Donaueschinger Musiktage 2016 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 2016: "The Gates für Streichquartett und Orchester"

Stand
Autor/in
James Dillon

Gate [von altnord. gat]: Öffnung, Durchgang, Ein- oder Ausgang. (Oxford English Dictionary)

Das "Tor" [gate] markiert eine Grenze, die Stelle, wo das eine Territorium aufhört und ein anderes beginnt; das "Passieren" stellt einen Übergang dar. Hier ist es die "Fermate" oder "Pause", ein Zeitintervall im Stillstand, das die Grenze definiert, sich zu Bereichen des musikalischen Geschehens hin öffnet oder von ihnen abwendet, von größerer oder geringerer Dichte.

Jedes Musikwerk existiert an der Grenze zwischen Gehörtem und Ungehörtem, zwischen den Takten, zwischen Weltlichem und Geistigem – auf jener Achse, jenem Pol oder jenem Zentrum, das seine eigene Peripherie enthält. Wir sprechen vielleicht von einem "kantigen" Werk oder einer "kantigen" Aufführung, wo der Druck des Eingeschränkten bestimmte Grenzen definiert.

Bei den japanischen Torii markiert das Tor oder oft eine Reihe von Toren zu einem Shinto-Tempel den Eingang in einen heiligen Bereich. Das Eintreten durch das Tor bedeutet auch ein Verzaubern [en'trance, in "Trance" versetzen], ein Entzücken; das Tor als "Ausgang" hat die Funktion, den Aufbruch zu ermöglichen.

English

Gate [from Old Norse gat]; Opening, passage, a means of entrance or exit. (Oxford English Dictionary)

The 'gate' marks a boundary, the point where the one territory stops and another begins, to 'pass through' traces a transition. Here it is the 'fermata' or 'pause' – a suspended time interval which defines boundary, opens into and cuts off areas of musical activity, areas patterned by greater or lesser intensity.

Any musical work exists on the edge between the heard and the unheard, between the measures, between the worldly and the spiritual, that axis, that pole or centre, which contains its own periphery. We may speak of an 'edgy' work or an 'edgy' performance, where the pressure of what is bounded defines certain limits.

Like the Japanese Torii – the gate, or often a series of gates, to a Shinto temple – marks the entrance to a sacred space. To enter through the gate is to 'en'trance', to put into 'trance', to delight; the gate as 'exit' is to enable departure.

Stand
Autor/in
James Dillon