Werke des Jahres 2007

Klangbuch der imaginären Wesen

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Mario Verandi

In seinem "Libro de los seres imaginarios (Buch der imaginären Wesen)" erforscht der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges alte Bestiarien für die Erstellung eines Handbuches von Fantasiewesen, die in verschiedenen Räumen und Zeiten durch die menschliche Vorstellung entstanden sind. Einige Beispiele sind das Einhorn, der Drachen und der Greif. Andere, wie der Salamander, sind wirkliche Tiere, die ein mythologisches oder imaginäres „Double“ haben, das aus den alten Zeiten stammt.

Bestiarien zeigen uns schöne Bilder und Texte zu den fantastischen Kreaturen, aber wie steht es um ihre Klänge?

Indem sie Borges’ Buch als Inspirationsquelle verwendet, zeigt diese audiovisuelle Installation ein Klangbuch, das imaginäre Klangwelten von sieben Fantasiewesen enthält. Die Klangkompositionen verwenden ausschließlich Aufnahmen von Stimmen, die in Zusammenarbeit mit den Neuen Vocalsolisten Stuttgart entstanden. Der Grund dafür liegt in dem metaphorischen Zusammenhang zwischen den Fantasiegestalten als Produkte menschlicher Vorstellungskraft und dem Klangmaterial, das aus dem menschlichen Körper stammt.

In den Lesesälen im Dachgeschoss der Bibliothek finden die Besucher Fragmente eines Klangbuches, dessen „Seiten“ entfernt und auf verschiedenen Bücherregalen gelagert wurden. Wenn Besucher in den Dachstuhl hinaufsteigen, finden sich die zerstreuten Seiten nunmehr zusammen in einem Buch, das darauf wartet, gehört zu werden.

Die Bilder, die in dieser Installation gezeigt werden, stammen aus dem Bestiary of Anne Walsh (1633) und werden mit freundlicher Genehmigung der Manuskriptabteilung der Königlichen Bibliothek von Kopenhagen verwendet.

Mario Verandi
Übersetzung aus dem Englischen: Lydia Jeschke

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Autor/in
SWR