Das Erhabene und das Schöne schließen einander wechselseitig aus. Die Dichotomie ist nicht so simpel wie in Dennis' Gegenüberstellung [John Dennis, britischer Autor um 1700, schrieb nach der Überquerung der Alpen einen der ersten Texte über das Erhabene, Anm. d. Red.], aber im selben Maße antithetisch wie Licht und Dunkelheit. Schönheit mag durch Licht akzentuiert werden, aber sowohl intensives Licht als auch intensive Dunkelheit sind erhaben in dem Maße, in dem sie die Sichtbarkeit eines Objekts auslöschen können.
Der Grund dafür, dass ein großartiges Kunstwerk so anregend ist, liegt darin, dass es nicht vor allem schön ist, sondern erhaben. Während die Schönheit eines Kunstwerkes Liebe oder Bewunderung hervorrufen mag, erweckt die Erhabenheit eines Kunstwerkes Ehrfurcht oder Erstaunen über seine Rätselhaftigkeit und Kraft. Erstaunen ist jener Zustand der Seele, in dem alle ihre Bewegungen unterbrochen sind.
Edmund Burke (aus: Edmund Burke, A Philosophical Enquiry into the Origin of Our Ideas of the Sublime and Beautiful, 1756) (Übersetzung aus dem Englischen: Lydia Jeschke)
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- Saed Haddad, The Sublime für Ensemble
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