Seit zwölf Jahren Stammgast im Festspielhaus Baden-Baden
Alle lieben Yannick – und das ist kein Wunder. Der Chefdirigent der Metropolitan Opera in New York ist 1,62 Meter große, pure Energie und passt so gar nicht ins Bild des klassischen Dirigenten. Seine Outfits sind stylisch, sein Auftreten allürenfrei und auf die linke Wade hat er sich einen Löwen tätowiert. Auch auf Instagram gibt sich der Star-Dirigent nahbar.
Seit zwölf Jahren ist Yannick Nézet-Séguin Stammgast bei den Sommerfestspielen in Baden-Baden und führt damit eine Tradition fort: Vor 100 Jahren war das MET Orchestra zum ersten Mal in der Stadt.
Benedikt Stampa: „Er sieht wirklich nicht aus wie ein Dirigent, sondern wie ein Model“
„Also, eines was mir immer wieder auffällt, wenn ich bei den Sommerfestspielen bin mit Yannick ist, wie er sich anzieht. (...) Er hat den Mut zur Mode und er trägt immer so kurze Hosen mit T-Shirts von Gucci, dann auch tolle Sneakers, hat ein Tattoo auf der Wade. Also er sieht wirklich nicht aus wie ein Dirigent, sondern wie ein Model“, sagt Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa in der SWR Kultur Doku „Von Weltstars und Entenküken – 25 Jahre Festspielhaus Baden-Baden“.
Yannick Nézet-Séguin: „Jeder Teil von Dir sollte die Musik verkörpern“
Geboren wurde Yannick Nézet-Séguin 1975 in Montreal. Fünf Jahre später bekam er Klavierunterricht und sang in einem Kirchenchor mit. Mit zehn Jahren fragte er den Chorleiter, ob er auch mal dirigieren dürfe und nachdem er die Kanadische Nationalhymne dirigiert hatte, war ihm klar: Genau das will ich machen.
„Innerlich musst Du eine genaue Vorstellung davon haben, was du erreichen möchtest. Und dann sind die Hände nur noch eine Verlängerung dessen, was Du im Kopf hast. Aber es sind sowieso nicht nur die Hände – auch die Augen, die Schultern, die Füße – jeder Teil von Dir sollte die Musik verkörpern, für das, was Deine innerliche Vorstellung vorgibt“, erläutert Nézet-Séguin in einem Video-Porträt der Elbphilharmonie sein Verständnis eines guten Dirigats.
Joyce DiDonato: „Er bringt in alles einen Funken Magie“
Inzwischen hat er unzählige Orchester dirigiert, Preise gewonnen, drei Ehrendoktor-Titel verliehen bekommen und wurde 2014 zum ECHO Klassik Dirigent des Jahres gewählt.
Lisa Batiashvili: „Wenn er anfängt zu dirigieren, dann werde ich wirklich ich“
Wirklich gute Musik entsteht in der Symbiose – im Idealfall zwischen Musiker*innen und Dirigent*in. In eine enge Beziehung zu seinem Orchester zu treten, darum geht es dem kanadischen Dirigenten:
„Es geht insofern um Kommunikation, als dass es darum geht, echte Nähe aufzubauen, sodass es sich fast anfühlt wie Kammermusik – aber halt mit vielen Menschen“, sagt Nézet-Séguin im Video-Porträt der Elbphilharmonie.
Was eine enge Beziehung zum Dirigenten bewirken kann, weiß auch die berühmte Violinistin Lisa Batiashvilli.
„Das ist eine ganz besondere Freundschaft. Es ist natürlich eine musikalische Freundschaft, aber wir sind auch im Backstage Freunde, sozusagen auch auf der Tour. Und was auf der Bühne passiert, ist wieder etwas, was man manchmal gar nicht richtig erklären kann. Es ist so eine Einheit. Man kommt einfach zusammen, es passiert etwas auf der Bühne, weil man da zusammensteht. Wenn ich den ersten Moment sehe, wenn er anfängt zu dirigieren, dann werde ich wirklich ich“, sagt Batiashvili gegenüber dem SWR. Und wenn die Beziehung zwischen Orchester und Dirigat stimmt, dann spürt das auch das Publikum.
Erleben kann man Yannick Nézet-Séguin in der SWR Kultur Doku „Von Weltstars und Entenküken – 25 Jahre Festspielhaus Baden-Baden“:
ARD Mediathek SWR Kultur Doku: Von Weltstars und Entenküken – 25 Jahre Festspielhaus
Sommerfestspiele 2023: Das Metropolitan Orchestra New York gastiert in Baden-Baden. Der Gebäudemanager rettet Entenküken vom Dach. Seltene Einblicke zum 25. Geburtstag des Festspielhauses.