Ein Raum-Stück, ausschließlich für den Bühnen-Raum selbst konzipiert. Ein Stück über Impulsfolgen, Druckwellen, das Sich-Fortpflanzen eines Virus. Fast alle Mikrostrukturen laufen nach Innen. Innen ist bei meinem Orchesteraufbau eine Mittelachse, bestehend aus Banjo (bzw. Bandurra), Harfe, Flügel und Schlagzeug. Diese Achse ist Energiezentrum, Spaltpilz und Sammelbecken alles Implodierenden in einem. Links und rechts davon zwei Streicher-Hälften, vierteltönig zueinander versetzt: die Nervenbahnen dieses eigenartigen Körpers. Mindestens genauso sehr wie der Implosionsprozess selbst interessiert mich der Endpunkt dieser Entwicklung: Zertrümmerung, Verheerung, Nichts; Asche. Und doch lag beim Komponieren plötzlich ein mir selbst fremder Gesang über den Trümmern. Weit weg, noch irreal, aber von ferner Schönheit kündend. Wie mich überhaupt an Mikrotonalität nicht die Verfremdung, sondern die andere Schönheit und Expressivität interessiert.
- Festivaljahrgänge
- Donaueschinger Musiktage 2001
- Themen in diesem Beitrag
- Jörg Widmann, Implosion für Orchester
- Verwandte Beiträge
- Mark Andre und Jörg Widmann: "Über"