Chronik

Gründungszeit

Stand

Die Donaueschinger Musiktage sind eines der ältesten und traditionsreichsten Festivals für Neue Musik weltweit. 1921 unter fürstlicher Protektion begründet, steht es auch heute noch für alle neuen experimentellen Formen auf dem Gebiet aktueller Musik und Klangkunst. Hier in Donaueschingen wurde und wird Musikgeschichte geschrieben.

1909
Heinrich Burkard wird Fürstlich Fürstenbergischer Musikdirektor.

1913
Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde Donaueschingen; 1. Präsident Georg Mall. Die Gesellschaft ist seit Beginn des Festivals dessen Träger im rechtlichen Sinne.

Juli 1920
Willy Rehberg, Professor an der Mannheimer Musikhochschule, unterbreitet Burkard den Vorschlag, ein "kleines Musikfest für junge aufstrebende Talente" zu veranstalten.

Frühjahr 1921
Berufung des Ehrenausschusses mit Ferruccio Busoni, Siegmund von Hausegger, Arthur Nikisch, Max von Pauer, Hans Pfitzner, Franz Schreker und Richard Strauss.

1921 - 1923
1. Arbeitsausschuss mit Joseph Haas, Eduard Erdmann und Heinrich Burkard.

31. Juli 1921
Das erste Konzert der "Donaueschinger Kammermusik-Aufführungen zur Förderung zeitgenössischer Tonkunst" begründet nicht nur die Tradition der Donaueschinger Musiktage, sondern grundlegend die Kultur der Spezial- und Expertenkulturfestivals. Die Aufführung des Streichquartetts op. 16 begründet den Weltruhm Paul Hindemiths; erstmals vertreten u.a. Alban Berg, Alois Hába, Ernst Krenek, Philipp Jarnach, Anton Webern, Arnold Schönberg, Josef Matthias Hauer.

ab 1924
Paul Hindemith ausschlaggebendes Mitglied des Arbeitsausschusses; Erdmann verläßt den Arbeitsausschuß.

1925
Erweiterung des Programmangebots durch Chormusik; erstmals vertreten: u.a. Igor Strawinsky.

1926
Erweiterung des Programmangebots durch Literatur für Blasorchester. Damit Fortsetzung der Akzentverschiebung auf "Gebrauchs"- und Gemeinschaftsmusik. Gleichzeitig aber auch Präsentation experimenteller Formen und Instrumente wie Jörg Magers "Sphärophon"; mit Oskar Schlemmers "Triadischem Ballett" Ausweitung auf die Tanzbühne; erstmals Originalkompositionen für mechanische Instrumente.

1927
Ortswechsel nach Baden-Baden; Firmierung nunmehr als "Deutsche Kammermusik Baden-Baden". Die Gründe für den Wechsel sind sowohl in den beschränkten Aufführungsbedingungen in Donaueschingen für bestimmte künstlerische Formen zu suchen, wie auch in der Forcierung gebrauchsmusikalischer Aktivitäten - das Festival wird bis 1929 zeitgleich mit dem Flaggschiff der musikalischen Jugendbewegung, der Reichsführerwoche der Musikantengilde, stattfinden; erstmals vertreten: u.a. Hanns Eisler, Kurt Weill, Darius Milhaud.

1928
Neue Akzente: Experimentalvorführungen in Gemeinschaft mit der Gesellschaft für Filmmusik-Autoren Deutschlands, Kammeroper/Zeitoper.

1929
Originalkompositionen für den Rundfunk, Musik für Liebhaber, Filmmusik. Erstmals beteiligt sich der Rundfunk am Festival: die Reichs-Rundfunkgesellschaft gibt finanzielle und technische Unterstützung und der Südwestdeutsche Rundfunk Frankfurt stellt sein Orchester zur Verfügung. Höhepunkte: "Der Lindberghflug" von Bertolt Brecht/Paul Hindemith/Kurt Weill und das "Lehrstück" von Brecht/Hindemith. Finanzielle Schwierigkeiten der Stadt erzwingen das Aus der Baden-Badener Aktivitäten.

1930
Heinrich Burkard verlegt seinen Wohnsitz nach Berlin, wird Programmleiter Musik am Reichsrundfunk; Haas scheidet aus dem Arbeitsausschuss aus, seinen Platz übernimmt Georg Schünemann.

Juli 1930
Unter dem Patronat der "Rundfunkversuchsstelle bei der Staatlich-Akademischen Hochschule für Musik" in Berlin, Gründung des Festivals "Neue Musik Berlin", das die Programmleitlinien der Donaueschinger/Baden-Badener Tendenzen fortführt; thematische Akzente: Rundfunk-Hörspiel, Experimente mit Schallplatten, Lehrstücke und Kinderopern.

1933 - 1945
Die Marmortafel im Rathaus, die zur Erinnerung an die Kammermusikfeste angebracht war, wird beseitigt; unter der künstlerischen Leitung von Hugo Herrmann Gründung eines Musikfestes, das "den nationalsozialistischen Anschauungen" entspricht; Titel der Festivals u.a.: "Donaueschinger Musikfeiern", "Alte und neue Kammermusik aus dem schwäbisch-alemannischen Raum", "Oberrheinisches Musikfest".

Stand
Autor/in
SWR