Musik nach Corona

Opernhäuser und Dirigenten fordern Regeln für epidemieverträgliche Aufführungen

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"Nicht nur Möbelhäuser und die Fussball-Bundesliga haben klare Regeln für einen Neuanfang verdient", meinen Deutschlands Chefdirigenten. Auch für Opernhäuser und Orchester bedürfe es Regeln und einen schnellen Neustart.

Marcus Bosch, künstlerischer Leiter der Norddeutschen Philharmonie
Der derzeitige Vorstand der GMD- und Chefdirigentenkonferenz Marcus Bosch - in besseren Zeiten auch tätig als Künstlerischer Leiter der Norddeutschen Philharmonie

Sieben Opernhäuser aus Nordrhein-Westfalen fordern eine baldige Wiederaufnahme des Vorstellungsbetriebes. Demnach soll die Politik "einen realistischen und zügigen Zeitplan" erarbeiten und "dafür in einen direkten und konstruktiven Dialog mit den Kulturschaffenden" treten. Ziel dieses Dialoges müsse es sein, "den Vorstellungsbetrieb baldmöglichst, jedoch spätestens ab dem 1. September 2020, wiederaufzunehmen", hieß am Freitag, 1. Mai, in einer Mitteilung der Opernhäuser, die sich auf Initiative des Theaters Dortmund zusammengeschlossen hatten.

Man sei "in der Lage, Stückauswahl, Inszenierungen und das Besuchermanagement so anzupassen, dass diese den medizinischen und hygienischen Vorgaben entsprechen". Notwendig sei allerdings "eine ausreichende Vorlaufzeit von zehn Wochen zwischen Ankündigung und Inkrafttreten von Lockerungen bestehender Einschränkungen", so die Opernhäuser.

"Ferner könnte man beispielsweise darüber nachdenken, für eine Übergangszeit bei größer besetztem Repertoire einzelne Chor- oder Orchesterstimmen über Teilplayback einzuspielen und so die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten."

Dirigenten fordern belastbare Vorgaben für Wiederaufnahme

Zuvor hatten auch die deutschen Generalmusikdirektoren (GMD) und Chefdirigenten die Regierung aufgefordert, für klare Regelungen beim Neuanfang des institutionellen Musiklebens zu sorgen. Die Dirigenten sehen für die Wiederaufnahme des Musikbetriebs viele Möglichkeiten, um die notwendigen Abstandsregeln einzuhalten. Doch für alle Lösungsansätze brauche es "jetzt dringend klare und belastbare Rahmenbedingungen und Vorgaben seitens der Politik bzw. der Gesundheitsämter", mahnte die als Verein organisierte GMD- und Chefdirigentenkonferenz in dem offenen Brief vom 28. April.

"Klein besetzte Werke, zum Beispiel aus dem Barock und der Klassik, stellen einen riesigen Fundus dar, bei denen Streicher*innen und Dirigent*innen mit Mundschutz arbeiten könnten."

Deutsches Musikleben droht Schaden zu nehmen

In dem Brief der Dirigenten an die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, und die Ministerpräsident*innen betont das Gremium zwar die Risiken eines zeitigen Wiederbeginns des Musiklebens, warnt aber auch vor einem Fortbestand der Schließungen. Ohne zeitliche Perspektive werde "das deutsche Musikleben und die weltweit einzigartige Stadttheaterlandschaft einen irreparablen Schaden nehmen." Dirigenten und Orchester stünden allerdings bereit, um mit "überraschenden und spannenden Formaten" wieder schnell ihr Publikum zu finden, das sie bereits vermisse.
Die GMD- und Chefdirigenten-Konferenz vertritt aktuell über 60 aktive und ehemalige GMDs und Chefdirigenten des deutschsprachigen Raums.

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SWR