"Echeia" für Streichquartett und Live-Filterung wurde durch Raumresonanzen von der Amphore bis zu Amphitheatern inspiriert und von den Musikern mithilfe von moderner Technologie und uralten akustischen Praktiken realisiert.
Die expressive Verwendung des akustischen Raums ist ein wesentliches Element meiner Musik. Ich war lange Zeit von den Helmholtz-Resonatoren fasziniert, mit denen sich die Raumakustik verändern lässt. In seiner Abhandlung "De architectura" beschreibt der römische Architekt Vitruv detailliert die griechische Technik, ein speziell gestimmtes Bronzegefäß in Amphitheatern mitten im Publikum zu platzieren, um die Grund- und Obertöne der Stimme zu verbessern. Eine verwandte Praxis blühte in den europäischen Kirchen während des Mittelalters, als in den Gewölben und an den Wänden Tongefäße angebracht wurden, um den Hall gewisser Frequenzen abzuschwächen. Jüngste wissenschaftliche Arbeiten prägten meine eigenen Experimente mit Gefäßakustik und der überstarken Übertragung dieser Charakteristika zur Verstärkung und Diffusion von Instrumenten. Ich habe versucht, den Effekt einer resonierenden Amphore für ein Zeitalter zu re-imaginieren, in dem elektronische Verstärkung und eine weit von der Klangquelle entfernte Klangprojektion für selbstverständlich gehalten werden.
Ausgehend davon, dass die Instrumente und der Raum verwandte Resonanzkörper sind, erweitern die Instrumente hier ihr Klangpotenzial über die Grenzen ihres Luftvolumens hinaus – dies mittels virtueller Resonatoren, hergestellt aus einer Kombination von Mikrophonen, Filtern und Monitorboxen. Wenn man über den hölzernen Korpus streicht, entsteht ein weißes Rauschen, das allmählich gefiltert wird und dabei Tonhöhenmaterial aufdeckt. Dieses wird später weiter erkundet, wenn die Saiten gestrichen werden, ähnlich wie eine Meeresmuschel die Umweltgeräusche zu resonierenden Frequenzen bündelt.
Diese "Ersatz"-Resonatoren verräumlichen später das Quartett, indem sie die Frequenzen und Klangspektren filtern – dies in unabhängigen Kanälen über eine Reihe von Lautsprechern, die mitten im Publikum platziert sind. So erweitern sich die Möglichkeiten der Musiker, den Raum, als eine Erweiterung ihrer Instrumente, zu bespielen und schließlich in ihn einzustimmen, gemäß den Verhältnissen des griechischen "vollständigen unveränderlichen Tonsystems". Die Klangquellen sind nach Vitruvs Prinzipien arrangiert, um die harmonischen Strukturen auf körperliche Weise im Publikumsbereich zu verteilen.
Das Streichquartett dauert ca. 16 Minuten, wurde vom SWR für das Calder Quartet in Auftrag gegeben und während eines Stipendiums der Camargo Foundation komponiert.
English
"Echeia" for string quartet and live filtering is inspired by the resonances of spaces, from amphora to amphitheatres, and is realized by the musicians through the mutual assistance of modern technology and ancient acoustic practices.
The expressive use of acoustic space is an essential element of my music, and I have long been fascinated by the use of Helmholtz resonators to alter room acoustics. In his treatise "De architectura", the Roman architect Vitruvius describes in detail the Greek technique of placing specifically tuned bronze vessels among the audience in amphitheatres to enhance the fundamental and overtones of the voice. A related practice flourished in European churches of the medieval period in which clay pots were installed in the vaults and walls to attenuate the reverberation of certain frequencies. Recent scholarship informed my own explorations of vase acoustics and the exaggerated transference of those characteristics to the amplification and diffusion of instruments. I have attempted to re-imagine the effect of resonant amphora for an age in which electronic amplification and the projection of a sound away from its source are taken for granted.
Starting from the premise that the instruments and the room are related resonant vessels, the instruments extend this potential beyond the limits of their volume of air by means of virtual resonators made from a combination of microphones, filters, and monitors. Bowing on the wooden bouts produces white noise that is gradually filtered to reveal pitch material which is explored later when bowing the strings, much in the way that a seashell focuses ambient noise toward its resonant frequencies.
These ersatz resonators later spatialize the quartet by filtering frequencies and spectra in discrete channels through an array of speakers placed among the audience. This expands the capacity of the performers to play the room, as an extension of their instruments, and eventually to tune to it according to the ratios of the Greek 'Perfect Immutable System'. The sound sources are arranged based on principles from Vitruvius to distribute the harmonic structure physically throughout the sphere of the audience.
Approximately 16 minutes in duration, the string quartet was commissioned by the SWR for Calder Quartet, for premiere in October 2016, and was composed during a fellowship at the Camargo Foundation.
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- Nathan Davies, Echeia für Streichquartett und Elektronik