Ein Krippenlied für Kinder ist der Klassiker "Ihr Kinderlein kommet". Die Melodie, die wir heute dazu singen, gehört eigentlich zu einem Frühlingslied.
Nikolaus, Weihnachtsmann, Elfen, Christkind
Kinder malen sich in ihrer Phantasie das Christkind aus. Nikolaus, Weihnachtsmann, Elfen, Christkind; allesamt sind Symbolfiguren für das weihnachtliche Schenken. Unter dem Heiligen Nikolaus und dem amerikanischen Werbeaktionen entsprungenen Weihnachtsmann können wir uns was vorstellen. Aber woher kommt eigentlich das Christkind? Früher hat der Nikolaus den Kindern ihre Geschenke gebracht und zwar nicht an Weihnachten, sondern nur am Nikolaustag. Martin Luther ersetzt im 16. Jahrhundert den Nikolaus durch den "Heiligen Christ".
Wann gibt es die Geschenke?
Nicht am Nikolaustag, sondern am Geburtstag des Jesuskindes überbringt der "Heilige Christ" fortan die guten Gaben, sprich: an Weihnachten. So gilt nämlich der Dank nicht einem Menschen wie Nikolaus oder einem anderen Schenkenden, sondern dem Erlöser Jesus Christus persönlich. Ein zeichenhafter Hinweis auf Gottes Geschenk an die Menschheit. Zur Erinnerung daran beschenken sich die Menschen gegenseitig.
Mit der Zeit verwandelt die Volksfantasie Luthers "Heiligen Christ" ins engelsgleiche "Christkind". Bei weihnachtlichen Umzügen und nachmittäglichen Krippenspielen wird häufig eine Engelsschar vom "Christkind" angeführt, dargestellt von einem blondgelockten Mädchen mit blauen Augen, Flügeln und Heiligenschein. Und damit das "Christkind" ungesehen die Kerzen am Baum entzünden und die Geschenke aufbauen kann, wird das Wohnzimmer vor der Bescherung abgeschlossen.
Familienweihnacht mit Krippenspiel
Auch das kindliche Krippenspiel gehört zur Familienweihnacht einfach dazu. Ein Vorläufer davon war eine Idee des Franz von Assisi. 1223 hat er im italienischen Bergdorf Greccio anstelle einer Predigt einfach das Weihnachtsgeschehen mit lebenden Tieren und Menschen nachgestellt: die Futterkrippe, in die Maria ihr neugeborenes Jesuskind legt, weil die heilige Familie keinen Platz in einer Herberge findet. Ochs und Esel sind in den Evangelien zwar nicht erwähnt, ziehen aber trotzdem schon in den ersten Jahrhunderten in den Stall von Bethlehem ein. Sie gelten als Anspielung auf den Anfang des Buches Jesaja:
Ochs' und Esel wissen, wo Gutes zu finden ist, im Unterschied zu den Menschen...
Weihnachtsbaum oder Krippe?
Bis im 19. Jahrhundert der kerzenerleuchtete Weihnachtsbaum in Mode kommt, steht überhaupt die Krippe im Mittelpunkt der Familien-Weihnachtsfeiern. Unsere Weihnachtskrippen gehen auf das frühe Christentum zurück, sie orientieren sich an bildlichen Darstellungen. In den ersten Jahrhunderten ist allerdings nur das Jesuskind in der Futterkrippe zu sehen. Später wächst die Szenerie Im Mittelalter kommt Maria zur Krippe dazu, schließlich auch Joseph.
Die erste szenische Weihnachtskrippe im heutigen Sinn haben 1562 die Jesuiten von Prag aufgestellt. Bald sind Weihnachtskrippen in Kirchen allgegenwärtig und sie werden zur reinen Prestigesache. Man übertrifft sich mit aufwendigen und detailreichen Straßen- und Marktszenen; die Geburt Christi gerät da direkt zur Nebensache.
Kaiserin Maria Theresia und Joseph II. verbieten kurzerhand Weihnachtskrippen in öffentlichen Gebäuden, vor allem in Kirchen. Und eben deshalb zieht die Weihnachtskrippe in die Privathaushalte ein. Heutzutage haben viele Familien ihre eigene Krippe unterm Weihnachtsbaum. Angelegt als Stall zu Bethlehem, mit neugeborenem Jesuskind, Maria und Josef, mit Verkündigungsengel, Hirten und Schafen. So will es das Lukas-Evangelium.
Traditionelle Krippenfiguren
Die drei Weisen aus dem Morgenland mit ihren Geschenken kommen übrigens nur im Matthäus-Evangelium vor und von Königen, Kamelen und Elefanten ist dort keineswegs die Rede. Als Krippenfiguren wirken sie trotzdem hervorragend; und Kinder lieben es, die Karawane aus dem Morgenland jeden Tag ein Stückchen weiter in Richtung Stall zu rücken.
Immer noch werden Krippen kunstvoll in allen möglichen künstlerischen Stilen und Materialien gefertigt. Da gibt es die ausgefallensten Modelle: Höhlenkrippen, Tempelkrippen, Rundkrippen, mechanische Krippen oder Miniaturkrippen. Die angeblich größte Weihnachtskrippe der Welt steht im schweizerischen Einsiedeln, das Diorama Bethlehem. Über 450 handgeschnitzte Figuren gehören dazu. Nicht nur Kinder erfreuen sich daran.
Das Krippenlied
"Ihr Kinderlein, kommet" ist ein Krippenlied. Ursprünglich heißt es "Die Kinder bey der Krippe". Der katholische Pfarrer Christoph von Schmid schreibt den Text dafür Anfang des 19. Jahrhunderts eigens für Kinder.
Die Melodie, die wir heute dazu singen, gehört eigentlich zu einem Frühlingslied: "Wie reizend, wie wonnig ist alles umher". Sie ist eine von vielen volksliedhaften Melodien des Komponisten Johann Abraham Peter Schulz und ist etliche Jahre älter als der Text. Weil diese Melodie von Schulz und der Text von Schmid perfekt zusammenpassen, hat sie ein Gütersloher Lehrer und Organist gemeinsam abgedruckt – in seiner Sammlung "Sechzig deutsche Lieder für dreißig Pfennig". Das Buch ist 1835 erschienen und sofort zum Bestseller avanciert. Seitdem ist "Die Kinder bey der Krippe" ein Klassiker unter den Weihnachtsliedern.
Liederprojekt Weihnachtslieder
Um welche Rose geht es im beliebten Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“? Und wie ist noch einmal „Stille Nacht“ entstanden? SWR Kultur geht auf viele dieser Hintergründe und Geschichten ein. Im Mittelpunkt stehen dabei Aufnahmen dieser Lieder, die 2012 im Rahmen des Liederprojektes mit dem Carus-Verlag entstanden.