Jede künstlerische Bewegung seit Anbeginn der Zeit stellt den Versuch dar, mehr von dem, was der Künstler für die Realität hält, auf irgendeine Weise ins Kunstwerk hineinzuschmuggeln. Zola: "Jeder wahre Künstler ist nach eigener Auffassung mehr oder weniger ein Realist." Braques Ziel: "Der Realität so nah wie möglich zu kommen."
- David Shields: Reality Hunger
Hier habe ich jedoch die Ebenen des Selbst und der Identität nur mit nach innen gerichtetem Blick behandelt. Der Grund dafür, dass 2012 so viel interessanter ist als 1912, ist die Tatsache, dass wir nun dieses Ding namens Internet in unserem Leben haben, und dieses Internet-Zeug ist, im McLuhan'schen Sinne, zu einer wahren Veräußerlichung unseres inneren Selbsts geworden – unserer Erinnerungen, unserer Emotionen, eines so großen Teils unseres ganzen Sein- und Zugehörigkeitsgefühls. Das Internet hat etwas genommen, das sich bisher in uns befand, und es nach außerhalb verlegt, es durchsuchbar, zerquetschbar, stehlbar und bastelbar gemacht. Laut William Gibson ist das Internet eine riesige einvernehmliche Halluzination, und in diesem geschichtlichen Augenblick gibt es wenige Menschen, die anderer Meinung sind.
- Douglas Coupland: On Supersurrealism
Ästhetische Erfahrungen und Gegenstände teilen sich jetzt in die binären Kategorien von herunterladbar und nicht-herunterladbar.
- Douglas Coupland: On Craft
Das populäre Vorbewusstsein…, jene stets sich verschiebenden Inhalte, welche – die Annahme ist berechtigt – von der Mehrheit der Individuen in einer gegebenen Gesellschaft zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt ins Bewusstsein gerufen werden können; das, was man "Allgemeinwissen" nennen kann.
- Victor Burgin: The End of Art Theory
Aber das Internet, mit seiner schnellen Wucherung von Memes, erzeugt extremere Formen des Modernismus, als sich der Modernismus selbst je erträumte. (…) Bei dieser Art von Inhalt geht es um die Quantität der Sprache, die uns umgibt, und um die große Schwierigkeit, Bedeutung aus solchen Exzessen zu gewinnen. (…) Diese Formen des Schreibens – Textverarbeitung, Datenbankerstellung, Wiederverwertung, absichtliches Plagiieren, Identitätschiffrierung oder intensives Programmieren, um einige wenige zu nennen – galten traditionell als Phänomene außerhalb der literarischen Praxis. (…) Wir lesen nicht: Wir überfliegen, erfassen, erstellen Lesezeichen, kopieren, fügen ein und leiten weiter. Wir werden zu Informationshortern und Amateurarchivaren, die verzweifelt das Sammeln, Speichern und Verschieben von Artefakten betreiben, mit denen wir niemals interagieren werden.
- Kenneth Goldsmith: The Writer as Meme Machine
- Festivaljahrgänge
- Donaueschinger Musiktage 2014
- Themen in diesem Beitrag
- Jennifer Walshe, THE Total mountain
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