Die instrumentalen Besetzungen von Arnold Schönbergs Kammersymphonie und Edgard Varèses "Octandre" galten lange Zeit als Vorbilder für die Zusammensetzungen von Ensembles der neuen Musik. Tabuisiert war die Frage, ob es sich dabei um eine notwendige oder notdürftige instrumentale Reduzierung handelte, ob sie der institutionellen Situation geschuldet war oder dem Kunstwollen der Autoren entsprang. Heute ist sie ohnehin nicht mehr von Belang. Insbesondere in den vergangenen zehn Jahren haben sich Ensembles konstituiert, die neue Besetzungstypen in alle Richtungen ausloten.
Die Donaueschinger Musiktage thematisieren in diesem Jahr die veränderten Akzentuierungen und Interdependenzen von Musik und Maschine in medialen Mischkonstellationen am Beispiel neuer Ensembleformationen, die auf einen Mix setzen, der auf der einen Seite aus simplen elektronischen Instrumenten besteht, auf der anderen von einer kleinen, aber sehr spezifischen Gruppe akustischer Instrumente geprägt wird, bei der elektro-akustische Instrumente wie E-Gitarre oder E-Geige eine verbindende Funktion zwischen den unterschiedlichen Medien übernehmen. Eingeladen wurden mit asamisimasa, Nikel, Nadar und ascolta vier junge Ensembles aus Norwegen, Israel, Belgien und Deutschland. Ein zentrale Rolle im aktuellen Festival nehmen zudem das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, SWR Vokalensemble Stuttgart sowie das Experimentalstudio des SWR ein. Zum Kosmos der veränderten Ensemblekonstellationen zählt das Ausloten der neuen komplexen Beziehungen von Technik und Körper, zählt die Perspektive der Live-Erfahrung, die trotz aller vielfältiger aktueller Entwicklungen im Bereich der Speichermedien von zentraler Bedeutung geblieben ist bzw. gar an Bedeutung gewonnen hat, zählen die Fragen nach den Handlungsträgern des künstlerischen Geschehens und den medialen Transportformen und Transformationen der einzelnen Medien. Wer bestimmt das Geschehen: der Mensch oder die Maschine? Wie interaktiv-kommunikativ ist das Verhältnis dieser beiden Akteure innerhalb der neuen Ensemblekonstellationen? Zur Uraufführung kommen 28 Kompositionen von Künstlern aus 15 Nationen.
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