Donaueschinger Musiktage 2007 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 2007: "Piano breathing"

Stand
Übersetzung
Lydia Jeschke (aus dem Englischen)
Lydia Jeschke

Makiko Nishikaze

Das Thema meiner Arbeit ist Hören. Die meisten Leute, mich selbst eingeschlossen, tendieren dazu, sich vom Klang überfluten zu lassen, wenn sie Musik hören. Jedes Mal, wenn ich ein Stück komponiere, bin ich aufs Neue mit dem Problem konfrontiert, das passive Zuhören zu bekämpfen. Ich denke den Prozess des Komponierens gern als das sich Drehen und Wenden eines Flusses, der seinen Weg sucht, und ich hoffe, dass der ähnlich unvorhersehbare Lauf des musikalischen Flusses das Publikum einlädt, nicht passiv, sondern aktiv zu hören.

Das Klavier ist für mich ein besonderes Instrument, zu dem ich immer wieder zurückkomme. Bevor ich Aki Takahashi kennen lernte, hatte ich schon gelegentlich die Idee im Kopf, ein Stück für Klavier und kleines Orchester zu schreiben. Als wir uns trafen, erwähnte ich das, und es dauerte nicht lange, da diskutierten wir, wie das Projekt zu realisieren wäre. Das Stück ist kein Konzert im klassischen Sinne, sondern eher ein Werk für kleines Orchester mit dem Klavier als integriertem Solo-Instrument. Das Klavier führt den musikalischen Fluss, als würde es Fragen stellen und dann entdecken, wie weiterzugehen ist. Das Orchester antwortet, indem es das Klavier begleitet und beleuchtet; gleichzeitig stört oder erdrückt es das Klavier aber zu keiner Zeit. Während ich an dem Stück arbeitete, stellte ich mir häufig Aki Takahashi vor, wie sie mit ihrer Ruhe, Konzentration und Sicherheit den Klavierpart spielen würde.
Atmen bedeutet Leben. Jeder Klang wurde sorgfältig gewogen und platziert. Jeder Klang hat einen Grund dafür, dort zu sein, wo er ist.

Jeder Klang ist lebendig. Alle sind miteinander in einen musikalischen Fluss verwoben, das Klavier wird Orchester, das Orchester Klavier – ein lebendes, atmendes, vereintes Wesen.