Zhao Jiping, Teng Yu-Hsien und Lü Wencheng.
Immer wieder baut der Pianist chinesische Stücke in seine Konzertprogramme ein. Es bleibt auch nicht bei einem Album: 2008 veröffentlicht Lang Lang „Dreams of China“, in Zusammenarbeit mit dem deutschen Elektronik-Künstler Schiller alias Christopher von Deylen. Wieder stehen chinesische Komponisten hier im Mittelpunkt.
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Lang Lang spielt Werke von Mozart, Xian und Chopin (2018)
Lang Lang spielt Werke von Mozart, Xian und Chopin in einer Aufnahme aus dem Jahr 2018 mit Dirigent Mariss Jansons.
Der persönliche Klavier-Held: Franz Liszt
Ob nun „Tom und Jerry“ oder die Musik von Franz Liszt die Triebfeder war, die den kleinen Lang Lang in die Welt der klassischen Musik katapultierte, sei dahingestellt. Doch die besondere persönliche Verbindung zum österreichisch-ungarischen Komponisten und Klaviervirtuosen betont der Chinese immer wieder.
2011 nimmt er zu Liszts 200. Geburtstag ein Album mit dessen Werken auf. Er wolle damit seine Leidenschaft für die Musik des großen Komponisten, seinem persönlichen Klavier-Helden, mit seinem Publikum in aller Welt teilen, kommentierte Lang Lang damals im Rahmen der Promotion des Albums.
Der Wunsch nach reiferer Interpretation mit Frédéric Chopin
Zum 30. Geburtstag 2012 erfüllt sich Lang Lang einen lange gehegten Traum und spielt Solo-Werke von Frédéric Chopin ein, darunter die Etüden op. 25. Wieder lauern die Kritiker, die seine Interpretation unvorteilhaft mit anderen Pianisten vergleichen, allen voran dem großen Chopin-Interpreten Maurizio Pollini.
Doch dem Erfolg tut dies keinen Abbruch, auch weil es Lang Lang erneut gelingt, Chopin neuen Zielgruppen näherzubringen. 2013 gewinnt er mit seinem Chopin-Album unter anderem den Echo Klassik für den Bestseller des Jahres. Insgesamt achtmal erhält der Chinese die Auszeichnung der Deutschen Phono-Akademie, bevor der Preis 2018 eingestellt wird.
Während der Pandemie widmet sich Lang Lang der Filmmusik
Auch Filmmusiken begleiten Lang Lang durch sein Musikerleben: Er spielt für Tan Dun die Musik zum Wuxia-Film „Der Ruf des Kaisers“ ein und arbeitet mit Komponist Alexandre Desplat an der mit dem Golden Globe prämierten Musik zu „Der bunte Schleier“.
2020 veröffentlicht er bei Sony das Album „Lang Lang at the Movies“ mit bekannten Filmmelodien. Einer besonderen Hit-Schmiede widmet sich der Pianist schließlich während der Pandemie: 2023 wird das Album „The Disney Book“ veröffentlicht.
Dem europäischen Publikum Disney beizubringen, sei dabei gar nicht so einfach, erklärt der Pianist im Gespräch: „In Europa ist das nicht so wie in den USA, dass es sofort bei den Leuten klingelt, wenn bekannt wird, dass ich ein Disney-Programm spiele. (…) Nur in Amerika sagen die Leute sofort: ‚O wow!‘ Und sie wissen sofort, was das für Musik sein muss.“
Neuestes Album: Lang Lang spielt Saint-Saëns
Im Fokus von Lang Langs neuestem Album, das Anfang März erschienen ist, steht Camille Saint-Saëns‘ „Karneval der Tiere“. Er musiziert hier gemeinsam mit dem Leipziger Gewandhausorchester unter der Leitung von Andris Nelsons und mit seiner Ehefrau, der deutschen Pianistin Gina Alice Redlinger. Seit 2019 ist das Paar verheiratet.
Das Album biete eine Interpretation auf technisch höchstem Niveau, lobt der NDR in seiner Rezension: „Manches hat ungeheuer viel Wucht und Kraft. Aber es überzeugt und holt möglicherweise viele genau mit dieser Theatralik ab.“