Donaueschinger Musiktage 1998 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 1998: "Babylon"

Stand
Autor/in
Fredrik Zeller

Wohlauf, laßt uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, daß keiner des anderen Sprache verstehe!
(1 Moses 11/7)

Es blieb, nachdem dieser Satz gesprochen war, eine Baustelle zurück, auf welcher "Vollbringen" schon immer gleichbedeutend war mit "Erschwernis". Denn: Zersprengt das Kollektiv, welches ermöglicht hätte, das Projekt zu beenden. Denn: Dahin der Zustand, in welchem jedem Ding ein einziger Name zugeordnet war, und in dem sich Aussage mit Bedeutung deckte.

An diesem Ort des unendlichen Übergangs wirken seither die Kräfte einander entgegen.

Entfalten kollidiert mit der Brüchigkeit der Fundamente, die im Nichts verankert sind, und jede Unternehmung entpuppt sich im Nachhinein als Provisorium. Vollendung bleibt Utopie.

šbersetzen ist das Provisorium, welches an die Stelle des für immer entzogenen Verstehens getreten ist. Auf diese Weise findet die allgemeine Anstrengung, die nichts weniger als das Wiederfinden des verlorenen Kollektivs zum Inhalt hat, ihren Laut.

Integrationsstrategien begleiten den Zustand der andauernden Verwirrung, in dem wild und destruktiv die Fliehkräfte walten, die alles Gesagte sogleich ins Uneigentliche wenden, alle Erscheinungen in außenliegende Kontexte schleudern und auf diese Weise garantieren, daß das Mißverständnis auf ewig über dem Verstehen thronen wird.

Und an ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden.
(Joh. Off. 17/5)

Festivaljahrgänge
Donaueschinger Musiktage 1998
Themen in diesem Beitrag
Fredrik Zeller, BABYLON Musik für Orchester
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Fredrik Zeller