Eine Biografie von Viveca Servatius

Constanze Mozart

Stand
Autor/in
Dorothee Riemer

Buch-Tipp vom 9.1.2019

Constanze Mozart ist in der Musikwelt keine Unbekannte. Der Ehefrau von Wolfgang Amadeus Mozart ist schon immer in der Mozart-Verehrung und in der Mozart-Forschung eine gewisse Aufmerksamkeit zugekommen. Die schwedische Musikwissenschaftlerin Viveca Servatius hat nun eine neue, sehr umfangreiche Biografie Constanze Mozarts vorgelegt.

Ein Stoßseufzer der schwedischen Autorin Viveca Servatius, den sie reichlich spät ausstößt. Das Kapitel, in dem Musikwissenschaftlerin Servatius all die früheren Texte vorstellt, die das Bild von Constanze Mozart – negativ und positiv – geprägt haben, wird erst am Ende des Buches aufgeschlagen. Das ist schade. Es würde dem Buch deutlich mehr Klarheit geben, stünde dieser „Forschungsstand“ am Anfang ihrer Ausführungen. Denn es existiert eine lange Liste der misogynen Verunglimpfungen von Constanze Mozart, historischer Ballast, der sozusagen ausgefiltert werden muss.

Viveca Servatius ist nicht die erste Biografin, die mit Vorurteilen in Constanze Mozarts Biografie aufräumen möchte. Dennoch, wie so viele vor ihr, füllt auch Servatius hin und wieder die Lücken in Constanze Mozarts Leben und Wirken mit Vermutungen und Spekulationen. Natürlich: sehr gut informiert über die historischen Umstände, meistens hoch-plausibel und mit den besten Absichten, aber: Es sind und bleiben doch Vermutungen. Damit macht sie sich an einigen Stellen angreifbar.

Trotzdem: Servatius Buch ist äußerst verdienstvoll und liest sich dazu noch sehr gut. Constanzes Leben ist hier umfassend und bis ins Detail dargestellt – und zwar von ihrer Ursprungsfamilie über die neun Jahre mit Mozart, bis zu der langen Zeit nach Mozarts Tod, die sie vor allem an der Seite Georg Nikolaus Nissens verbrachte: Jeder Schritt, jeder Umzug, jede Begegnung, jeder Brief, jede Entscheidung wird hier bedacht.

Das besondere an Servatius dickem Constanze-Mozart-Buch ist, dass sie alle Details und alle Informationen aus den Quellen immer in einen Kontext bringt. Wir erfahren zum Beispiel detailliert, was im Musikleben in Kopenhagen um 1810 so vor sich geht, denn hier lebt Constanze Mozart, jetzt verheiratete Nissen, immerhin zehn Jahre. Auch werden all die vielen Menschen, mit denen Constanze Mozart zusammentrifft oder in Kontakt steht näher vorgestellt. Und natürlich steht auch immer wieder Constanze Mozarts Ringen um Mozarts Nachlass und Ruhm im Mittelpunkt.

Viveca Servatius breitet in ihrem Buch ein ganzes Panorama des späten 18. und frühen 19. Jahrhundert vor uns aus und mittendrin lernen wir eine faszinierende Frau kennen, die als Nachlassverwalterin Musikgeschichte geschrieben hat. Servatius‘ Mozart-Wälzer ist eine notwendige Ergänzung in der Bibliothek eines jeden Musik-Liebhabers und Mozart-Fans.

Buch-Tipp vom 09.01.2019 aus der Sendung SWR2 Treffpunkt Klassik

Stand
Autor/in
Dorothee Riemer