Navigatore
Renaud Garcia-Fons, Kontrabass
Claire Antonini, Laute, Târ, Zither, Kurdische Tanbura.
Antonio Ruiz, Flamenco-Gitarre.
Bruno Sansalone, Klarinette
Dahmane Khalfa, Carcabas, Saguetes, Tbel, Derbouka.
Negrito Trasante, Schlagzeug, Bombo, Congas, Shaker, Campanas, Cajon, Djembe.
Jean-Louis Matinier, Akkordeon
Pierre Baragno, Dudelsack, Blockflöten
In der Jazzgeschichte gab und gibt es immer wieder Zeiten, in denen Instrumente, die bis dahin für eine jazzgemäße Spielweise nicht geeignet schienen oder deren klangliches Ausdruckspektrum als zu limitiert empfunden wurde, von einzelnen Musikern "entdeckt" wurden, die dann ein "jazzgemäßes" Vokabular für diese Instrumente entwickelten und damit diese Instrumente im Jazz durchsetzten : sogeschehen durch Eric Dolphy mit der Bassklarinette und oder durch Jimmy Smith mit der Hammondorgel Ende der fünfziger Jahre.
Zwei Instrumente, die schon immer im Jazz eine wichtige Rolle spielten, wurden in den letzten Jahren in ihrem Ausdrucksspektrum ganz wesentlich erweitert, nämlich die Tuba und der Kontrabass, deren Rolle bis dahin darauf beschränkt war, die harmonische und rhythmische Basis für das musikalische Geschehen zu schaffen.
Renaud Garcia-Fons - angeregt durch sein Studium bei dem legendären syrischen Bassisten François Rabbath - hat, wie er es selber nennt, eine "große Vision" für sein Instrument entwickelt. Er wollte den Bass von den reinen "Hintergrundfunktionen" befreien und ein Instrument schaffen, das die traditionellen rhythmischen und harmonischen Funktionen mit den Ausdrucksmöglichkeiten eines sogenannten Melodieinstrumentes verbindet. Er spielt einen fünfsaitigen Kontrabass und entwickelte - mehr noch: "erfand" in den letzten Jahren ganz neue pizzicato- und vor allem con arco-Spielweisen in Verbindung mit einer aufs Erstaunlichste kontrollierten Flageolett-Technik. Er erweiterte somit die Ausdrucksmöglichkeiten seines Basses in Bereiche, die bis dahin eigentlich wesentlich höher gestimmten Saiteninstrumenten vorbehalten schienen wie der Gitarre oder der Bratsche. Zudem integrierte er in sein pizzicato-Spiel Techniken der Flamenco-Gitarre und in sein con arco-Spiel die Klänge orientalischer Streichinstrumente wie der indischen Sarangi und der türkischen Kemantche. In der Tat klingt sein gestrichener Bass passagenweise diesen Instrumenten zum Verwechseln ähnlich.
Ein viel mißbrauchtes Schlagwort geisterte in den letzten Jahren vor allem durch die französische Szene: ‚folklore imaginaire’. Gemeint war damit eine Befreiung von überkommenen stilistischen Begrenzungen und den Bindungen an geografisch gewachsene Musiktraditionen. Gesucht wird nicht "Stilreinheit" sondern eine durch die Kreativität eines Musikers geschaffene "imaginäre" Tradition, eine neue Musik, die eine eigene Identität besitzt, welche aus der Auseinandersetzung des schöpferischen Musikers mit den uns heute zugänglichen unterschiedlichsten Musiken entsteht.
Achim Hebgen
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- Donaueschinger Musiktage 2001
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- Renaud Garcia-Fons, Navigatore Project (2001)