Donaueschinger Musiktage 2004 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 2004: "Und fernhin, ehe alles geschieht"

Stand
Autor/in
Sven Lyder Kahrs
Übersetzung
Lydia Jeschke (aus dem Englischen)
Lydia Jeschke

Es gibt verschiedene Wege, die Vergangenheit der Dinge zu betrachten. Ein meiner Meinung nach recht konstruktiver Weg führt zurück zu den Ursprüngen, zum Nullpunkt, diesem Augenblick der Schönheit, wenn etwas beginnt, zu den Anfängen, in denen sich Zerbrechlichkeit und Stärke ineinander verschlingen. Aus dieser Perspektive werden Qualitäten deutlich, die die subjektiven Erinnerungen übersteigen; und es gibt eine Kontinuität, auch wenn die Dinge sich verändert haben oder verschwunden sind.

Andere Arten der Erinnerung, deren unser Realitätsverständnis bedarf, sind unsicherer; das Leben ist bewegt, flüchtig und in ständiger Veränderung, und es gibt ein immanentes Leiden oder Verlustgefühl in der Erfahrung dieser Diskrepanz zwischen wirklich und "wirklich". Natürlich lässt sich das Verlorene, wirklich genug, wieder finden, aber es gehört damit zu einer anderen zeitlichen Sphäre. Ganz zu schweigen von dem, was auf verschiedenen Ebenen zwischen all diesem liegt.

Solche Überlegungen und Gedanken werden in meiner Komposition als Grundlagen der Klang- und Formbehandlung ausgeführt. Der Titel des Stückes stammt aus einer seltenen Version von Friedrich Hölderlins Am Quell der Donau und versteht sich zugleich als Hommage an das Festival, das selbst als Quelle verstanden werden kann. Auch an André Richard und alle Mitarbeiter des Experimentalstudios der Heinrich-Strobel-Stiftung des SWR geht großer Dank. Das Werk ist dem ensemble recherche gewidmet.