miniata L. coloured with red lead, painted with vermilion or native cinnabar. L. rubricate, illuminate (with vermilion).
rubricate /ˈruːbrɪˌkeɪt/ v.tr. 1) mark with red; print or write in red. 2) provide with rubrics. (L rubricare f. rubrica (terra) red (earth or ochre) as writing-material, rel. to rubeus red).
vermillion a bright red pigment made by grinding cinnabar (cinnabar – a bright red mineral form of mercuric sulphide from which mercury is obtained).
(The Concise Oxford Dictionary)
Die Königin des Rots ist Zinnober. Saturnrot. Merkursulfid. Sanguis draconis (Drachenblut), der alchimistische Uroboros, Lindwurm der Philosophen.
(Derek Jarman, Chroma: Ein Buch der Farben, Berlin 1995)
Im mittleren Zustande, wie Zinnober, gewinnt das Rot an der Beständigkeit des scharfen Gefühls:... Leidenschaft, die sich aber durch Blau löschen lässt, wie glühendes Eisen durch Wasser.... dieses Rot glüht, aber mehr in sich...
(Wassily Kandinsky, Über das Geistige in der Kunst, München 1912)
In gewisser Weise macht ein Klang die Stille hörbar – oder zumindest das, was wir als "Stille" bezeichnen. Wie das Licht, das die Dunkelheit sichtbar macht. Wie man Stille einsetzt, ist mindestens so wichtig wie das Komponieren des Klanges. In diesem Zusammenhang konzentriert sich das Komponieren auf die Wahrnehmung des Reichtums des Klanges unter der Oberfläche der besagten "Stille". In miniata wird dies teilweise erforscht, eine Musik an der Grenze zu dem, was ich als neutrale "Weißheit" oder als "Nichts" bezeichnen würde: Klänge, die die Grenze des Geräusches oder der Stille berühren. Der Akt des Komponierens setzt Klang in Bewegung, indem es ihn unter seiner Oberfläche der "Stille" hervorzieht – ihn sichtbar macht.
In diesem Zusammenhang zitiere ich zwei Ausschnitte aus Samuel Becketts Company, die mich während des Komponierens dieses Werkes begleitet haben:
Now and then. In dark and silence to close as if to light the eyes and hear a sound. Some object moving from its place to its last place. Some soft thing softly stirring soon to stir no more. To darkness visible to close the eyes and hear if only that. Some soft thing stirring soon to stir no more. By the voice a faint light is shed. Dark lightens while it sounds. Deepens when it ebbs. Lightens with flow back to faint full. Is whole again when it ceases.
(Samuel Beckett, Company, London 1979)
Oberfläche, Gewicht und das Tasten / der Tastsinn / das Spüren – surface, weight und feel – sind Teil der Realität einer musikalischen Aufführung: das Gewicht des Bogens auf der Saite; die Differenzierung der Berührung des Fingers auf der Klaviertaste; die Dehnung der Muskeln zwischen den Schulterblättern beim Ziehen des Akkordeons; das Einatmen, das dem "gehörten" Ton vorausgeht...
Das Gewicht eines Klanges zu spüren, ist ein unerlässlicher Teil des kompositorischen Prozesses. Es ist mir wichtig, die Geräusche, das Rauschen, die Unreinheit eines Instrumentes oder einer Stimme immer im Bewusstsein zu haben, denn das erinnert uns an die Präsenz eines fehlbaren physischen Körpers hinter dem Klang. In einem reinen Instrumentalwerk ist es sowohl diese physische Präsenz des Musikers und seines akustischen Instrumentes als auch der Klang selbst, von dem die materielle Basis eines Werkes inspiriert wird. In diesem Projekt ist diese Basis gerade durch die Hinzunahme der 36 Vokalstimmen entscheidend intensiviert.
"miniata" ist mein dritter Versuch, mit der menschlichen Stimme zu arbeiten. Es wird kein Text vertont, da ich mich ausschließlich auf das Klangmaterial konzentrieren wollte. Deshalb habe ich das Orchester auf sechs Familien oder Instrumentengruppen reduziert: Klarinetten, Posaunen, Violoncelli, Kontrabässe und Schlagzeug (mit E-Gitarre und Harfe). Hier wollte ich bestimmte Klangflächen, Farbpaletten, Gruppierungen von Instrumenten und Stimmen in verschiedenen Konstellationen sowohl gegeneinander bearbeiten als auch miteinander verschmelzen.
- Festivaljahrgänge
- Donaueschinger Musiktage 2004
- Themen in diesem Beitrag
- Rebecca Saunders, miniata für Akkordeon, Klavier, Chor und Orchester
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